piwik no script img

Deutschland-Tour im RadsportRelaunch mit Rückenwind

Im August 2018 soll auch Deutschland wieder seine Radrundfahrt bekommen. Sie ist allerdings nicht mehr als vier Etappen lang.

Das war die bisher letzte Deutschlandtour: das Peloton 2008 vor dem Landtagsgebäude von Rheinland-Pfalz Foto: imago/Martin Hoffmann

Ittingen taz | Deutschland bekommt wieder eine Landesrundfahrt – das war die schöne Nachricht im Stufenbau von Ittingen. In dieser Ikone der Industriearchitektur bei Bern stellten Tourorganisator ASO und der Bund Deutscher Radfahrer die Deutschland-Tour vor.

Das Problem war, dass die Einlader am Ruhetag der großen Tour de France noch gar nicht so viel zu erzählen hatten. Gerade einmal der Zeitpunkt, die Dauer und die Kategorie stehen fest: Vier Tage im August 2018. „Wir werden sie mindestens auf der HC-Kategorie im UCI-Kalender anmelden. In den kommenden Jahren soll sie dann auf eine Woche anwachsen“, meinte Claude Rach, Strategy and Business Manager der ASO. Auf HC-Niveau rangieren im UCI-Radsportkalender derzeit auch das Eintagesrennen Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt und der Münsterland-Giro im Rahmen der Europe Tour. Ein Top-Einstieg ist das nicht unbedingt.

Aber den will die ASO auch gar nicht. Trotz großer Prominenz bei der Präsentation – Tourdirektor Christian Prudhomme war dabei und ASO-Generaldirektor Yann Le Moenner – ist Grassroot-Feeling angesagt. Prudhomme betonte zunächst einmal die Wichtigkeit des Standorts Deutschland.

„Deutschland ist ein großes Land, das große Radsportler besitzt. Deshalb wollen wir 30 Jahre nach dem Grand Depart in Berlin auch zurück nach Deutschland“, begründete er zunächst den Grand Depart der Tour de France 2017 in Düsseldorf. Er lobte auch die in seinen Augen „beeindruckende Entwicklung“ in den letzten Jahren: „Sehr viele Leute fahren Rad im Alltag. Bei den Etappen der Tour gab es ein begeisterndes Publikum. Es gibt auch viele große Rennfahrer; ARD ist zurückgekommen zur Liveberichterstattung.“

Eine ganz neue Art von Event

Den für Düsseldorf erwarteten Rückenwind will Prudhomme dann auch für den Relaunch der Deutschland-Tour nutzen. Ganz auf den Profisport allein vertraut die ASO dabei allerdings nicht. Eine ganz neue Art von Event solle kreiert werden, so ASO-Manager Rach: „Es soll ein Profiradrennen und 100 andere Aktivitäten geben, von Jedermannrennen über Plattformen für Lifestyle, Ernährung und Design bis hin zur Entwicklung von eigenen Ideen der Menschen.“

„Deutschland – Deine Tour“, heißt daher das Motto, unter dem demnächst auch eine Website geschaltet wird. Dass es mit den konkreten Fakten über Strecke und Startorte noch hapert, hat auch mit dem Anspruch der Organisatoren zu tun. „Jeder soll seine Ideen einbringen“, wünscht sich Rach. Sogar Ideen für die Streckenführung können per Website abgegeben werden.

Die Organisation selbst wird aber nicht ganz auf Freiwilligenbasis erfolgen. Etwa 40 der insgesamt 260 fest angestellten Mitarbeiter der ASO werden zeitweise für die Deutschlandtour-Planung abgestellt. Einen Renndirektor wird es auch geben. Wohl einen Deutschen. „Er soll ja die Strecke kennen“, meinte Rach.

Schon 1939 gab es die „Großdeutschlandfahrt“

Dass die Deutschland-Tour nun noch weitere zwei Jahre auf sich warten lässt und dann auch nur zunächst für vier Etappen geplant ist, beunruhigte John Degenkolb nicht. Der Giant-Profi war bei der Präsentation dabei und meinte: „Es ist gut, so klein anzufangen und sich langsam zu entwickeln. Ich weiß, wie aufwendig es ist, allein ein Eintagesrennen aufzubauen.“

Ans Warten in Sachen Deutschland-Tour hat man sich ohnehin gewöhnt. Die letzte fand 2008 statt. In den 105 Jahren seit der Erstaustragung fand sie gerade einmal 32 Mal statt und wurde auch einmal – 1939 – als „Großdeutschlandfahrt“ ausgetragen.

In der NS-Zeit war diese „Großdeutschlandfahrt“ mit über 5.000 Kilometern Streckenlänge länger als die Tour de France des gleichen Jahres. „Deutschland – Deine Tour“ hat da doch eine kleinere Dimension.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!