Deutsches Atomforum in Berlin: Panne bei der Kommunikation
Wollte das Deutsche Atomforum auf seiner Jahrestagung keine Presse haben? Zuerst gab es seltsame Absagen an Medienvertreter. Jetzt soll nächstes Jahr alles anders werden.
BERLIN taz | Die deutsche Atomkraftwirtschaft fühlt sich offenbar noch immer von den Ereignissen in Fukushima überrumpelt. Fast der ganze politische Teil ihrer am Dienstag in Berlin beginnenden dreitägigen Jahrestagung wurde wegen der "dynamischen politischen Rahmenbedingungen" auf einen unbestimmten Termin verschoben, wie die Pressestelle des Deutschen Atomforums schreibt.
Verwirrung gab es auch um die Frage, ob Journalisten eigentlich von der Tagung berichten dürfen oder nicht. In einer Pressemitteilung aus dem Anti-AKW-Protestspektrum, die auf www.atomforum-blockieren.de erschien, heißt es, Presse sei bei der Tagung gar nicht erwünscht.
Diese Behauptung, die die Tageszeitung Neues Deutschland ungeprüft druckte, basiert auf einer E-Mail, die der Journalist und Blogger Lothar Lochmeier am 13. April veröffentlichte. Die Antwort auf sein Akkreditierungsgesuch für den Kongress lautete nämlich lapidar: "Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sich der Veranstalter aufgrund der aktuellen Situation gegen die Akkreditierung von Journalisten zur Tagung ausgesprochen hat."
Gegenüber der taz erklärt der Pressesprecher des Deutschen Atomforums, Maik Luckow, dass dieser Satz von der Kongressagentur zu verantworten und nicht mit dem Atomforum abgestimmt worden sei. Drei Personen sei ein solcher Bescheid zugegangen.
Anti-Atomkraft-Aktivisten haben am Sonntag auf dem Alexanderplatz ein Protestcamp aus Zelten und Bühnen errichtet. Die Aktion wendet sich gegen die "Jahrestagung Kerntechnik" des Deutschen Atomforums und der Kerntechnischen Gesellschaft (KTG) vom 17. bis 19. Mai im benachbarten Berliner Congress Center (BCC), sagte eine Sprecherin der Aktivisten. Die Kampagne wurde von der Berliner Vollversammlung gegen Atomanlagen organisiert, in der linke und grüne Gruppen sowie Bürger und Aktionsbündnisse vertreten sind. Für den Auftakt der Jahrestagung kündigten die Aktivisten eine Blockade des BCC an. Bereits am Montag wollen sie mit einer Demonstration gegen die Tagung protestieren. (dapd)
Eine davon habe sich daraufhin beim Atomforum beschwert und so eine Richtigstellung erhalten: Sich für ein Medium zu akkreditieren sei mit einem entsprechenden Nachweis stets möglich gewesen. Die anderen beiden Betroffenen seien aber nicht noch einmal angeschrieben worden.
Die Akkreditierung sei nicht restriktiver als in den vergangenen Jahren, sagt Luckow. Im nächsten Jahr werde das Akkreditieren jedenfalls aufgrund der Kommunikationspanne vom Atomforum selbst abgewickelt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!