piwik no script img

Deutscher Auftritt bei Handball-WMQualität in der Breite

Nach überzeugender Vorrunde warten auf die deutschen Handballer bei der WM anspruchsvolle, aber lösbare Aufgaben. Die Stimmung ist bestens.

Sprunggewaltig: Djibril M'Bengue durfte beim Sieg gegen Algerien erste WM-Erfahrungen sammeln Foto: imago

Das Wort „Spanien“ war ihm vielleicht nur herausgerutscht. Trotzdem wirkte es so, als sei Kai Häfner bei aller Betonung der nächsten, wichtigen Aufgabe schon ein paar Schritte weiter. Spanien könnte der Gegner der deutschen Handball-Nationalmannschaft am Mittwoch in Danzig sein, Viertelfinale. Aber weil der DHB Beschäftigungen mit späteren als dem unmittelbaren Kontrahenten unter Strafe gestellt hat, war das bei Häfner am Mittwochvormittag im Pressekonferenzraum der Arena Spodek in Kattowitz sicher nur ein Versprecher. Oder?

Tatsächlich sind es zwei Dinge, die gerade die Fantasien der deutschen Handballfans beflügeln. Da ist zum einen die überraschend überzeugende Vorrunde. Alle Spiele hat das Team von Bundestrainer Alfred Gislason in der Staffel E gewonnen; am Dienstagabend war ein 37:21 (16:9) gegen schwache Algerier hinzugekommen. Deutschland B hatte die Nordafrikaner mit Spielwitz und Klasse auseinandergenommen; die Stammspieler schauten von der Bank zu.

Mit vier Punkten geht der DHB nun in die Hauptrunde, die am Donnerstag um 18 Uhr mit dem Spiel gegen Argentinien beginnt. Danach kommen schwerere Brocken; die Niederlande am Samstag um 20.30 Uhr und zwei Tage später Norwegen zur gleichen Uhrzeit. Das ist nicht ganz einfach, aber zum anderen auch nicht extrem kompliziert, und da Form und Zusammenhalt im Team stimmen, wirkt das Viertelfinale gerade machbar.

Dort könnte es dann gegen Spanien oder Frankreich weitergehen auf dem erhofften Weg ins Finale am 29. Januar in Stockholm. „Das Turnier fühlt sich bisher sehr, sehr gut an“, sagte Kai Häfner, „wir haben uns eine gute Ausgangslage verschafft. Alle sind gut im Turnier angekommen.“

„Zweiter Anzug passt“

Das konnte der erfahrene Rückraumspieler behaupten, weil am Dienstag auch Djibril M’Bengue erste WM-Erfahrungen sammeln durfte. Paul Drux, Rune Dahmke, Simon Ernst und Luca Witzke, sie alle waren im Einsatz. Die Qualität litt darunter nicht – was auch am Gegner lag. Mit seinem typischen breiten Grinsen sagte Jannik Kohlbacher: „Der zweite Anzug passt immer besser. Alfred kann beruhigt wechseln.“

Neben schönen Anspielen (Rune Dahmke) und feinen Toren vom Kreis (Kohlbacher, zehn) imponierten die Abstimmung der Abwehr und die Tatsache, dass diese neue Sieben ohne die Eingespieltheit und Sicherheit der Stammspieler sehr gut harmonierte. Klar, der Gegner aus Nordafrika ließ hinten Lkw-große Lücken und zielte vorn schlecht. Aber so luftig und inspiriert wie die Bankdrücker ihre Chance nutzten, gleichermaßen ernsthaft und konzentriert auftraten, muss man das erst mal hinbekommen. Spielmacher Witzke sagte: „Jeder hat Selbstvertrauen getankt. Ich denke, in dieser Mannschaft steckt viel Potenzial – es kann noch weit gehen.“

Wie weit, da lehnte sich niemand aus dem Fenster. Rune Dahmke aus Kiel sagte: „Wir haben es in der Vorrunde besser gemacht, als vielleicht mancher erwartet hat. Wir haben eine junge Mannschaft mit guter Stimmung. Aber jetzt müssen wir auch vorsichtig sein, dass wir nicht zu aufgeregt sind. Es war nur die Vorrunde.“ Von früheren Turnieren kennt man es, dass die Deutschen gut starteten, dann aber im Messen mit den Großen das Nachsehen hatten.

Angenehm ist für den Moment, dass der DHB-Tross nicht umziehen muss. Auf der ihrigen Etage im zentralen Novotel in Katowice können Spieler und Stab die gesamte Hauptrunde wohnen bleiben. Bis Donnerstag und darüber hinaus nun soll alles in den gewohnten Bahnen aus Training, Videoanalyse und Spieltagsvorbereitung bleiben.

Wenn alles nach Plan weitergeht, können sich die deutschen Handballer nächsten Dienstag mit dem Umzug nach Danzig beschäftigen. Das wäre ja früh genug. Und dann könnte der Gegner tatsächlich Spanien heißen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!