Deutsche Politikerin in Istanbul verhaftet: Vorwurf der PKK-Sympathie
Die türkische Polizei hat die Linkspartei-Politikerin Feleknas Uca verhaftet. Ihr wird Unterstützung der PKK vorgeworfen, weil sie sich für die Rechte der Kurden einsetzt.
ISTANBUL afp | Die türkischen Behörden haben die kurdischstämmige deutsche Politikerin Feleknas Uca in Istanbul festgenommen. Die 36-Jährige stehe unter dem Verdacht, die kurdische Rebellenguppe PKK unterstützt zu haben, berichtete die Internetausgabe Radikal am Donnerstag unter Berufung auf Ucas Anwalt. Zudem waren nach Medienberichten im Koffer der Politikerin 248 Päckchen mit Vitaminpräparaten gefunden worden, die Uca nicht verzollt hatte. Die Präparate waren demnach für hungerstreikende kurdische Häftlinge im Südosten der Türkei gedacht.
Die in Celle geborene Uca, die bis 2009 für PDS und Linkspartei im Europarlament saß, war den Berichten zufolge am späten Mittwochabend von Köln nach Istanbul geflogen. Vor ihrer geplanten Weiterreise ins südostanatolische Diyarbakir sei die Politikerin festgenommen worden. Vitamin B1 wird bei Hungerstreikenden eingesetzt, um gesundheitliche Spätfolgen der Aktion zu verhindern.
Ucas Anwalt Ramazan Demir sagte Radikal, die deutsche Politikerin sei bei ihrer Vernehmung durch die Polizei nackt ausgezogen und untersucht worden. Die Behörden hätten es abgelehnt, einen Dolmetscher zu rufen, um Uca in kurdischer Sprache zu vernehmen; eine Vernehmung auf Türkisch habe sie abgelehnt. Sie spreche nur Kurdisch und Deutsch.
Mit dem Hungerstreik wollen mehrere hundert kurdische Häftlinge mehr Sprachfreiheit für die türkischen Kurden sowie bessere Haftbedingungen für den Gründer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), Abdullah Öcalan, durchsetzen.
In den vergangenen Tagen hatten sich mehrere kurdische Parlamentsabgeordnete der Aktion angeschlossen, darunter auch Leyla Zana, die bekannteste Kurdenpolitkerin des Landes. Ein Anfang der Woche ins Parlament eingebrachter Gesetzentwurf der Regierung, mit dem die Verwendung der kurdischen Sprache vor türkischen Gerichten erlaubt werden soll, hat den Hungerstreik nicht beenden können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier