: Deutsche Bank wird fit und schlank
■ Börse honoriert Reformen an der Spitze und Personalabbau bei der weltweit neuntgrößten Bank
Frankfurt/Main (dpa/taz) –Der Aktienmarkt reagierte prompt und positiv: Weil die Deutsche Bank ihre Führungsstruktur umgekrempelt hat, wuchs das Interesse der Anleger am Branchenprimus im deutschen Geldgewerbe schlagartig. Mit dem Umbau an der Spitze gilt die Deutsche Bank als gerüstet, im internationalen Wettbewerb weiter nach vorne zu kommen: Sie hat ihre weltweiten Geschäftsaktivitäten in vier Unternehmensbereichen gebündelt und diesen auch die volle operative Verantwortung übertragen. Der zwölfköpfige Vorstand behält die strategische Leitung des Konzerns.
Mit den Reformen an der Spitze erkennen die Banker an, daß der Riesenkonzern vom Vorstand allein nicht mehr zu überblicken ist. Debakel wie bei der beinahe pleite gegangenen Metallgesellschaft oder beim geflohenen Immobilienhai Schneider sollen nicht mehr geschehen, indem mehr Verantwortung nach unten delegiert wird. Weniger Hierarchiestufen, mehr Eigenverantwortung, heißt das Zaubermittel.
Der Umbau an der Spitze bildet laut Vorstandssprecher Hilmar Kopper „den Schlußstein in dem seit Jahren betriebenen Umbau des Konzerns Deutsche Bank“. Dabei fielen allein zwischen 1993 und 1995 im Inland rund 15 Prozent der Stellen dem Rotstift zum Opfer, im laufenden Jahr soll die Belegschaft um rund 1.500 reduziert werden. Ende 1995 standen konzernweit 74.000 Beschäftigte in Diensten der Deutschen Bank.
Erst kürzlich wurden bankintern alle Titel abgeschafft: Generalbevollmächtigte gibt es nicht mehr, ebenso die vielen Direktoren. Nach der Radikalkur wies die Deutsche Bank mit 2,1 Milliarden DM im Geschäftsjahr 1995 den zweithöchsten Reingewinn ihrer Geschichte vor. Das Institut liegt weltweit nach dem Einstieg beim Londoner Investment-Haus Morgan Grenfell unter den zehn Größten an neunter Stelle. Nach eigenem Bekunden will die Deutsche Bank bald schon zu den großen Fünf zählen.
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