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Deutsche Bahn spricht mit EurostarOhne Umstieg nach London

Die Deutsche Bahn verhandelt mit Eurostar über eine Direktverbindung aus Frankfurt nach London. Doch die Hürden sind zahlreich und hoch.

Ein paar Jahre würde es noch dauern, aber immerhin gibt es Gespräche, um aus Deutschland mit dem Zug direkt nach London zu kommen Foto: Julia Kilian/dpa

Berlin dpa | Zugreisen von Deutschland nach Großbritannien könnten für Passagiere in wenigen Jahren deutlich einfacher werden. Die Deutsche Bahn ist in Gesprächen mit der Bahngesellschaft Eurostar zu einer Direktverbindung nach London, wie ein Bahn-Sprecher in Berlin mitteilte.

„Wir sind vom großen Potenzial einer Direktverbindung überzeugt“, hieß es. „Die schon jetzt bestehende vertriebliche Kooperation mit Eurostar wollen wir gerne ausweiten und begrüßen daher die Beschaffung neuer Züge seitens Eurostar.“

Die Deutsche Bahn bestätigte damit einen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Demnach will Eurostar im nächsten Jahrzehnt sein internationales Angebot deutlich ausweiten und vor allem die Verbindungen nach Deutschland und in die Schweiz „in den frühen Dreißigerjahren“ kräftig aufstocken.

Dann sollen täglich vier Züge zwischen Frankfurt und London unterwegs sein – auf direktem Weg, ohne Umsteigen, mit einer Reisedauer von nur noch fünf Stunden, berichtet die FAZ am Dienstag. Für zwei Milliarden Euro wolle Eurostar bis zu 50 neue Züge beschaffen, sagte Unternehmens-Chefin Gwendoline Cazenave der Zeitung.

Zeitraubendes Umsteigen würde entfallen

Bislang ist die Reise von Deutschland nach London per Zug nur mit Umsteigen möglich. Der Deutschen Bahn zufolge gibt es täglich bis zu sechs Verbindungen über Brüssel. Die Reise dauert mindestens sechseinhalb Stunden. Je nach Tageszeit sind auch Fahrzeiten von acht Stunden nötig sowie mehrere Umstiege.

Allerdings sind die Hürden für eine Verbindung ohne Umsteigen groß, erklärt die Deutsche Bahn. „Eine Direktverbindung von Deutschland nach London ist in technischer, betrieblicher und rechtlicher Hinsicht anspruchsvoll. Für eine Inbetriebnahme müssen mehrere wesentliche Voraussetzungen erfüllt werden.“

Dem FAZ-Bericht zufolge zählen dazu Fahrzeuge mit Länderzulassungen für Deutschland, Belgien, Frankreich und Großbritannien, länderspezifische Zugbeeinflussungssysteme sowie die Einhaltung spezieller Sicherheitsstandards für den mehr als 50 Kilometer langen Eurotunnel. Nötig sei außerdem eine Lösung für das Problem der Zoll- und Sicherheitskontrollen, schließlich ist Großbritannien nicht Mitglied der EU.

Den Wunsch, Direktverbindungen zwischen London und Deutschland anzubieten, gibt es seit vielen Jahren. Bisher fahren im Personenverkehr nur Hochgeschwindigkeitszüge des französisch-britischen Unternehmens Eurostar durch den Tunnel unter dem Ärmelkanal.

Internationaler Fernverkehr boomt

Prinzipiell boomt der internationale Fernverkehr, zitiert die FAZ die Bahn. „Immer mehr Menschen wollen auch über Landesgrenzen hinaus immer weitere Strecken mit der Bahn fahren.“ So ging erst vor einem halben Jahr eine Direktverbindung zwischen Berlin und Paris in Betrieb.

Vor zwei Wochen verkündete die Bahn zudem eine Zusammenarbeit mit der italienischen Trenitalia und den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die neue Direktverbindungen von München nach Mailand und Rom von Ende 2026 an umfasst.

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4 Kommentare

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  • Der Boom des Internationalen Fernverkehrs bei der Bahn ist definitiv mal ein Hoffnungsschimmer.



    Ziel sollte es sein, den innereuropäischen Flugverkehr auf ein Minimum zu begrenzen und soviele Autofahrten wir möglich überflüssig zu machen.



    Zwar hat es bislang erst eine Minderheit verstanden, aber wenn wir im Zeichen der Klimakrise Mobilität erhalten wollen, ist die Bahn nunmal die mit Abstand beste (wahrscheinlich sogar die einzige) Option.

    Ich stelle mir dabei ein Europaweites Netz aus Schnellzügen vor. Ergänzt durch einen massiven Ausbau der Regionalverbindungen inklusive der Resktivierung still gelegter Strecken (die sich sehr gut für den Betrieb autonomer Züge eignen).



    Dazu sichere und komfortable Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Verkehrsmitteln des ÖPV und Fahrrädern.



    Und schließlich deren vollständige Versorgung aus erneuerbaren Energiequellen.

    All das ist kein Hexenwerk, aber dennoch mal so etwas wie der "große Wurf".



    Wobei..genau genommen gibt es langfristig auch gar keine andere Möglichkeit, sofern wir weiter an (dem Glauben) an eine gute Zukunft interessiert sind.

  • Toll... aber wie wäre es, wenn der nationale Zugverkehr reibungslos laufen würde? Ich werde wahrscheinlich häufiger hier herumfahren als nach London... aber auf die bedürftigen wird leider viel zu selten Rücksicht genommen...

  • @taz: 4½ sind nicht mindestens 6½:

    Von: Aachen Hbf



    Nach: London St. Pancras International



    Dauer: 4 Stunden 34 Minuten

    >Bislang ist die Reise von Deutschland nach London per Zug nur mit Umsteigen möglich. Der Deutschen Bahn zufolge gibt es täglich bis zu sechs Verbindungen über Brüssel. Die Reise dauert mindestens sechseinhalb Stunden.

  • Ein großes Problem bei der Verbindung Brüssel London ist, dass keine Hunde mitgenommen werden dürfen, hier scheitert es schon an der Kontrolle des Heimtierausweises, bzw. am Auslesen des implantierten Chips.



    Vielleicht klappt es ja dann von Frankfurt aus 😃.