Deutsche Auslandsvertretungen: Keine Botschafter fürs Klima

Deutschland stellt sich beim Klimaschutz gern als internationales Vorbild dar. Doch in den Auslandsvertretungen spielt der keine Rolle.

Die deutsche Botschaft in Addid Abeba, Äthiopien

Solaranlagen zur Stromerzeugung gibt es bisher auf ganzen zwei der 450 Gebäude im Ausland Foto: imago/Action Pictures

BERLIN taz | Beim Klimaschutz präsentiert sich die Bundesregierung gern als internationaler Vorreiter. Auch das Außenministerium verkündet auf seiner Webseite: „Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und auch eine zentrale außenpolitische Aufgabe.“ Zur „Klima­außenpolitik“, die das Haus von SPD-Minister Frank-Walter Steinmeier verfolge, gehöre der „Dialog mit dem Ausland für mehr Klimaschutz“.

Eine Möglichkeit, praktischen Klimaschutz mit Dialog im Ausland zu verbinden, könnten die Botschaften und Konsulate bieten, die das Auswärtige Amt rund um den Globus betreibt. Diese sitzen in über 450 Gebäuden, von denen knapp die Hälfte dem Bund gehört. Doch in diesen Immobilien spielt Klimaschutz keine Rolle.

Anders als bei Bundesgebäuden im Inland gibt es für ausländische Immobilien keine Vorgaben zur energetischen Sanierung, räumte Staatssekretär Michael Roth in der Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag ein. Im Ausland habe es Priorität, „zweckmäßigen, funktionalen und sicheren Raum durch wirtschaftliches Handeln zur Verfügung zu stellen und zu betreiben“. Lediglich bei großen Baumaßnahmen im Umfang von mehr als 5 Millionen Euro würden „ortsspezifische energetische Anforderungen für das jeweilige Projekt auch mit dem Bundesumweltministerium abgestimmt“, schreibt Roth.

450 Gebäude, 2 Solaranlagen

Einen Klimabeauftragten hat das Außenministerium ebenso wenig wie einen Überblick über den Energieverbrauch der Botschaften und Konsulate, berichtet der Staatssekretär. Entsprechend fehlt auch eine Antwort auf die Frage, wie sich dieser in den letzten Jahren entwickelt hat und in Zukunft entwickeln soll. Solaranlagen zur Stromerzeugung gibt es bisher auf ganzen zwei der 450 Gebäude; bei vier weiteren sollen Klimaschutzmaßnahmen geplant sein. Dass es keinen übergreifenden Plan gibt, begründet der Staatssekretär mit „örtlich jeweils sehr unterschiedlichen Bedingungen“.

Die klimapolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Eva Bulling-Schröder, hat dafür kein Verständnis. „Sich hinter Widrigkeiten vor Ort zu verstecken, kann man nicht gelten lassen“, sagte sie der taz. „Schließlich fordert das Pariser Klimaabkommen von allen Ländern der Erde echte Klimaschutzanstrengungen.“ Es sei „allerhöchste Zeit, dass die Bundesregierung einen Masterplan für grüne deutsche Auslandsvertretungen in aller Welt vorlegt“.

Dass so etwas möglich ist, beweisen ausgerechnet die USA, die beim Klimaschutz ansonsten nicht zu den Pionieren gehören. Washington hat bereits im Jahr 2007 die „Liga der grünen Botschaften“ ins Leben gerufen. Mehr als 100 US-Auslandsvertretungen beteiligen sich in diesem Rahmen an Programmen, die den Energie- und Ressourcenverbrauch minimieren sollen, etwa durch massiven Einsatz von Photovoltaik.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.