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Deutlicher Rückgang bei InfektionszahlenSpahn warnt vor Übermut

Neuinfektionszahlen sinken schnell und Impfungen laufen planmäßig. Doch der Gesundheitsminister mahnt zur Geduld bei Lockerungen.

Wichtig fürs Sinken der Infektionszahlen: Corona-Impfungen, hier in einer Kirche in Castrop-Rauxel Foto: Federico Gambarini/dpa

Berlin taz | Es sind erstaunlich gute Zahlen, die Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, am Freitag präsentieren konnten: Die Zahl der neu gemeldeten Corona-Infektionen fällt nicht nur weiterhin deutlich; der Rückgang hat sich zuletzt sogar beschleunigt. Im 7-Tage-Mittel sind zuletzt nur noch 8.303 neue Fälle pro Tag beim RKI gemeldet worden – das sind über 30 Prozent weniger als vor einer Woche und rund 60 Prozent weniger als beim Höchststand der dritten Welle vor dreieinhalb Wochen. „Wer hätte das vor vier Wochen gedacht“, kommentierte Spahn.

Tatsächlich war ein Rückgang in dieser hohen Geschwindigkeit kaum erwartet worden. Wieler geht davon aus, dass die „Vielzahl der Maßnahmen“ dazu beigetragen habe. Auch Spahn geht von einer Kombination verschiedener Effekte aus: Zum einen hätten sich Menschen aufgrund der dramatischen Situation von sich aus vorsichtiger verhalten; das sei dann durch „entschlossenes staatliches Handeln“ verstärkt worden.

Große Fortschritte beim Impfen

Zudem hätten sich wetterbedingt mehr Aktivitäten nach draußen verlagert, wo das Infektionsrisiko weitaus geringer ist als in geschlossenen Räumen. Vor allem aber mache der Fortschritt beim Impfen einen großen Unterschied. „Ostern waren 12 Prozent der Menschen erstgeimpft, Pfingsten sind es 40 Prozent“, sagte der Gesundheitsminister.

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Tatsächlich läuft es beim Impfen weiter nach Plan: In den letzten Wochen wurden jeweils 5 Millionen Impfungen pro Woche durchgeführt, ab Mitte Juni werden es über 6 Millionen sein. Bis Juli müssten damit alle Impfwilligen über 16 mindestens die erste Dosis erhalten können. Und schon diese senkt das Infektionsrisiko deutlich. Zudem hatten Studien in England gezeigt, dass die Infektionsrate bereits zwei Wochen vor der Impfung deutlich sinkt, weil die Menschen dann offenbar weniger Risiken eingehen.

Deutlich gesunken ist auch die Zahl der Coronapatient*innen, die auf Intensivstationen behandelt werden: Mit rund 3.500 lag sie am Freitag um etwa ein Drittel niedriger als beim Höchststand der dritten Welle Ende April. Die Todeszahlen dagegen gehen langsamer zurück: Im Schnitt wurden in der letzten Woche immer noch 183 Tote pro Tag gemeldet – nur etwa ein Viertel weniger als Ende April. Allerdings war die Zahl der Toten zuvor auch sehr viel weniger stark gestiegen als die der Infizierten und Intensivpatient*innen.

Spahn und Wieler warnten, trotz der rückläufigen Zahlen nicht vorschnell auf Schutzmaßnahmen zu verzichten. Er könne die Ungeduld vieler Menschen verstehen, sagte der Minister. „Aber Ungeduld darf nicht zu Übermut führen.“ Lockerungen sollten vor allem draußen gelten und durch Tests abgesichert werden.

Kritisch äußerten sich beide zur Ankündigung des Landes Niedersachsen, bei Inzidenzen von unter 35 im Einzelhandel auf die Maskenpflicht zu verzichten. Das zeigte offenbar Wirkung: Am Freitagnachmittag kündigte die niedersächsische Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) an, die Maskenpflicht beizubehalten.

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