Designierte Kultursenatorin Wedl-Wilson: Alle freu’n sich auf die Neue
Sarah Wedl-Wilson bekommt einen eigenen Tagesordnungspunkt im Kulturausschuss. Die designierte Kultursenatorin steht Rede und Antwort – ein bisschen.

Daniel Wesener (Grüne) begründet den Wunsch nach Aussprache und vertut sich in der Anrede, als er „Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson“ schon mal zum neuen Job beglückwünscht. Dabei muss es doch noch Kulturstaatssekretärin heißen: Sie wird in der nächsten Sitzung des Abgeordnetenhauses am 22. Mai zur Senatorin gewählt – so lange ist die Personalie lediglich ein Vorschlag des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner.
Wesener, einer der scharfen Kritiker des zurückgetretenen Chialo, spricht vom „schweren Erbe“, das Wedl-Wilson antreten werde, von den Einsparvorgaben für dieses Jahr und die folgenden Jahre. Er habe bei Chialo vor allem den Dialog vermisst und hoffe auf eine andere Arbeitsweise der designierten Kultursenatorin, sagt er und fragt auch nach ihren Zielen. Für die SPD spricht Melanie Kühnemann-Grunow, die sich auch schon mal auf die neue Senatorin freut, aber keine Fragen hat.
Wedl-Wilson bedankt sich, die „Freude und Ehre“ sei ganz ihrerseits. Sie spricht von „einer Art Schwebezustand“, weil im Falle ihrer Vereidigung auch der Staatssekretärsposten neu zu besetzen sei. Das Amt ist eine „schwierige Aufgabe, das ist mir bewusst“ – alles andere wäre auch verwunderlich. Schließlich ist Wedl-Wilson seit zwei Jahren Teil der Regierung.
Frühestens am 2. Juni
Es gehe ihr nicht nur um die Kürzungen, sagt sie, sondern auch darum, „gemeinsame Wege und Perspektiven mit den Kulturschaffenden zu finden“, so wie mit dem bereits begonnenen Kulturdialog – und um Transparenz. Doch dann verweist Wedl-Wilson noch einmal auf den 22. Mai und erbittet sich Zeit bis zur ersten Sitzung des Kulturausschusses nach ihrer Wahl, also frühestens am 2. Juni. Erst dann könne sie als Senatorin ihre Ideen präsentieren.
In den folgenden Wortmeldungen kommt es zum Schlagabtausch zwischen Dennis Haustein (CDU) und Daniel Wesener. Auch Haustein spricht von dem herausfordernden Amt und den schweren Zeiten in „der schwierigsten Haushaltslage seit der Wiedervereinigung“, woran maßgeblich die Vorgängerregierung, also Rot-Rot-Grün, verantwortlich sei. Letzteres will Wesener nicht unkommentiert lassen und liest Haustein die Leviten: Es dürfe kein „Weiter so“ geben. Ein Personalwechsel allein werde nicht reichen, es brauche einen Neuanfang. Dem schließt sich Elke Breitenbach (Linke) an.
Für einen Neuanfang, so Wesener, müsse man etwa alle bisher Nichtbeteiligten am Kulturdialog – der bisher mit den Verantwortlichen von fünf landeseigenen Bühnen geführt wird – mit ins Boot holen. Die Freie Szene zum Beispiel, die Trägervereine der kulturellen Bildung. „Wir werden die CDU und die SPD in die Pflicht nehmen“, verspricht Wesner und macht auf neue Einnahmequellen aufmerksam – „auf Parkplatzgebühren!“, ruft Haustein an der Stelle in die Runde.
Nein, nein, pariert Wesener, durch „70 Millionen Euro Mehreinnahmen durch die City-Tax“, die erhöht wurde. Von diesen Mitteln könne die Kultur profitieren. Es müsse nur politisch gewollt sein. Wesener jedenfalls drückt schon mal die Daumen: „Es kann nur besser werden.“ Wenn das mal keine Vorschusslorbeeren sind.
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