Der taz-Autotest: Für die Urbanen
Kann der C30 1.6D DRIVe das traditionelle Volvo-Image mit der Öko-Moderne vereinen?
Der Autotest der taz berücksichtigt ausschließlich moderne, umweltfreundliche Fahrzeuge, die weniger als 110 g Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen. Leider gibt es bisher kaum Massenmarkt-Autos unter 110 g/km.
Umweltfaktor: Der schwedische Autokonzern Volvo hat eine neue Umweltschiene namens DRIVe auf den Markt gebracht. Ziel ist es, in jeder Fahrzeugklasse das Auto mit den niedrigsten Emissionen zu haben. Der C30 1.6D soll das Ökoflaggschiff sein mit einem Verbrauch von - laut Volvo - 3,9 Liter auf 100 km und damit einem Kohlendioxidausstoß von 104 Gramm pro Kilometer. Er hat serienmäßig einen Dieselrußfilter. Die Verbesserung wird durch die mittlerweile üblichen Methoden erreicht, vor allem durch längere Gänge und eine Start-Stopp-Automatik samt Bremsenergierückgewinnung.
Technikfaktor: Der Volvo ist ein Turbo-Diesel (Euro 4) mit Common-Rail-Direkteinspritzung, Fünf Gänge, 1,6 Liter Hubraum und 109 PS. Er hat eine Verbrauchsanzeige für aktuellen und Durchschnittsverbrauch. Das ist wichtig für den kulturellen Sprung vom Autofahrer zum Gaspedalstreichler.
Preis: ab 22.140 Euro. Das Testmodell war mit vielen Extras versehen. Damit nähert man sich schnell 30.000 Euro. Zum Vergleich: Der Honda Insight Hybrid ist ebenfalls Kompaktklasse und beginnt bei 19.500 Euro. Der neue Polo Blue Motion - ab 2010 - mit der spektakulären Verbrauchsangabe von 3,3 Litern Diesel kostet ab 16.575 Euro.
Wie fährt man bei Tempo 50? Sehr gut.
Wie fährt man bis Tempo 100? Sehr gut.
Familienfaktor: Geht so. Das Auto richtet sich eher an "urbane" Paare ohne Kinder. Ein Zweitürer ist für eine Familie nicht optimal. Der Kofferraum (251 Liter) ist überschaubar.
Statusfaktor: Okay. Ein kleiner Öko-Volvo kann im Idealfall das traditionelle Volvo-Image des 20. Jahrhunderts (Sicherheit, Familienbewusstsein, hoher Bildungsgrad, gutes Einkommen usw.) mit der Modernität des 21. Jahrhunderts zusammenbringen.
Spaßfaktor: Der Fahrkomfort ist sehr okay. Die Start-Stopp-Automatik wird durch Auskoppeln aktiviert und springt bei Berühren der Kupplung sehr smooth wieder an. Das Auto sieht ansprechend aus. Aber ein wesentlicher Spaßfaktor für Menschen mit Klimakultur ist der Verbrauch. Deshalb kaufen sie ja ein Ökoauto. Wenn der geübte Fahrer bei allem Gaspedalstreicheln 5,0 Liter (Mix aus Autobahn und Landstraße) oder über Land bei 80 km/h grade mal 4,8 Liter schafft, hat er keinen Spaß. Zudem fehlt die Fähigkeit zum Schweben, das ist ein Gleiten bei abschüssiger Straße, ohne Gas zu geben.
Verbrauch: Die oben genannten 5,0 Liter unter Echtbedingungen (und natürlich bei ausgeschalteter Klimaanlage) sind für einen Volvo gut. Aber für ein kleines Auto zu viel. Das kann ja ein Passat Blue Motion besser. 5 Liter Diesel entsprechen einem CO2-Ausstoß von 132 Gramm pro Kilometer. Das reicht nicht, um als Zukunftsmobil gelten zu können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja