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„Der schwärzeste Tag Jordaniens“

■ Husseins Untertanen reagieren mit Skepsis auf den Frieden

Amman (taz) – „Shalom!“ begrüßten sich JordanierInnen, nachdem sie im Fernsehen den Handschlag zwischen ihrem Köig Hussein Ibn Talal und dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin gesehen hatten. Doch der Gruß drückte keine Zufriedenheit aus, sondern Ironie. Einige behaupteten, Israelis würdem beim Fluchen meist arabische Schimpfwörter verwendeten. „Dann können wir uns ja gut verständigen“, spottete ein jordanischer Intellektueller.

„Wir sind nicht gegen den Frieden“, betont er. Jedoch symbolisiere der Handschlag von Washington „keinen Frieden zwischen zwei gleichrangigen Parteien, sondern einen Frieden zwischen einem Sieger und einem Unterlegenen“. Seiner Ansicht hat die Zerstrittenheit der „arabischen Brüder“ zu dem Friedensschluß geführt. Die Palästinenser hätten anstatt eines eigenen Staates ein „Bantustan“ bekommen. Verhandlungen über den Status des für Juden, Muslime und Christen heiligen Jerusalems seien für drei Jahre verschoben, und die Israelis würden die Stadt in der Zwischenzeit schlucken. Die Frage der Tausenden palästinensischen Flüchtlinge sei bei den Verhandlungen in Vergessenheit geraten.

Der Handschlag erinnert viele JordanierInnen an den Friedensschluß zwischen Israel und Ägypten. In den 15 Jahren seit Camp David habe sich gezeigt, „daß ein Frieden keine magische Lösung für Probleme bedeutet“, meint ein Journalist. In dem bevölkerungsreichsten arabischen Land hätten sich seitdem vor allem „die Wirtschaftskrise und die fundamentalistische Bewegung verstärkt“. Die Skepsis wird durch einige Früchte des Friedensabkommens zwischen Israel und der PLO verstärkt. In den letzten Monaten fanden in und um die Autonomiegebiete Massaker und Schießereien statt.

Für die meisten JordanierInnen bieten jedoch auch jene Kräfte, die gegen den Friedensschluß opponieren, keine Alternative. Die einzige Protestdemonstration am Tag des Handschlags gab ein desaströses Bild der Opposition. Ein Bündnis aus zehn Organisationen, von den gemäßigten Muslimbrüdern bis zur kommunistischen Partei, hatte zu einer Versammlung vor der Al-Husseini-Moschee im Stadtzentrum aufgerufen. „Die Massen“ sollten den „schwärzesten Tag in der Geschichte Jordaniens und der arabischen Nation“ begehen. Doch nur knapp hundert Personen folgten dem Aufruf: allesamt Mitglieder der Führungen der Organisationen. Die Organisatoren behaupteten, der Geheimdienst habe die Bedingung gestellt, daß jede Organisation maximal zehn Teilnehmer stellen dürfe. Ein Politologe macht jedoch die „mangelnde Glaubwürdigkeit“ der Parteien für das Debakel verantwortlich.

„Es wird einige Zeit brauchen, bis die Menschen die psychische Barriere überwinden“, meint ein Regierungspolitiker. „Die Israelis haben im Prinzip akzeptiert, daß wir Rechte auf Wasser und Boden haben.“ Zu der Äußerung paßt eine Meldung der norwegischen Regierung, wonach derzeit in Oslo israelisch-jordanische Geheimverhandlungen über Wasserfragen stattfinden. Nicht zu verachten sei auch die von der US-Regierung zugesagte wirtschaftliche Hilfe, meint derPolitiker. Jordanien verlangt von Clinton und Co., Schulden in Höhe von 700 Millionen US-Dollar zu tilgen. Jordaniens Unterhändler in Washington nutzten die Gunst der Stunde sogar, um ein Tabuthema anzusprechen. Sie baten, möglichst bald das Irak-Embargo aufzuheben, das der jordanischen Wirtschaft schweren Schaden zufügt. Khalil Abied

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