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Der schnelle Wertverlust der MG-Aktien

■ Aufsichtsrat beschließt Kapitalschnitt und Klage gegen Ex-Vorstandschef

Frankfurt/Main (dpa/rtr/taz) – Die Beschlüsse des Aufsichtsrats haben die Aktien der Metallgesellschaft (MG) offenbar nicht attraktiver gemacht: Gestern sackte der Wert der Anteilsscheine weiter ab. 123 Mark wurden gegen 13 Uhr für die Papiere an der Börse gezahlt; am Vortag hatten die Leute noch 12 Mark mehr dafür hingelegt. Analytiker lobten zwar das am Vortag bekanntgegebene Sanierungskonzept des Aufsichtsrats als sinnvoll für den hochverschuldeten Konzern. Aber selbst spekulativen Anlegern mochten sie die Papiere immer noch nicht empfehlen. Der MG-Aufsichtsrat hatte am Donnerstag die Hauptversammlung am 23. März vorbereitet. Um den im letzten Jahr fast pleite gegangenen Konzern weiter zu sanieren, hatte das Gremium einen Kapitalschnitt beschlossen: Das Grundkapital der MG soll von 721,8 Millionen Mark auf 360,9 Millionen Mark halbiert werden, sprich: jede zweite Aktie wird vernichtet. Hernach soll das Kapital der MG nach und nach durch Aktienausgabe wieder aufgestockt werden. Zunächst will der Konzern Papiere für nominal 50 Millionen Mark ausgeben. Weitere 180 Millionen Mark sollen später folgen.

Die Banken, die im letzten Jahr ihre Kreditforderungen an die Metallgesellschaft in Wandelgenußscheine hatten umtauschen müssen, müssen jetzt bei der Hälfte ihrer Genußscheine auf das Recht verzichten, sie zurück in Aktien zu tauschen. Vor allem die französischen Banken Crédit Lyonnais und Société Général hatten sich zunächst gegen dieses Ansinnen gesträubt, jetzt aber offenbar aus Einsicht in die Notwendigkeit klein beigegeben.

Ebenfalls unerfreulich waren die Aufsichtsratsbeschlüsse für den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Heinz Schimmelbusch und den Ex-Finanzvorstand Meinhard Forster. Die MG will ihre einstigen Top-Manager auf Schadensersatz wegen gravierender Pflichtverletzung verklagen. Allein im Geschäftsjahr 1993/94 hatte die MG einen Verlust von 2,5 Milliarden Mark verbuchen müssen, vorwiegend wegen hochspekulativer Öltermingeschäfte in den USA. Die anderen Vorstandsleute aber sollen entlastet werden. Schimmelbusch hatte vor ein paar Tagen selbst eine Verleumdungsklage gegen seinen früheren Arbeitgeber und die Deutsche Bank als Großaktionär sowie den MG-Aufsichtsratsvorsitzenden erhoben.

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