Der neue Chef des ESM: Der Herr der Rettungsschirme
Der unbekannte Entscheiderüber 700 Milliarden Euro: Klaus Regling. Er soll Chef des Krisenfonds ESM werden. Der gelernte Volkswirt ist oft unterschätzt worden.
Er ist einer der unbekanntesten Entscheider im ganz großen europäischen Finanzgeschehen – und wird bald über 700 Milliarden Euro herrschen: Klaus Regling. Der freundliche Deutsche steht seit Juli 2010 an der Spitze des in Luxemburg angesiedelten Rettungsfonds EFSF, der überschuldeten Eurostaaten wie Irland, Griechenland und bald auch Spanien mit Notkrediten hilft.
Nun soll der 61-Jährige auch Chef des umstrittenen permanenten Krisenfonds ESM werden, der bald starten soll, um den Euro dauerhaft vor Staatspleiten und Bankbankrotten zu schützen. Darauf verständigte sich die Eurogruppe.
Der gelernte Volkswirt – Typ: unbestechlicher Beamter im mittleren Dienst – dürfte in seinem Leben oft unterschätzt worden sein. Umgänglich im Stil, verdiente Regling sich erste Meriten beim Internationalen Währungsfonds (IWF), beriet im Finanzministerium Theo Waigel (CSU) und schmiedete zusammen mit dem späteren Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, an der nun doch eher gusseisernen Währungsunion.
Der Mann kennt sich aus. Als Mitarbeiter der Europäischen Kommission soll der parteilose Lübecker Hanseat sein Heimatland Deutschland und Frankreich für ihre Verstöße gegen den Stabilitätspakt undiplomatisch gerügt und später 2004 die Statistikschummelei der griechischen Regierung deutlich kritisiert haben. Die interne Kritik verpuffte bekanntlich in den Institutionen Europas
An der öffentlichen Rolle als EFSF-Chef scheint Regling inzwischen Gefallen gefunden zu haben. Zuletzt nutzte er jede Kamera um sich herum, um aus dem Schatten der Anonymität zu treten. Dabei ist sein Job ein ganz normales Bankgeschäft. Als Chef der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF), die wohl im Jahr 2014 ausläuft, zahlte er bislang Kredite über 220 Milliarden Euro aus – auf Anweisung der Regierungen der Eurostaaten.
Um dafür die nötigen Milliarden zu bekommen, für die letztlich Europas Steuerzahler bürgen, nehmen Regling und seine zwei Dutzend Mitarbeiter ihrerseits Kredite für den ESFS und zukünftig für den langfristigen Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) auf. Dazu verkaufen sie Anleihen auf den Finanzmärkten. Zu einem möglichst niedrigen Zinssatz.
Bislang scheint dies Regling zur Zufriedenheit seiner Auftraggeber gelungen zu sein.
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