: Der menschenscheue Schweizer
■ Tony Rominger gewinnt überlegen die Spanien-Rundfahrt
Berlin (taz) – Spaniens Radsportfans sind untröstlich: Zum drittenmal in Folge gewann ein Schweizer ihr ureigenstes Rennen, die Vuelta, und noch dazu immer derselbe. Doch was für Tony Rominger vor drei Jahren das höchste der Gefühle war, ist diesmal nur ein kleiner Aufgalopp. Der 33jährige will mehr: die Tour de France, diese wiederum seit drei Jahren Domäne des Spaniers Miguel Induráin. Dem Sieg bei der Frankreich-Rundfahrt gilt 1994 Romingers ganzes Trachten, und er scheint bestens gerüstet, das hehre Ziel auch zu erreichen.
Ob bei den Zeitfahren, ob am Berg, in Spanien war der Schweizer allen Konkurrenten haushoch überlegen und siegte mit fast acht Minuten Vorsprung. Beim letzten Zeitfahren leistete er sich sogar den Spaß, den zweitplazierten Mikel Zarrabeitia 21 Kilometer vor dem Ziel einzuholen und fortan zu piesacken, indem er vor ihm herfuhr und ab und zu Rhythmus oder Straßenseite wechselte.
Induráin weiß genau, warum er die Spanien-Rundfahrt zum Leidwesen der iberischen Fans seit Jahren meidet. Der Baske haßt die Kälte, den Regen, den Schnee in den Pyrenäen und hätte gegen einen Rominger in dieser Form keine Chance. Induráin fuhr, von leichten Verletzungen geplagt, bei den meisten Rennen, die er bislang bestritt, hinterher. Bei der Tour de Romandie lag er 16 Minuten hinter dem Sieger Pascal Richard, doch sein ehemaliger Teamkollege Armand de las Cuevas, war beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit der 29jährige wieder in die Pedale tritt. Für Induráin beginnt der Ernst nächste Woche beim Giro d'Italia, den er in den letzten beiden Jahren gewann. Rominger zieht sich derweil nach Vail in die USA zurück, dieselbe Tour-Vorbereitung, die im letzten Jahr nicht funktionierte und die er eigentlich nicht wiederholen wollte. Vor allem seine Menschenscheu treibt ihn jedoch auch 1994 ins Gebirge nach Colorado: „Mehr als die Höhe suche ich die Ruhe. Dort sein, wo mich nemand kennt.“ Matti
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