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Archiv-Artikel

Der fürstliche Geschäftsmann von Monaco

Rainier III. von Monaco ist tot. Der dienstälteste Herrscher Europas verstand sich aufs Image und aufs Geldverdienen

„Les jeux sont faits“ für Fürst Rainier III. Der Patron des Spiel- und Bankenparadieses Monaco war nach 56 Jahren im Amt der dienstälteste Herrscher Europas und derjenige mit der größten Machtfülle. Sein 47-jähriger Sohn hat bereits vergangene Woche die Geschäfte übernommen. Als Albert II. wird er die Politik seines Vaters fortsetzen: Er will baulich weiter ins Meer hinaus expandieren, will an der Einkommensteuerfreiheit für MonegassInnen festhalten und will auch die Videokameras und PolizistInnen behalten, die das Fürstentum zum bestbewachten Felsen der Welt machen.

Rainier III., der im September 1949 das Fürstentum von seinem verstorbenen Großvater übernahm, hat die Ehre Monacos gerettet. Im September 1944 – als die Alliierten längst in Frankreich gelandet und die Nazis aus Paris geflohen waren, engagierte sich der junge Mann in der Befreiungsarmee und marschierte mit ihr nach Deutschland ein. Das trug ihm den Ruf eines Widerstandskämpfers ein und ließ vergessen, dass sein Großvater nur offiziell „neutral“ geblieben war, jedoch seine Kassen mit Nazibeute gefüllt und Juden aus Monaco zur Deportation ausgeliefert hatte. Die Nazis nutzten Monaco nicht nur für die Geldwäsche, sondern auch, um dort ihren wichtigsten Propagandasender für den Mittelmeerraum zu installieren.

Ein knappes Jahrzehnt später rettete Rainier das Fürstentum erneut. Mitte der 50er-Jahre stand es schlecht um das Aktienunternehmen „Société des Bains de Mer“, dem Kasinos, Hotels, Nachtclubs und andere Vergnügungsorte Monacos gehören, und dessen Aktien zu 70 Prozent Eigentum der Grimaldis sind. Rainier fand zwei Lösungen: Erstens begann er intensive Bautätigkeit auf dem sechs Kilometer langen und 600 Meter breiten Felsen. Setzte 30 Stock hohe Betontürme drauf. Bohrte Tunnel darunter. Und vergrößerte die Landesoberfläche mit Ausbauten ins Mittelmeer um 20 Prozent. Zweitens ging Rainier auf Brautschau. Als er 1955 in den USA bei Brautvater Kelly um die Hand von dessen Tochter anhielt, verlangte er auch eine Zwei-Millionen-Dollar-Mitgift.

Die „Märchenhochzeit“ zwischen Filmstar Grace Kelly und dem Grimaldi im April 1956 war ein Medienspektakel. Die Übertragungsrechte aus der Kathedrale von Monaco gingen an die Filmgesellschaft MGM. Neun Monate später versteigerte Rainier die Bilder von Baby Caroline an ein Pariser Boulevardblatt.

Im Gefolge von Grace Kelly kamen Spitzenverdiener aus aller Welt nach Monaco. Der tragische Tod von Prinzessin Grace in einer Haarnadelkurve auf dem Felsen 1982 verstärkte den monegassischen Mythos. Seither gab Rainier den trauernden Witwer und würdigen Großvater. Den Glamour überließ er seinen Töchtern Caroline (48) und Stéphanie (40) sowie seinem unverheirateten Sohn Albert, der sich Mitte der 90er-Jahre brüstete, 128 (weibliche) Geliebte gehabt zu haben. Die Geschäfte aber führte Rainier bis zuletzt selbst weiter. DOROTHEA HAHN