Der Wochenendkrimi: Der „Hafen der Düfte“ ist stinköde
Was kommt dabei raus, wenn die Degeto eine ihrer üblichen Schmonzetten mit einer Kriminalhandlung verbindet? Nicht viel.
Bei der Degeto, der Filmproduktions- und -beschaffungsfirma der ARD, wollen sie sozialkritischer werden. Weniger Schmonzette, mehr Ernsthaftigkeit. Man muss sich das Meeting dazu wohl so vorstellen: Ein runder Tisch, alle grübeln, einer springt auf: „Ich hab’s! Warum verbinden wir unsere Schmonzetten nicht mit einem Krimi? Das mögen die Deutschen doch so!“ Applaus, Applaus! „Mit der Ferres, die kann alles.“ Applaus, Applaus!
Herausgekommen ist „Hafen der Düfte“. Veronica Ferres spielt Victoria Philips, eine Kunstexpertin aus Berlin, die in Hongkong eine Ausstellung zum 15. Jahrestag der Wiedervereinigung der ehemaligen britischen Kolonie mit China organisieren soll. Ihr Mann Peter (Herbert Knaup) ist Banker und hat die Kohle für die Ausstellung organisiert. „Der Erfolg der Ausstellung ist für die chinesische Regierung immens wichtig“, sagt er. Davon hänge das Klima der wirtschaftlichen Beziehungen ab.
Auf ähnlich glaubwürdigem Niveau bewegen sich auch alle weiteren Dialoge des Films – und Veronica Ferres tut mal wieder so, als sei sie Schauspielerin. Leider wird der wichtigste Teil der Ausstellung, den die Chinesen versteckt hielten, geklaut. Das ist der Krimipart.
Selbstverständlich darf auch der Schmonzettenteil nicht zu kurz kommen. Also guckt Victoria dem smarten chinesischen Geschäftsmann viel zu tief in die Augen. Und ihr Mann Peter schaut der Putzfrau viel zu lang auf den Hintern. Kombiniere: Läuft nicht so in der Ehe.
„Hafen der Düfte“; Sa., 20.15 Uhr, ARD.
Als Victoria dann auf eine geheime Kunstauktion geht, ist der fesche Typ natürlich wieder da. Und bringt den besten Anmachspruch der letzten Degeto-Weihnachtsfeier: „Ich bin überrascht, Sie so schnell wiederzusehen.“ Da ist Victoria Butter in seinen Händen – und der Zuschauer sucht panisch die Fernbedienung und hofft, dass irgendwo „Klinik unter Palmen“ wiederholt wird. Das hatte zumindest etwas Tiefgang.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid