Das Portrait: Der Vater des Marsupilamis
■ André Franquin
„Spirou“, „Gaston“ und „Marsupilami“. Drei Namen. Drei Legenden. Ihr Schöpfer, der am 3. Januar 1924 in dem Brüsseler Vorort Etterbeek geborene André Franquin, wurde durch sie nicht nur in ganz Europa bekannt, sondern auch stilbildend für eine ganze Generation von Comiczeichnern. Zwar war der „Spirou“ keine eigenständige Erfindung Franquins, wurde aber erst durch seinen Zeichenstil zum Kultcomic.
Endgültig in den Olymp der Comiczeichner erhoben – in dem sich Zeichner wie Uderzo und Goscinny (“Asterix“) und Morris (“Lucky Luke“) tummelten – wurde Franquin durch die Weiterentwicklung von anfangs nur als Nebencharaktere für „Spirou“ gedachte Figuren: das Marsupilami trat 1952 erstmals in „Spirou“ auf, der geniale Erfinder und Redaktionsbote Gaston Lagaffe erschien 1957.
Der erste eigenständige Band des „Marsupilamis“ erschien 1956 und trug den Titel „Das Nest im Urwald“. Eine Serie wurde allerdings erst 30 Jahre später daraus. „Gaston“ dagegen kam bereits ab 1959 regelmäßig auf den Markt. Grund dafür ist, daß Franquin 1968 die redaktionelle Betreuung von „Spirou“ aus gesundheitlichen Gründen an Jean-Claude Fournier abgab und er sich so ganz auf „Gaston“ konzentrieren konnte. Dabei behielt er allerdings die Rechte für das „Marsupilami“, das er erst 1987 wieder zu neuem Leben erweckte.
Im Gegensatz zu seinen Figuren war Franquin alles andere als ein fröhlicher Mensch. Ausdruck seiner ihn immer wieder überfallenden Depressionen waren die seit 1972 vom ihm gezeichneten „Idees Noires“, die 1977 das erste Mal veröffentlicht wurden. In ihnen versucht er seine ganzen Ängste nicht nur zum Ausdruck zu bringen, sondern auch zu bannen.
Leider ohne Erfolg. 1982 verfällt er in eine so schwere Depression, daß er erst 1985 wieder fähig ist, Comics zu zeichnen. Sketche und Cartoons für das französische Fernsehen sind sein erster Schritt zurück in die Kreativität.
1987 ist er wieder voll da und zeichnet neben „Gaston“ erneut auch „Die Abenteuer des Marsupilamis“. Zehn Bände lang bringt das mit einem acht Meter langen, „intelligenten“ Schwanz ausgestattete und mit Vorliebe Piranhas fressende Wesen den Urwald von Palumbien in Unruhe. Einen elften hat leider Franquins Tod in Südfrankreich am 5. Januar verhindert. Norbert Seeger
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