: Der Terror hat gesiegt
betr.: „Ich danke bestens für einen PDS-Chef“, Interview mit Richard Schröder, taz vom 31. 10. 01
Herrn Schröders Äußerungen sind typisch für viele BürgerrechtlerInnen, die sich das Verdienst für die bisher einzige deutsche demokratische Revolution auf ihre eigenen Fahnen schreiben wollen. Schröder und andere haben elf Jahre nach der Wende noch immer nicht verstanden, dass sie in einer Demokratie leben, dass sie nicht mehr als Praeceptor Germaniae orientis der ostdeutschen Bevölkerung vorzuschreiben haben, was sie zu tun und zu lassen und vor allem, wen sie zu wählen hat. [...]
Warum wurde die DDR erst abgeschafft, nur um sie jetzt, klammheimlich und Stück für Stück, wieder einzuführen – ob Stasi (Zusammenarbeit von Polizei und Geheimdiensten) und Spitzelei (Schily-Polizeistaat), ob Mauer und Stacheldraht (als EU-Außenschutz gegen die Beckstein’schen „Ausländer, die uns ausnützen“), ob Belehrung der einfachen Bevölkerung über regimetreues Verhalten seitens abgehobener, vom System gehätschelter Pseudo-Intellektueller . . . Elf Jahre nach ihrem Zusammenbruch ist die DDR-Diktatur populär wie nie, als Prototyp für den angestrebten „starken Staat“. Freiheit und demokratische Grundrechte werden ausgehöhlt und gleich abgeschafft – der Terror hat gewonnen. Oder? MICHAEL KRAUS, Würzburg
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