■ Johnsons Erbe: Der Streit
Uwe Johnson Foto aus Bernd Neumanns Johnson-Biographie
Seit 1992 streiten Elisabeth Johnson und der Suhrkamp Verlag um das Erbe des 1984 verstorbenen Schriftstellers Uwe Johnson. Die Entscheidung des Berliner Kammergerichts vom Oktober 1995 gegen die Ansprüche der Johnson-Witwe und zugunsten des Suhrkamp Verlags beendete diese Auseinandersetzung erst einmal.
Die Vorgeschichte dieses Streits hat Werner Gotzmann dokumentiert – aus der Perspektive von Elisabeth Johnson. Die Publikation des Berliner Literaturwissenschaftlers hat für einigen Wirbel gesorgt. Gotzmann behauptet, der Suhrkamp Verlag und dessen Leiter Siegfried Unseld hätten sich das Erbe Johnsons erschlichen.
Johnson selbst hatte in dem Band „Begleitumstände“ behauptet, seine Frau habe ihn mit einem Vertrauten des tschechoslowakischen Geheimdienstes hintergangen. 1975 hatte Elisabeth Johnson ihrem Mann eine 14 Jahre zurückliegende Affäre offenbart, 1978 trennte sich das Ehepaar.
Gotzmann wirft Unseld vor, die Geheimdienst-Legende instrumentalisiert zu haben, um die Enterbung der Familie zu legitimieren. Überdies hätte Unseld Druck auf Johnson ausgeübt, indem er ihn auf die Schulden gegenüber dem Verlag (ca. 230.000 Mark) hinwies und die Einstellung der monatlichen Vorauszahlungen in Aussicht stellte. Darauf habe Johnson sein Testament zugunsten des Suhrkamp Verlags geändert. pw
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