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Der Stasi-Mann bei der AL

Berlin (dpa) — Der Abgeordnete der Berliner PDS Dirk Schneider, der bis 1990 der Alternativen Liste (AL) angehörte, hat sich am Dienstag zu einer Stasi-Vergangenheit bekannt. Wie AL-Pressesprecher Stephan Noe sagte, habe Schneider am Montag dem Geschäftsführenden Ausschuß gegenüber bestätigt, von 1975 bis 1989 für die Hauptabteilung Aufklärung des ehemaligen DDR-Ministeriums für Staatssicherheit gearbeitet zu haben.

Schneider, von 1987 bis 1989 Pressesprecher der AL, war bei den Abgeordnetenhauswahlen vom Dezember 1990 als Mitglied der im Westteil der Stadt gegründeten Linken Liste/PDS für die Berliner PDS in das Parlament gewählt worden. In den vergangenen Monaten hatten sich neben dem inzwischen zurückgetretenen Landesvorsitzenden Wolfram Adolphi noch drei weitere PDS-Abgeordnete zu einer früheren Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst bekannt. Adolphi legte jedoch als einziger auch sein Mandat nieder. In einer persönlichen Erklärung sagte Schneider, „es ist richtig, daß ich über einen längeren Zeitraum Kontakte zu Mitarbeitern der DDR hatte“. Er habe „insbesondere darüber berichtet, welche Vorstellungen bei der AL und bei den Grünen existierten“. Er habe jedoch keine Ausforschungen betrieben und keine Informationen „beschafft“. Darüber hinaus habe er mit Absicht niemals etwas gesagt oder unternommen, was einem anderen Menschen schaden sollte.

Die DDR sei für ihn kein Feindesland gewesen, sagte Schneider weiter. Er habe Interesse daran gehabt, „daß sich dieser ständig geschmähte und unter Druck stehende Staat als überzeugende Alternative ausweisen und behaupten möge gegenüber einer BRD, die auf Konfrontation und Machtausdehnung angelegt war“, heißt es in der persönlichen Erklärung.

Schneider war von 1983 bis 1985 Mitglied der ersten Grünen-Fraktion des Bundestages und für diese als Vertreter im innerdeutschen Ausschuß tätig.

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