■ SURFBRETT: Der Spagat zum Kommerz
Vom Bildschirm grinst ein Buddha. Der freundliche Koloß posiert auf der Titelseite des Online-Magazins „Digital Mirror“ (http://www.infinite.de), das „Neulingen die Schwellenangst vor dem Internet nehmen“ soll. So formuliert es Mirror- Chefredakteurin Petra Strohm. Im vergangenen Jahr hat die ehemalige TV- Journalistin zusammen mit ihrem Kompagnon Matthias Ditsch in München die Firma „Infinite Tools“ gegründet. Seit Oktober ist das virtuelle Werk der beiden im Netz zu besichtigen.
Bislang haben sich in vielen Online- Magazinen hauptsächlich Hobby-Redakteure und Programmierfreaks ausgetobt. Seit letztem Jahr wird die Internet-Zeitungslandschaft auch in Deutschland immer kommerzieller, immer mehr Verlage drängen ins Netz, und immer mehr Werbeabteilungen haben das Gefühl, sie müßten dabeisein. Auch im Digital Mirror steht auf mancher Seite das Logo oder der Link eines Sponsors. Wer sich am Spagat zwischen Kunst und Kommerz nicht stört, kann im „Sparschwein“ vollelektronisch nach Schnäppchen jagen, über das „Internetmenue“ slowenische Pilzgerichte ausprobieren oder in „Kunststoff“ eine Online-Vernissage besuchen. Unter der Rubrik „Geschäftsfelder“ steht unter anderem ein Link zum URL http://www.rtd .com. Dahinter verbirgt sich ein 45 Kilobyte schweres „Internet-Business“-Manual. Die Lektüre – aber bitte schön offline – ist auch für Netz-Idealisten empfehlenswert, denn hier sitzt sozusagen der Feind.
Wer vom elektronischen Kundenfang noch immer nicht genug hat, kann zum „German Online Kiosk“ (GOK, http:// ww.gok.de) weitersurfen. Das elektronische Zeitschriftenverzeichnis des IWT- Verlages besteht seit der Buchmesse. Zur Zeit sind über 4.000 Titel im Programm, die sich über einen Themenplan anwählen lassen. Der IWT-Geschäftsbereich „Euroweb“ kooperiert dazu mit dem Zeitschriften-Informationsservice ZIS der Deutschen Fachpresse. Die Datenbank ist aufgeschlüsselt nach Titeln, Sachgebieten und Stichworten. Trotz des kommerziellen Ansinnens – Online-Bestellung von Ansichtsexemplaren oder Abonnements sind geplant – lohnt sich ein Besuch. GOK ist ein nützlicher Führer durch den elektronischen Blätterwald. Üppig bestückt sind die Link-Verzeichnisse zu den Schlagworten „Computer“, „Fernsehen“ oder „Politik“ – auch das Frankfurter Ökonetz mit der Zeitschrift „Kommune“ ist vertreten (http://www.oeko-net.de). Der Klick auf „Frauen-Zeitschriften“ bleibt dagegen (noch?) folgenlos.
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