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Der Schadensbegrenzer

■ Michael Blumenthal wird Direktor des Jüdischen Museums Berlin

Wenn man einmal davon ausgeht, daß die Berliner Kulturpolitiker mit ihrer Wahl für eine faustdicke Überraschung sorgen wollten, dann muß man neidlos anerkennen: Klassenziel erreicht. Mit dem amerikanischen Diplomaten W. Michael Blumenthal als neuem Direktor des Jüdischen Museums hat nun wirklich niemand gerechnet.

Wie denn auch: Blumenthal, 1926 in Oranienburg bei Berlin geboren, 1939 nach Schanghai geflohen und 1947 in die Vereinigten Staaten übergesiedelt, hat zwar als Wirtschaftsmanager, Ökonom und Politiker eine überaus erfolgreiche Karriere hinter sich. Als Museumsmann jedoch hat sich der heute 71jährige bislang noch nicht hervorgetan.

Doch darauf kam es der Berliner Kulturverwaltung auch gar nicht an. Blumenthal soll die in den letzten Monaten völlig aus dem Ruder gelaufene Einrichtung des Jüdischen Museums „endlich in ruhigere Bahnen lenken“. Seine Aufgabe sei es, „weltweit für das Jüdische Museum“ zu werben und insbesondere auch „Kontakte zu den in die USA emigrierten Juden“ zu halten. Blumenthal wird also in erster Linie repräsentieren, seine Mission lautet Schadensbegrenzung.

Und die Chancen, daß er hierin das Notwendige leisten wird, stehen nicht schlecht. Mit einem veritablen US-Finanzminister a.D. kann schließlich nicht jeder aufwarten. Ihm wird man zuhören, und – im besten Fall – auch Glauben schenken. Konzeptuell richtungsweisende Entscheidungen dagegen werden von Blumenthal nicht erwartet. Für die inhaltliche Gestaltung des nach wie vor in finanzieller Hinsicht äußerst knapp gehaltenen Jüdischen Museums sei, so heißt es, weiterhin die nach der Demission Amnon Barzels eingesetzte Kommission um den Architekten Daniel Libeskind zuständig.

Mit anderen Worten: Der Elder statesman Blumenthal soll Feuerwehrmann sein und den Brand löschen helfen, den – das sollte man nicht vergessen – die Berliner Politiker selbst mit gelegt haben. Von Blumenthals Berufung erhoffen sich die Verantwortlichen die Befriedung einer Situation, die bisher ungekannte Irritationen zwischen dem Senat und der Jüdischen Gemeinde entstehen ließ. Ob mit dem Amtsantritt von Michael Blumenthal die Ursachen für den Streit beigelegt werden, ist allerdings mehr als fraglich.

Ulrich Clewing

Bericht Seite 4

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