■ Kommentar: Der Mohr darf gehen
Sparen mit Prioritätensetzung, so hat Gesundheitssenatorin Fischer-Menzel ihre Haushaltslogik beschrieben. Hamburgs PatientInnen stehen nicht auf der Prioritätenliste, das ist nun gewiß. Beim Rückblick auf zehn Jahre Gesundheitspolitik überrascht hauptsächlich eins: die unglaubliche Konsequenz, mit der die Stadt Patientenrechte ignoriert.
Weghören und wegsehen, so lautete die Devise dereinst, als die ersten Horrormeldungen über das AK Barmbek öffentlich wurden. Die gesamte Beweislast lag auf dem Rücken der geschädigten Patienten. Die waren damals zäh und setzten sich durch. Und haben mit ihrem Büro eine Anlaufstelle gegründet, in der sie ihren Leidensgenossen den Rücken stärkten.
Wie unverzichtbar diese Arbeit ist, wurde erst wieder im vergangenen Jahr deutlich. Als der UKE-Skandal dräute, setzte auf den Senatorenbänken zwar erneut der „Drei-Affen-Reflex“ ein, doch nicht zuletzt wegen des Engagements der zuweilen unbequemen Patienteninitiative konnte die Phase der Verdrängung diesmal erheblich verkürzt werden. So wichtig die Arbeit der Verbraucherzentrale auch sein mag, ihr Beitrag zu diesem Skandal-Stück war mehr als mager.
Sollte eine Stadt, die sich zwei Arztskandale mit Schadenssummen in zweistelliger Millionenhöhe leisten kann, an einer Zweidrittel-Stelle für Patientenberatung (Jahreswert 67.000 Mark) pleite gehen?
Sannah Koch
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