Paul M. Schröder, die bessere Ich-AG: Der Mann, der Stoiber durchschaut
Wahrscheinlich ist er der einzige in der ganzen Republik, der Edmund Stoiber wirklich durchschaut hat: Paul M. Schröder, Inkarnation des Bremer Instituts für Arbeitsmarkt- und Jugendberufsforschung, hat sich dieser Tage kurzerhand zum „Büro für absurde Statistik“ (BaSta) gemacht und erklärt als solches der Restwelt, wie die Dinge wirklich liegen.
Hatte der Kanzlerkandidat seit Beginn seiner Regentschaft im Süden 1993 den Anstieg der Arbeitslosigkeit erst gebremst, dann gestoppt, dann die Zahl der Arbeitslosen gar reduziert, sah Stoiber sich später doch „gezwungen, diese positive Entwicklung zu beenden“, analysiert der Arbeitsmarktexperte Schröder treffsicher: „Seine Erfolge verbesserten zunehmend die Arbeitsmarktbilanz des Bundeskanzlers – und der heißtseit 1998 Gerhard Schröder; der Schröder, der Stoibers Erfolge allein für sich zu vereinnahmen suchte.“
Doch der CSUler wusste, wie er das verhindern konnte: In dem einen Jahr, das ihm noch bis zur Kanzler-Nominierung blieb, „führte Edmund Stoiber Bayern konsequent an die Spitze der Länder mit den höchsten und damit schlechtesten Veränderungsraten der Arbeitslosenzahlen.“ Der selbsternannte Fachmann für absurde Statistik analysiert weiter: „Im Oktober 2001 war das Zwischenziel erreicht: Bayern hatte die Spitze im Ländervergleich des Ansteigs der Arbeitslosenzahl übernommen und Edmund Stoiber wurde auch von der CDU gebeten, als Kanzlerkandidat der Union anzutreten.“ Stoiber verteidigt seine Spitzenposition in Sachen Anstieg der Arbeitslosen – bis heute: In der vergangenen Woche hatte Bayern 19,9 Prozent mehr Arbeitslose als noch im Juli vergangenen Jahres. Womit Stoiber sein Maximum zur Nichterfüllung des Kanzlerversprechens von der Senkung der Arbeitslosenzahlen getan hat. Paul M. Schröders Fazit: „Edmund Stoiber hat seine Kanzlerkandidatur auch arbeitsmarktlich konsequent und langfristig vorbereitet.“ Das musste doch mal festgestellt werden. sgi
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