Der Lobbyist der Woche: Prima fliegen fürs Klima
Es gibt Dinge, von denen Ralf Fücks (Foto) nicht viel hält. Von Skepsis gegenüber ständigen Innovationen, vom Bremsen der Wirtschaftsdynamik, so profitgetrieben sie auch sein mag. Überhaupt von allem, was mit Verzicht zu tun haben könnte. Eine „Meinungspolizei“ brauche er nicht, auch keine „Ökodiktatur“. Das hat der Vorstand der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung schon in der Vergangenheit deutlich gemacht. Heißt wohl, dass man Definitionen so lange drehen kann, bis sie passen.
Eine nachhaltige Lebensweise? Bekommt man auch mit Fliegen hin, sogar mit Vielfliegen. Ein schlechtes Gewissen muss da niemand haben, nicht einmal die besonders viel fliegenden Grünen-Anhänger. Das hat Fücks versprochen. Und das suggeriert auch die Broschüre „Oben – Ihr Flugbegleiter“, die die Heinrich-Böll-Stiftung gemeinsam mit dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus erstellt und die Fücks am Mittwoch gemeinsam mit dessen Chef Thomas Enders auf der Internationalen Luftfahrtausstellung präsentiert hat. 56 Seiten zum „nachhaltigen Fliegen“ sind das. Ab 2020 will die Branche CO2-neutral sein. Weil es mit den neuen Elektroantrieben, den superleichten Tragflächen aus dem 3-D-Drucker, dem Biokerosin aus Algen, die in dem Heft gezeigt werden, noch nicht so weit her ist, soll es eine Art neuer Ablasshandel richten, bei dem die zusätzlichen Emissionen woanders kompensiert werden sollen.
Hätte man so oder ähnlich längst haben können, wenn der Flugverkehr von den Klimaabkommen erfasst worden wäre, wenn er sich in den Emissionshandel integriert hätte, wenn die Lobby der Luftfahrtunternehmen nicht immer schon so gut funktioniert hätte. „Wir setzen auf Erfindungsgeist, nicht auf Verbote“, sagte Fücks. Klar, wen er mit „wir“ meinte. Beate Willms
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