: Der Linden Grabgesang
■ Bauprojekt in St. Georg beginnt gegen den Protest von Bürgerinitiative
Die Bürgerinitiative „Spitz pass auf!“ in St. Georg hat gestern den Beginn des Edel-Bauprojekts zwischen der Koppel und der Langen Reihe betrauert. Für das Ausschachten der künftigen Tiefgarage mussten als erstes sieben hundertjährige Linden dran glauben, denen nach Auskunft der Initiatve im Laufe des Vormittags knapp hundert Menschen Lebewohl sagten.
„Es ist genau das passiert, was wir befürchtet haben“, sagt Michael Joho von der Initiative, „nämlich ein absolutes Spekulationsobjekt“. Der Senat hatte das ehemalige Schulgelände im Höchstgebotsverfahren für gut sechs Millionen Mark verkauft – gegen den Willen der Bürgerinitiative, die hier gerne ein genossenschaftliches Wohnprojekt samt Stadtteilzentrum gesehen hätte und befürchtet, dass ihr Viertel von Besserverdienenden übernommen wird.
Jetzt bauen die Investoren Alexander Valentin-Dallmer sowie Matthias Wolpers & Partner Eigentumswohnungen und ein kommerzielles Stadtteilzentrum. Im ehemaligen Mädchengymnasium von 1889 sollen schicke Lofts entstehen. In die Schulturnhalle sollen Läden, Gastronomie und ein Veranstaltungszentrum einziehen. Nebenan entstehen zwei siebenstöckige Neubauten ebenfalls für Wohn- und Gewerbelofts.
Die Politik hat das Projekt längst durchgewunken. Trotzdem kündigte die Bürgerinitiative an, sie werde jeden Bauabschnitt mit Protesten begleiten. Der Tod der Linden war für Joho ein Stück Trauerarbeit. „Ich gucke seit 20 Jahren auf die Bäume“, sagt er. knö
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