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Der Lichtpalast bleibt vorerst dunkel

■ Die „Galeries Lafayette“ in den Friedrichstadtpassagen eröffnen erst im Frühjahr / Eisiges Schweigen bei Investoren

Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, nun ist es beschlossen: Das Pariser Kaufhaus Galeries Lafayette wird seine Pforten in der Friedrichstraße nicht wie ursprünglich geplant in diesem Herbst öffnen. Der mit 8.000 Quadratmetern größte Mieter im Glaspalast des Pariser Architekten Jean Nouvel (Quartier 207) an der Friedrichstraße Ecke Französische Straße beschloß nun, die Eröffnung auf das kommende Frühjahr zu verschieben.

Statt mit Mode und teuren Accessoires wird das französische Kaufhausunternehmen ab Oktober in Berlin lediglich über einen neugelegten Telefonanschluß verfügen. Eisiges Schweigen über die Entscheidung des Mieters herrschte gestern beim Investor des Quartiers 207, der Roland Ernst Gruppe. „Kein Kommentar“, hieß es. Mit einer Stellungnahme sei aber in Kürze zu rechnen. Überraschend kam der Beschluß freilich auch für die Investoren nicht. Der Direktor der Galeries Lafayette, Bernhard Hoffmann, hatte bereits in der vergangenen Woche erklärt, daß die Entscheidung über die Eröffnung im Herbst oder eine Verschiebung auf das Frühjahr von „verschiedenen Faktoren“ wie der rechtzeitigen Fertigstellung der Bauarbeiten an der U-Bahn oder dem Straßenbau in Mitte abhänge. Tatsächlich dürfte die katastrophale Vermietungssituation in den Friedrichstadtpassagen die entscheidende Rolle spielen. Für die Büroräume in den drei Quartieren steht außer der Nachrichtenagentur Reuter, die bereits ab 1. August ins Quartier 206 zieht, noch kein größerer Nutzer fest. Aber auch in den Laden- und Geschäftszonen kommt die Vermietung nicht voran.

Ob sich mit der Galeries Lafayette nun auch die Eröffnung der übrigen Quartiere verschiebt, ist nicht augeschlossen. Michael Spies von Tishmann-Speyer Properties, dem Investor im Quartier 205 an der Mohrenstraße, wollte bereits vor dem Pariser Rückzug eine Verschiebung nicht ausschließen. Spies weilte gestern zu Gesprächen in den USA.

Unterdessen bezeichnete der für Straßenbauarbeiten zuständige Referatsleiter der Senatsbauverwaltung, Bernd Misch, die Vorwürfe der Investoren an den Senat als „Alibi-Argument“. Die Friedrichstraße werde zwischen Französischer Straße und Mohrenstraße bis September fertig, versprach er. Nicht die Verzögerungen beim Straßenbau hätten die Fertigestellung der Passagen behindert. Es sei genau umgekehrt: „Die sich hinschleppenden Hochbaumaßnahmen und die fortdauernden Baustelleneinrichtungen auf öffentlichem Straßenland“, sagt Misch, „haben dazu geführt, daß wir keine Baufreiheit hatten und die Arbeiten nur sehr zögerlich durchführen konnten.“

Ursprünglich sollten die Büros in den Friedrichstadtpassagen bereits im Frühjahr fertig sein. Nach der Eröffnung der Ladenpassage in diesem Herbst hatte man „im größten Einkaufszentrum Berlins“ täglich bis zu 100.000 Besucher erwartet. Uwe Rada

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