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Der Fall Robert MugabeAutokrat vor dem Aus

Ende einer Ära: Mit Simbabwes autoritärem Präsidenten Robert Mugabe steht Afrikas letzter noch herrschender antikolonialer Befreier vor dem Abgang.

Letzter seiner Art: Robert Mugabe tritt im Wahlkampf vor seine Anhänger. Bild: dpa

BERLIN taz Robert Mugabe ist ein Symbol. Er ist der letzte Vertreter der Generation afrikanischer Befreiungskämpfer, der immer noch an der Macht ist (mit Ausnahme von Isayas Afewerki in Eritrea, das 1993 von Äthiopien unabhängig wurde). Mit Mugabes Abgang, wie auch immer er abläuft, geht in Afrika eine Ära zu Ende - die der starken Gründerväter, die ihre Länder bevormunden wie ihre eigenen Kinder und die Freiheit ihres Landes mit dem eigenen Verbleib im Amt verwechseln.

Dass Simbabwe erst 1980 zur Freiheit fand, ist keine Entschuldigung für Mugabes Autoritarismus. Namibia und Südafrika schüttelten die weiße Herrschaft erst viel später ab, aber sie haben bereits friedliche Machtübergaben innerhalb der Regierungspartei erlebt. Die ersten Präsidenten von Angola, Mosambik und Botswana starben im Amt, die Unabhängigkeitsführer von Sambia und Malawi gaben beide die Macht nach Wahlniederlagen ab - in Malawi nach 30 Jahren, in Sambia nach 27 Jahren, womit Mugabe mit 28 Jahren Herrschaft in Simbabwe im Trend läge.

Die Wahlniederlage von Mugabes altem Freund Kenneth Kaunda in Sambia 1991 war ein historisches Ereignis für Afrika, einer der ersten demokratischen Machtwechsel auf dem Kontinent seit der Entkolonialisierung. Kaundas Nachfolger Frederick Chiluba kam aus der Gewerkschaftsbewegung, genauso wie Simbabwes heutiger Oppositionsführer Morgan Tsvangirai. Sollte Tsvangirai nun ohne größere Probleme Präsident von Simbabwe werden, wäre dies erneut ein Neuanfang für die Region. Das südliche Afrika insgesamt leidet unter den Folgen der simbabwischen Wirtschaftskrise, den dramatischen Bevölkerungswanderungen, der rassistischen Rhetorik Mugabes und dem Misstrauen der Welt. Alles, was die Befreiungskriege im südlichen Afrika an Positivem hervorbrachten, wurde durch den erzwungenen Schulterschluss mit einem Gewaltherrscher im letzten Jahrzehnt infrage gestellt. Dem könnte ein Machtwechsel in Simbabwe, der verkrustete Strukturen aufbricht, ein Ende setzen. Das verschüttete emanzipatorische Erbe der afrikanischen Befreiungsbewegungen könnte neu aufleben, so wie es tendenziell schon der Aufstieg des Populisten Jacob Zuma in Südafrikas ANC und die damit verbundene neue Debattierfreude vorzeichnen.

Doch fast nirgends im postkolonialen Afrika ist es gelungen, den Abgang eines Gründervaters mit einem friedlichen Generationenwechsel zu verbinden. Es ist kein Zufall, dass bisher noch jedes postkoloniale Regime des Kontinents nach spätestens rund 25 bis 30 Jahren in eine existenzielle Krise schlitterte; zu einem Zeitpunkt also, wo eine Generation in den Vordergrund rückt, die nichts anderes aus eigener Erfahrung kennt. In Simbabwe ist dieses Problem besonders akut. Die Chaospolitik des heute 84-jährigen Mugabe hat die junge Generation buchstäblich dezimiert. Die Lebenserwartung ist durch Aids auf rund 35 Jahre gesunken. Der Großteil der wirtschaftlich aktiven Jugend ist ausgewandert und versucht, die Familien zu Hause mit Überweisungen aus dem Ausland über Wasser zu halten.

Das macht auch die Schwäche der Tsvangirai-Opposition aus: Sie ist ermattet. Sie wird weniger von der Energie einer ehrgeizigen Aufsteigerschicht getragen als von der Desillusionierung einer ausgelaugten Bevölkerung. Und auch Mugabe scheint nicht mehr den Elan und den Ehrgeiz von früher zu haben. Seine antiimperialistische Demagogie zieht nicht mehr. Der lange Herbst dieses Diktators hat sich in einen Winter verwandelt, der sich wie Eisesstarre über die politische Landschaft seines Landes legt.

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