Das Portrait: Der Erneuerer
■ Caspar Einem
Österreichs Innenminister Caspar Einem, unter dem Druck der Rechten Foto: Reuter
Sein Vater, der Komponist Gottfried von Einem, hatte schon ersten Ruhm mit der Oper „Dantons Tod“ erlangt, als der künftige Innenminister Österreichs am 6. Mai 1948 in Salzburg zur Welt kam. Die Mutter ist eine geborene Bismarck, der Großvater war k.u.k. Offizier. Den Adelstitel hat Caspar Einem inzwischen abgelegt, seit einem Jahr ist er Innenminister.
Damals galt seine Ernennung durch Bundeskanzler Franz Vranitzky als ein politisches Signal für eine Erneuerung der sozialdemokratischen SPÖ in der Sicherheitspolitik. Einems Vorgänger Franz Löschnak, ebenfalls SPÖ, hatte Rechtspopulist Jörg Haider stolz „unseren besten Mann in der Regierung“ genannt. Auf Druck von Haiders FPÖ wurden damals restriktive Ausländergesetze beschlossen, die humanitären und rechtsstaatlichen Maßstäben nicht immer standhalten. Die Grünen sahen in Einems Ernennung „neue Chancen für die Menschenrechte“.
Der Einstieg ins neue Amt war für Einem mehr als eine kalte Dusche. Die erste Krise kam schon nach einigen Wochen, als bekannt wurde, er habe dem linksradikalen Tatblatt noch als Staatssekretär Geld gespendet. Und bis heute, bekannte er kürzlich, hat er den Polizeiapparat nicht voll im Griff. Regelmäßig landen geheime Dokumente aus dem Sicherheitsapparat auf dem Schreibtisch Jörg Haiders – die FPÖ-Gewerkschaft genießt unter den Polizisten Österreichs großes Vertrauen. Viele Polizisten halten von ihrem Chef noch heute nicht viel. Ein Kriminalbeamter: „Eigentlich steht er auf der anderen Seite.“ Dr.jur. Einem hat sein Berufsleben als Bewährungshelfer begonnen, später ergründete er an einem Institut für Kriminalsoziologie die Psychologie von Straftätern. Nach einem Jahrzehnt bei der Arbeiterkammer (damals hatte er sich schlichtend in der Wiener Hausbesetzerszene engagiert) wechselte Einem 1991 zum Erdöl- und Erdgas-Großunternehmen ÖMV, wo er einer der Direktoren wurde.
Auf die Frage, warum er als Innenminister so umstritten sei, antwortet der Minister, der den Kopf so liebenswürdig schräg halten und dabei nachdenklich schauen kann: „Mir fehlen wahrscheinlich einige Sozialisationsmerkmale, die für die Politik günstig wären. Wenn man wie ich erst mit 46 Jahren in die Politik einsteigt, ist man vorher schon erwachsen geworden.“ Daniel Asche, Wien
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