Das Portrait: Der Bombenbastler
■ Julian Atxurra Egurola
Julian Atxurra Egurola hat eine steile Karriere hinter sich. Pototo, wie sie ihn in den linksnationalistischen baskischen Kreisen nennen, brachte es vom rebellischen Jugendlichen, der Molotowcocktails baute, um in seinem Heimatdorf der spanischen Polizei Guardia civil Paroli bieten zu können, zum Logistikchef und zur Nummer drei in der Führung der baskischen Separatistengruppe ETA. Am Dienstag wurde er in der Nähe der südfranzösischen Stadt Pau verhaftet.
nnerhalb der ETA-Führung fiel Pototo die Aufgabe zu, die Kommandos mit allem zu versorgen, was sie für ihre Einsätze brauchen: Wohnungen, gefälschte Nummernschilder, Fahrzeug- und Ausweispapiere, Sprengstoff, Granaten und Schußwaffen. Pototo wurde 1959 – im Gründungsjahr der Organisation – in Lekeitio an der baskischen Atlantikküste geboren, einem kleinen Ort mit drei Dutzend Fischerbooten, einigen Bars und einem kleinen Strand. Doch die Idylle täuscht. Lekeitio hat mehr ETA-Mitglieder hervorgebracht als der Industriemoloch Bilbao mit 500.000 Einwohnern.
1982 wurde Pototo zum ersten Mal verhaftet. Die Guardia civil fand in seiner Wohnung in Lekeitio Material zur Herstellung von Brandsätzen. Wenig später wurde er wieder freigelassen. 1984 tat er den entscheidenden Schritt. Er schloß sich dem in seiner Heimatprovinz Bizkaia operierenden ETA- Kommando an. Seine Aufgabe: illegaler Grenzkurier zwischen dem französischen und spanischen Teil des Baskenlandes, um Material und Leute über die Pyrenäen zu schmuggeln.
Als ihm die Polizei 1985 auf die Schliche kam, tauchte Pototo ab und beteiligte sich fortan direkt an den Attentaten. 30, mit sechs Toten und zwölf Verletzten, seien es gewesen, so die Polizeiangaben. Pototo hatte die Aufgabe, die Bomben des Kommandos zu fertigen. Auch später, als er längst der ETA-Führung angehörte, zog es den Spezialisten für komplizierte Zündmechanismen immer wieder selbst an die Werkbank. So fand die Polizei letzten Sommer in einem ETA-Unterschlupf auf Mallorca einen Sprengsatz, versehen mit einer handschriftlichen Notiz von Pototo an das Kommando, das ihn einsetzen sollte. Die Polizei war schneller und rettete das Leben des Opfers: Juan Carlos I., König von Spanien. Reiner Wandler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen