■ Nawrocki zu Daimler: Der Abfahrer
Der Schock über die Berufung des ehemaligen olympischen Oberbärchens, Axel Nawrocki, zum ersten S-Bahn-Schaffner sitzt bei manchen sogar im neuen Jahr noch tief. Nachdem beinahe alle Menschen des öffentlichen und nichtöffentlichen Lebens der fliegende Wechsel des teuren Axels von „Olympia 2000“ zur „Schiene 2000“ entsetzt hatte, bemerkte gestern auch die Berliner Verkehrsverwaltung die Postenschieberei. Die personelle Entscheidung, erregte sich Verkehrsstaatssekretär Ingo Schmitt, hätte mit der Berliner Verwaltung abgestimmt werden müssen. Schlimmer noch. DB- Boß Heinz Dürr hätte sich das Einverständnis der Bonner CDU- Spitze holen müssen.
Auch Schmitts Durchblick reicht nicht an die wahren Drahtzieher des Posten-Deals heran. Der „schwarze Filz“ braucht keine Politiker mehr. Nicht mehr die Politik entscheidet über die Stellenvergaben öffentlicher Manager. Ihr bleibt allein der Abfindungspart. Der Nawrocki-Coup geht vielmehr auf die Kappe von Daimler- Krösus Edzard Reuter, der sich schon zu Olympia-Tagen prächtig mit dem neuen S-Bahn-Abfahrer verstand. Nun will der Autokonzern ja bekanntlich in den S-Bahn-Bau einsteigen. Außerdem plant Reuter, bei der Privatisierung der Bahnen mitzuhelfen. Was liegt also näher, den Olympia-Kumpel dort als U-Boot einzusetzen. Doch der ganze Deal ist ein Schuß in den Ofen, nicht nur finanziell. Reuter hat schon seit Jahren kein gutes Händchen mehr, Insidern gilt er als „Auslaufmodell“. Und nun Nawrocki als Terminator. Sicher, der Mann hat Ungewöhnliches geleistet. Nie zuvor hat ein Olympia-Manager einer Kommune mehr Geld aus der Tasche gezogen, nie zuvor einer eine Bewerbung dilettantischer in den Sand gesetzt. Außer vollmundigen Ankündigungen sind nur Schulden geblieben – und gerade dies ist ein Markenzeichen der Berliner S-Bahn-Macher. Rolf Lautenschläger
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