Der 23. Spieltag: Berlin bleibt Spitze
Mit drei Toren gegen Cottbus sorgt Andrej Woronin dafür, dass sich Hertha an der Tabellenspitze festsetzen kann. Der andere Hoeneß-Club hat sich gegen Hannover seinen Pokal-Frust von der Seele geschossen.
DÜSSELDORF dpa Hertha BSC Berlin hat erfolgreich die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga verteidigt. Der Hauptstadtclub errang dank des dreifachen Torschützen Andrej Woronin zum ersten Mal seit sechs Jahren einen Sieg gegenüber Energie Cottbus. "Die Mannschaft hat den Charaktertest bestanden", sagte Hertha-Manager Dieter Hoeneß, der an ein Titel-Duell mit dem auf Platz zwei vorgerückten Münchner Club seines Bruders Uli aber nicht so recht glauben mag. "Sich elf Spieltage vor Schluss mit Träumen zu beschäftigen und sich ablenken zu lassen, nimmt ein Stück von der Stärke", sagte Dieter Hoeneß nach dem 3:1-Erfolg, den Liverpool-Leihgabe Woronin herausschoss.
Durch die Punktverluste von 1899 Hoffenheim (0:0 gegen Werder Bremen) und des Hamburger SV, der beim bisherigen Schlusslicht Borussia Mönchengladbach mit 1:4 unter die Räder kam, ist das Verfolgerfeld nun dicht zusammengerückt: Rekordmeister Bayern München schoss sich beim 5:1 gegen Hannover 96 den Pokal-Frust von der Seele und ist nun punkt- und torgleich mit Aufsteiger Hoffenheim. Wie dieses Duo haben auch der mit 1:0 gegen den Karlsruher SC siegreiche VfL Wolfsburg und Hamburg 42 Zähler auf dem Konto. Vier Punkte voraus ist Berlin. Dennoch redet auch Trainer Lucien Favre nicht von der Meisterschaft: "Es gibt keinen Grund, unser Ziel UEFA-Cup zu ändern."
Drei Tage nach dem 2:4 bei Bayer Leverkusen im DFB-Pokal und vor dem Champions-League-Rückspiel gegen Sporting Lissabon am Dienstag atmeten die Bayern kollektiv auf. "Die Stimmung ist natürlich bestens", so ein sichtlich gelöster Klinsmann nach der gewonnenen Partie. Ziel bleibe der Meistertitel. "Wir lassen da auch nicht locker. Wir werden uns ins Zeug legen, um Hertha Druck zu machen, um irgendwann auf Platz eins zu stehen", so der Schwabe, der laut Manager Uli Hoeneß nie zur Disposition stand.
Der VfB Stuttgart (2:1 gegen Borussia Dortmund) und der FC Schalke 04 (1:0 gegen 1. FC Köln) konnten mit Heimsiegen die Lücke nach vorn weiter schließen. "Bis Platz zwei sind es nur drei Punkte. Es ist alles möglich", meinte VfB-Coach Markus Babbel nach dem neunten Bundesligaspiel in Serie ohne Niederlage.
Doch während im Schwabenland die Stimmung steigt, kocht im Revier weiterhin die Volksseele. Trotz des Arbeitssieges gegen Köln gingen die Schalke-Fans auf die Barrikaden, weil sie die Auswechslungen des Trainers nicht verstanden. Fred Rutten, der das 1:0 über die Zeit retten wollte und 20 Minuten vor Schluss Marcelo Bordon als zusätzlichen Defensiv-Stabilisator einwechselte, steht weiter in der Kritik. Auch Manager Andreas Müller, der an diesem Montag beim Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies zum "Rapport" muss, bekommt kaum Luft zum Atmen. "Vielleicht ist es ja schon so, dass wir sogar nach einem Sieg permanent mit dem ganzen Theater konfrontiert werden", klagte Geschäftsführer Peter Peters. Da half selbst der Zuspruch des Gegner-Trainers nichts. "Rutten und Müller haben Unterstützung verdient. Ich hoffe, dass hier jetzt ein wenig Ruhe einkehrt und Schalke die Wende schafft", sagte FC-Coach Daum.
Dem spektakulären Schlagabtausch zwischen Hoffenheim und Bremen fehlte nur das Salz in der Suppe. Ein ähnliches Ergebnis wie im Hinspiel, das Werder 5:4 gewann, war möglich. Doch nicht nur dem Ex- Bremer Boubacar Sanogo, der mit drei Pfostentreffern einen Bundesliga-Rekord aufstellte, fehlte das Glück. Auf Bremer Seite vergab allein Claudio Pizarro fünf gute Chancen. "Das Spiel hätte auch 5:5 ausgehen können", sagte Hoffenheims Coach Ralf Rangnick nach der äußerst unterhaltsamen Nullnummer.
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