Der 22. Spieltag: Der Adler als "Nestbeschmutzer"
Leverkusen darf dank der 0:1-Niederlage gegen Hannover kaum noch darauf hoffen, im Rennen um den Titel dabei zu sein. Stattdessen gibts Zoff um Torhüter Rene Adler. Bochum kämpft sich aus seinem Tief raus.
DÜSSELDORF dpa Wenig Glanz, viel Effektivität - das lange Zeit unterschätzte Team von Hertha BSC wird mehr und mehr zu einem echten Titelaspiranten. Dank eines knappen 2:1 über Borussia Mönchengladbach kehrten die Minimalisten aus der Hauptstadt an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga zurück. Dagegen schwindet bei 1899 Hoffenheim der Glaube an eine Fortsetzung des Fußball-Märchens aus der Hinrunde. Beim 0:0 in Dortmund blieb das Team zum vierten Mal in Serie ohne Sieg. Dennoch sieht Trainer Ralf Rangnick den Herbstmeister auf gutem Weg aus der Talsohle. "Wir stehen weiterhin ausgezeichnet da."
Vorerst Abschied aus dem spannenden Titelrennen nahm Bayer Leverkusen. Beim 0:1 in Hannover kassierte das Team von Trainer Bruno Labbadia die bereits dritte Niederlage im fünften Rückrundenspiel. Der Disput zwischen Rene Adler und Rudi Völler dokumentierte den Stimmungsumschwung. Auf die Kollegenschelte des Nationalkeepers, der über ein "gewissen Phlegma" innerhalb der Mannschaft geklagt und eine Krisensitzung vor dem anstehenden Pokalspiel gegen Bayern München gefordert hatte, reagierte der Leverkusener Sportdirektor verärgert: "Rene tut gut daran, mal an einer Kamera und einem Mikrofon vorbei zu gehen. Als er mal nicht jeden Ball festhielt, hat keiner der Mitspieler gemeckert. Jeder muss sich an die eigene Nase fassen."
Harsche Töne gab es auch beim Kellerduell zwischen dem VfL Bochum und Energie Cottbus. Der umstrittene und spielentscheidende Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Markus Schmidt erzürnte Energie-Trainer Bojan Prasnikar und Manager Steffen Heidrich. "So ein Skandal. Es ist Willkür und eine Verarschung", schimpfte Heidrich, während Prasnikar seine Wut in der Kabine herausschrie. Die Verärgerung der Gäste konnte die Freude der Bochumer nicht schmälern: Nach einer dürftigen Hinrunde mit nur elf Punkten verbuchte der Revierclub in der Rückserie bereits zehn Zähler. "Ich freue mich, dass die Mannschaft aufblüht, doch für eine Zwischenbilanz ist es noch zu früh", kommentierte VfL-Vorstand Thomas Ernst den Erfolg, den Marc Pfertzel mit seinem Elfmetertreffer sicherstellte.
Von einem Aufwärtstrend wie die Bochumer können die Frankfurter derzeit nur träumen. Nach der 1:2-Heimschlappe gegen den FC Schalke ist die Abstiegszone nur noch drei Punkte entfernt. "Wie kein anderes Team müssen wir fünf oder sechs Leistungsträger ersetzen. Deshalb ist es kein Wunder, dass wir nach unten schauen müssen", klagte Trainer Friedhelm Funkel mit Verweis auf die anhaltende Personalmisere der Hessen. Die Gäste feierten eine gelungene Generalprobe für das Pokal-Viertelfinale am Dienstag in Mainz. "Nach so vielen Rückschlägen war das ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung", befand der in die Kritik geratene Schalke-Manager Andreas Müller sichtlich erleichtert.
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