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Denkmal für sexuelle Vielfalt in HamburgPhase der Konkretisierung startet

Hamburg hat geschichtlich eine große Bedeutung für die Community homosexueller Menschen. Ein Denkmal für sexuelle Vielfalt soll daran erinnern.

Coronakonform: Fahrraddemo zur Feier des Christopher Street Days am 1. August in Hamburg Foto: dpa

Hamburg taz | Obwohl Hamburg vor allem zwischen 1945 und 1994 als deutsche Hauptstadt für homosexuelle Menschen galt, fehlt bis heute ein Denkmal, das daran erinnert. Das will die Kulturbehörde jetzt ändern und lädt Interessierte Anfang September zu einem Werkstatt-Tag im Museum für hamburgische Geschichte ein. Dort sollen in drei Workshops Perspektiven für das Aussehen, den Standort und die Funktion des Denkmals entwickelt werden.

Schon seit 2018 setzt sich eine private Initiative für den Bau eines Denkmals für sexuelle Vielfalt ein. Der Historiker und Mit­initiator Gottfried Lorenz betont die besondere Geschichte der homosexuellen Community in Hamburg. Während die Polizei in Berlin und Frankfurt rigoros Veranstaltungen der Community verhinderte, entstanden hier zahlreiche Vereine und Orte, in denen sich die Lesbian-, Gay-, Bi-, Trans-, Queer-, und Intersex- (LGBTQI) Community trotz Verbots treffen konnte. Erst 1994 wurde Paragraf 175 des deutschen Strafgesetzbuches, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, aufgehoben.

Bislang erinnert nur ein Gedenkstein in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme an die Verfolgung Homosexueller durch die Nazis. Im Jahr 2018 ergriffen deshalb Gottfried Lorenz, Martin Eichenlaub und Heiko Gerlach die Initiative zum Bau eines Denkmals für sexuelle Vielfalt.

Inzwischen ist der Bau des Denkmals auch im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen festgeschrieben: „Wir realisieren gemeinsam mit den beteiligten Initiativen ein Denkmal für die sexuelle Vielfalt in Hamburg“, halten die Koalitionär*innen fest.

Werkstatt-Tag mit 100 Teilnehmer*innen

An dem Werkstatt-Tag Anfang September sollen 100 Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen teilnehmen. Den Initiator*innen ist es wichtig, dass das Denkmal nicht ausschließlich dem Erinnern dient. „Die Dinge aus der Vergangenheit sollen heute auch, aber nicht nur in unserem Erinnerungsspektrum stehen“, sagt Lorenz.

Farid Müller, der Sprecher für LGBTQI der Bürgerschaftsfraktion der Grünen erklärt: „Ein Denkmal geht in der Regel in die Vergangenheit. Den Initiator*innen soll es gelingen, dass das Denkmal in die Zukunft strahlt.“

Denn auch heute wird die LGBTQI-Community angefeindet. Die Bundesregierung verzeichnete im Jahr 2019 mindestens 546 politisch motivierte Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle. Im Vergleich mit dem Jahr 2018 ist die Anzahl der Straftaten gegen sie um etwa 60 Prozent gestiegen. Die Zahl der nicht angezeigten Straftaten liegt laut LGBTI-Umfrage der EU-Grundrechtsagentur weit höher.

„Nach wie vor ist das Händchenhalten oder Küssen zwischen Männern oder Frauen in der Öffentlichkeit etwas, was Anstoß erregen kann. Deshalb soll das Denkmal auch eine Aufforderung für Toleranz und Akzeptanz der verschiedenen Gruppierungen sein“, erklärt Lorenz. Er könne sich sogar vorstellen, dass das Denkmal zukünftig ein Ort wird, an dem die LGBTQI-Community zusammenkommt.

Der Sprecher der Kulturbehörde, Enno Isermann, zeigt sich hinsichtlich der Planung und Umsetzung des Denkmals für sexuelle Vielfalt optimistisch: „Es wird zügig gehen. Nach den Workshops haben wir eine Priorisierung, wo das Denkmal stehen und was es leisten soll.“ Die Finanzierung in noch unbekannter Höhe hat die Kulturbehörde bereits bewilligt. Sobald die genauen Pläne stehen und ein Standort festgelegt ist, soll die Ausschreibung starten.

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