piwik no script img

Den Opfern der Gewalt

■ Der Liederabend „Trunken von Küssen“ erinnert an die Unterdrückung und Zerstörung von Kunst im „Dritten Reich“

„Trunken von Küssen“ nennt die Stuttgarter Sopranistin Stephanie Haas ihren Liederabend zu Ehren einiger Komponisten, deren Schaffen vom Nazi-Regime zerstört, verhindert oder reglementiert wurde. „Trunken von Küssen“ ist ein Zitat von Friedrich Hölderlin, dessen „Hälfte des Lebens“ Gideon Klein vertonte, ehe er nach Theresienstadt deportiert und dann in Auschwitz ermordet wurde. Klein war der Leiter der Abteilung Musik der sogenannten „Freizeitgestaltung“ im Vorzeigelager Theresienstadt.

Der 1898 geborene Viktor Ullmann komponierte in Theresienstadt nicht weniger als 25 Werke: die Neuerscheinungen der Musiklexika werden seinen Namen nennen müssen. Seine 1943/44 in Theresienstadt komponierte Oper „Der Kaiser von Atlantis oder Der Tod dankt ab“ wurde verboten, die Autoren nach Auschwitz transportiert und ermordet.

Außerdem kommen die Kafka-Vertonungen von Ernst Krenek zu Gehör, die der Komponist auf der Flucht vor den Nazis auf der Überfahrt nach Amerika komponierte und die dramatischen „Shakespeare-Gestalten“ des zeitgenössischen Komponisten Vojtech Saudek. Die amerikanische Pianistin Susanne Wenckus begleitet die Sängerin, sie erhielt mehrere Preise für Liedbegleitung. Das Konzert findet im Rahmen der Israel-Tage statt und will deutlich machen, wie groß der Einfluß politischer Repressionen auf Kunst ist und wie gleichzeitig trotz dieser Repressionen innere Freiräume gewonnen werden können. usl

17. 5., 20 Uhr im Christophorussaal in Unser Lieben Frauen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen