Demos gegen Gewalt an Frauen: Tränengas gegen Frauenrechtsprotest
In türkischen Städten haben Menschen gegen den Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention protestiert. Die Polizei ging brutal dagegen vor.
Die Frauen forderten bei dem Marsch den türkischen Wiederbeitritt zur Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt an Frauen, die einst in Istanbul unterzeichnet wurde.
Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte im März überraschend verfügt, Ankaras Ratifizierung des Übereinkommens aufzuheben. Von Frauenrechtsgruppen und westlichen Staaten kam prompt harsche Kritik. Eine Berufungsklage gegen Erdogans Schritt scheiterte vor Gericht, der Ausstieg der Türkei wurde im Juli bestätigt.
Einige Funktionäre aus Erdogans islamischer Partei AKP hatten eine Überprüfung der Konvention mit dem Argument gefordert, dass sie mit den konservativen Werten der Türkei unvereinbar sei.
Die Regierung in Ankara verkündete einen eigenen „Aktionsplan für die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen“. Dieser sieht unter anderem eine Reform juristischer Verfahren, verbesserte Schutzprogramme sowie die Sammlung von Daten zu Fällen von Gewalt vor.
Dennoch beklagen Menschenrechtsgruppen einen Anstieg von Übergriffen auf Frauen in der Türkei. Seit Jahresbeginn sind laut der Gruppe „Wir werden Femizide stoppen“ im Land 353 Frauen getötet worden. Allein im Oktober seien 18 Frauen von Männern umgebracht und 19 weitere unter verdächtigen Umständen tot aufgefunden worden. Im vergangenen Jahr seien mindestens 409 Frauen getötet worden.
Neben Istanbul gab es am Donnerstag in Ankara und in anderen Städten Frauenproteste. Anlass war der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, der jährlich am 25. November begangen wird.
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