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Demos für bezahlbaren WohnraumTausende gegen steigende Mieten

Am Samstag protestieren in Berlin, Hamburg und Freiburg mehrere tausende Menschen gegen steigende Mieten. Der Deutsche Mieterbund warnt vor einer „Katastrophe“.

Die Leute im besetzten Haus und so – Demonstraten in Hamburg. Bild: dapd

HAMBURG/BERLIN/MÜNCHEN dapd/dpa | In mehreren deutschen Städten haben Mieter am Samstag für bezahlbaren Wohnraum demonstriert. In Hamburg brachte ein Protestbündnis etwa 2.800 Menschen auf die Straße. In Berlin beteiligten sich 450 Menschen an einem Protest unter dem Motto: „Keine Rendite mit der Miete“. In Freiburg waren es 400 Protestierende.

In Berlin zogen die Demonstranten am späten Nachmittag durch Kreuzberg und Neukölln. In Hamburg kritisierten die Veranstalter unter dem Motto „Schlaflos in Hamburg! Mietenwahnsinn stoppen“, dass immer weniger Menschen die steigenden Mieten bezahlen könnten. Besonders betroffen seien Auszubildende, Studenten, Arbeitslose oder sozial Benachteiligte.

In Berlin und Hamburg hätten SPD-geführte Senate sogenannte Mietenbündnisse mit der Immobilienwirtschaft geschlossen, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der Gruppen. Sie werfen Politikern auf Landes- und Bundesebene „unsoziale Wohnungspolitik“ vor.

Die Protestbewegung will, dass eine gesetzlich festgelegte Mietobergrenze bei allen Neuvermietungen festgelegt werden soll. Zudem treten die Beteiligten dafür ein, dass die Besetzung leerstehender Gebäude entkriminalisiert wird. In Freiburg forderte die Organisation „Recht auf Stadt – Freiburg“ eine Halbierung der Mieten.

Nach einer aktuellen Studie des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zahlen momentan Mieter in Hamburg und München am meisten. In vielen deutschen Großstädten sollen der DIW-Untersuchung zufolge die Mieten im nächsten Jahr weiter zulegen.

In Hamburg nahm die Polizei nach der Demonstration insgesamt 18 Personen vorläufig fest beziehungsweise in Gewahrsam. Etwa 400 Menschen von ihnen hätten sich unter anderem unberechtigt Zugang zu dem Haus verschafft sowie Flaschen auf Polizisten geworfen, sagte der Sprecher. Die Polizei war mit mehr als 1.000 Beamten im Einsatz. Fünf Polizisten wurden leicht verletzt.

Mieterbund mahnt

Der Deutsche Mieterbund warnt derweil angesichts stark steigender Mieten und Energiepreise vor dramatischen Zuständen auf dem Wohnungsmarkt. Schon heute hätten viele Menschen „massive Probleme, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Dieser Trend wird sich weiter verschärfen“, warnte Mieterbund-Präsident Franz-Georg Rips im Nachrichtenmagazin Focus. Groß- und Universitätsstädte, in denen es bereits jetzt an preiswerten Wohnungen fehle, steuerten „auf eine mittlere Katastrophe zu“.

Die steigenden Wohnkosten träfen nicht nur Einkommensschwache, Rentner und Studenten, warnte Rips. „Auch normal- und sogar viele gutverdienende Haushalte können das nötige Geld kaum noch aufbringen.“

Ein großes Problem sieht Rips in der wachsenden Altersarmut. „Wenn die Menschen künftig weniger Rente bekommen, aber immer höhere Wohnkosten zahlen müssen, dann ist das ein brandgefährlicher Zustand“, sagte Rips. Er mahnte: „Niemand sollte die soziale Sprengkraft unterschätzen“.

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5 Kommentare

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  • WB
    Wolfgang Banse

    Wohnraum muss bezahlbar bleiben,so dass niemand auf der Straße sei Leben fristen muss.

    Im Rahmen sollten aber Mieten angehoben werden können.

  • M
    mimi-kri

    Wenn man die Zahl derjenigen, die ihre Miete (bald) nicht mehr bezahlen können gegen diejenigen sieht, die auf den Demos waren, fragt man sich wirklich langsam, warum man sich eigentlich noch engagiert und u.a. hier auf die Straße geht!

     

    Die meisten Passanten, an denen diese Demo vorbei lief, glotzten nur blöd und/oder machten teilweise dumme Bemerkungen (ausgerechnet eben diejenigen, die nicht so aussahen, als ob sie in den nächsten 10 Jahren zu den Besserverdienenden gehören).

     

    Hier in Deutschland ist das Ziel erreicht:

    keine Bildung für die Ärmeren, dumm und kritiklos bleiben durch Fernsehen und BILD, Shoppen als Lebensinhalt und Weitergabe dieser "Werte" an die Kinder.

  • J
    jenny

    Auch die TAZ sollte über den Tellerrand der un-

    bestrittenen Fehlentwicklungen bei Immobilien in

    einigen wenigen westdeutschen Grossstädten hinausblicken!

    Hamburg,Frankfurt u. München haben gerade mal ca.

    3,6 Mio. Einwohner bei 82 Mio. bundesweit.

     

    es gibt viele Grossstädte wo die Mieten seit Jahren

    stagnieren oder sinken = ca. 10 Grosstädte im Ruhrgebiet von Duisburg bis Hagen ! - Ostdeutsche

    Grossstädte wie Magdeburg, Leipzig,Chemnitz etc.

    Dort liegt der Mittelwert der Mieten immer noch

    bei 4-5 Eu./qm pro Monat, es gibt dort auch massenhaften Leerstand! der langsam abgerissen wird!!

     

    Natürlich gibt es in boomenden Ballungsgebieten

    Engpässe, auf die Mietvereine u. vorsorgende Kom-

    munalpolitiker schon lange hingewiesen haben.

    aber bis zur Eurokrise hat kein Investor neue Wohn-

    ungen gebaut, weil die Bau u, Finanzierungskosten nicht durch die zu erwartenden Mieten gedeckt wurd-

    en.

    Erst die niedrigen Kreditkosten u. die furch vor Inflation führt momentan zu mehr Geschosswhgsneubau!

    Aber die Mietpreisentwicklung ist an die Lohn-

    steigerungen gekoppelt, bleiben diese niedrig u.

    steigen in 10 Jahren die Zinsen wieder auf 6-7%, dann sind massig Pleiten zu erwarten, Wohnungen

    werden nämlich meist über 25 Jahre u. mehr finanziert!

    Es gibt also momentan eine Scheinblüte in manchen

    Regionen, die schon allein wegen der stark ab-

    nehmenden Bevölkerung mittelfristig platzen muss!

    Dann trennt sich die Spreu vom Weizen u. nur gute

    Lagen in prosperierenden Städten werden wirtschyaft-

    lich bleiben !

    Bei anderen Häusern wird die Kombination aus Miet-

    ausfall u. Reparaturstau ( Handwerkerkosten steigen

    weit über die Mietsteigerungen hinaus!) manchen

    Immobilientraum zerstören!

  • A
    aurorua

    Bei den paar Mäneken, da lachen sich die Immobilienhaie doch ins Fäustchen, jetzt heisst es wie immer, noch mehr aus dem Mieter rauspressen, noch mehr absaugen und obendrein Steuersparmodelle bis zum Anschlag ausschöpfen, Gewinn ist ja soooo geil, erst recht auf Kosten derer die eh schon nichts mehr haben.

  • A
    Albahar

    Versteht ihr das jetzt? Deutsche Immobilien tragen die Hauptverantwortung in der spanischen Immobilienblase. Jetzt geht es nicht mehr, also woanders "investieren", Deutschland zum Beispiel. Viel Glück.