Demonstration in Dresden: Kaum Interesse an Pegida light
Nur 200 Personen nahmen an der Sonntagsdemo von „Wir sind Deutschland“ teil. Die Bürgerinitiative hatte sich im Herbst in Plauen gebildet.
Jenseits des Pegida-Einzugsbereiches bündelt seit September die “Wir sind Deutschland“-Bewegung in Plauen das Protestpotenzial. Unter dem Slogan „Nicht ganz rechts – nicht ganz links, nicht ganz Gutmensch – nicht ganz Pack“ verpackt sie einen skurrilen Mix an Forderungen. Zentraler Kritikpunkt: die Flüchtlingspolitik. Die Online-Resolution hätte auch von der AfD stammen können.
Auch bei der Dresdner Premiere wurde deutlich, dass sich WSD zwar im Stil von Pegida unterscheidet, im Grunde aber von den gleichen Überfremdungsängsten und dem Frust gegenüber allen Regierenden getrieben wird. Fahnen, Transparente und Sprechchöre sind hier unerwünscht. Bürger, die noch nie an einem Mikrofon gestanden haben, kommen zu Wort. Auch Christen, die sonst Mahnwachen für den Frieden abhalten und vor einem „mentalen Bürgerkrieg“ und einem fortgesetzten Leben auf Kosten der armen Erdteile warnen. Das Grundgefühl der Bedrohung durch Flüchtlinge und eine allgemeine Weltverschwörung aber dominiert. Angst vor weiteren „unkontrollierbaren Lasten“ auf dem Karren, den wir alle ziehen müssen. Angst vor vollständiger Auslieferung an die Wirtschaftsbosse.
Schuld an allen Weltkonflikten sind die US-Amerikaner, während Putin als Friedensfürst und der Syrer Assad gar als „ordentlich gewählter Präsident“ gefeiert werden. Der Leipziger Karsten Werner, für die „Bürgerrechtsbewegung Solidarität“ (BüSo) aktiv, beschwor die eurasische Allianz als Gegenstück zur „Achse des Bösen Washington-London-Riad“.
Auch die Attacken gegen Kanzlerin Merkel, die „das eigene Volk opfert“, unterscheiden sich nur in der Lautstärke von Pegida. Und unter den Zuhörern finden sich gleichfalls Neurotiker, die den Flüchtlingsstrom für ihre überteuerten Arztrezepte verantwortlich machen. So gewinnt WSD kaum ein eigenes Profil.
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