Demonstration für Cannabis: Die Hanfparade und der Mann mit dem Gras
Knapp tausend Demonstranten wollen am Samstag unter dem Motto "Cannabis ist Weltkultur!" feiren. Die taz besucht einen Berliner Dealer.
Unter dem Motto "Cannabis ist Weltkultur!" zieht am Samstag (7. August) die traditionelle Hanfparade durch die Berliner Innenstadt. Ziel sei es, "das Wissen um die Kulturpflanze Hanf und die Legalisierung ihrer Nutzung als Rohstoff, Medizin und Genussmittel auf die politische Tagesordnung zu setzen", teilten die Veranstalter mit. Laut Polizei sind 900 Teilnehmer angemeldet.
Nach einer Kundgebung um 13.00 Uhr auf dem Alexanderplatz ist den Angaben zufolge ein Protestmarsch durch die Innenstadt geplant. Als Zwischenstopp ist unter anderem der Sitz der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), in der Friedrichstraße geplant. Hier werde der Forderung nach einer Zulassung von Hanf als Medizin sowie einer Entkriminalisierung von Cannabis und anderen Drogen Nachdruck verliehen, hieß es.
Im Moment ist der Anbau, Handel oder Besitz von Hanfpflanzen in Deutschland strafbar bzw. genehmigungspflichtig. Gegen diese rechtliche Regelung will die Hanfparade protestieren. Die Veranstalter fordern, dass die "gesamte Hanfkultur dem immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO zuzuordnen ist und somit den ausschließlich auf Strafverfolgung ausgerichteten Behörden zu entziehen ist". So könnte Hanf als Dämmstoff im Hausbau eingesetzt werden oder in der Papierproduktion das Holz ersetzen.
Pünktlich zur Hanfparade hat die Berlin-Redaktion der taz den Dealer Michael K. besucht, der seit vielen Jahren Gras und Haschisch in seiner Wohnung verkauft. Täglich von 16 bis 23 Uhr empfängt er Kunden auf dem Sofa. "Zu Michael gehen ist wie zu Edeka", sagt einer seiner Stammkunden. Der Text "Der Mann mit dem Gras" erscheint in der Samstagsausgabe (10.8.2010) auf den Berlin-Seiten der taz. Die sind im Berliner Raum am Samstag und Sonntag an jedem gut sortierten Kiosk zu erhalten.
Mit bei der Parade sind unter anderem die Piratenpartei, die Linkspartei und die Grünen. Deren Berliner Landesvorsitzender Stefan Gelbhaar tritt für eine Liberalisierung von Cannabis ein. Er fordert einen legalen Verkauf über lizenzierte Fachgeschäfte oder Apotheken. "Damit würde man den Drogendealern mehr schaden als jede Polizeikontrolle."
Die Abschlusskundgebung soll auf der Scheidemannstraße stattfinden, direkt am Reichtagsgebäude und in Sichtweite von Bundestag und Bundeskanzleramt. Für verschiedene Kundgebungen entlang der Strecke haben sich laut Veranstalter auch Politiker der Grünen und der Linkspartei als Redner angemeldet. Die Parade ist bis 22 Uhr angemeldet. Die anschließende Party findet in der Arena in Berlin-Treptow statt. ddp, dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione