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Demokratie wagen -betr.: "Gymnasium wurde zum Rotlichtviertel", taz-Bremen vom 21.4.1998

Bei einer demokratischen Entscheidung gibt es logischerweise immer eine Minderheit, deren Meinung nicht durch die Mehrheitsentscheidung reflektiert wird. Dieses bedeutet jedoch nicht, daß die Meinung der Minderheit von der Mehrheit nicht gehört und toleriert wird bzw. werden will. Die Minderheit kann aber weder gehört, berücksichtigt noch geschützt werden, wenn sie weder öffentlich noch in den zuständigen Organisationskommitees ihre Kritik anbringt, sondern erst nach der Feier an die Öffentlichkeit tritt, obwohl das Thema Monate vorher bekannt war und genügend Zeit zu frühem „vorbeugendem“Protest gegeben war. Das Verhalten der anonymen Kritiker wirft die Frage auf, ob ihnen überhaupt an einem kritischen Dialog gelegen war. Zudem frage ich mich, was für ein Frauenbild bei der Autorin besteht, wenn sie glaubt, Schülerinnen ließen sich dazu zwingen, im Nuttenkostüm aufzulaufen, um sich „begaffen zu lassen“. Dieser Meinung muß das Bild einer völlig unmündigen Schülerschaft zugrunde liegen und äußerst undifferenzierte journalistische Arbeit, wie sich auch an anderen nicht wahrheitsgemäß dargestellten Begebenheiten in ihrem Artikel zeigt.

Kristina Gräper

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