Demokraten-Vorwahl in Nevada: Mehrheit für Clinton, Obama punktet

Hillary Clinton hat bei der Demokraten-Vorwahl in US-Staat Nevada mehr Wählerstimmen erhalten als Rivale Obama. Doch dieser gewann eine Delegiertenstimme mehr.

"Im Moment stehen wir richtig gut da": Freunde im Hause Clinton Bild: rtr

WASHINGTON taz Ein weiterer knapper Sieg für Hillary Clinton war das Ergebnis der Samstags-Primaries der Demokraten im Wüstenstaat Nevada. Und wie es nur in Las Vegas sein kann, wurde sogar in neun Spielkasinos gewählt. Während der Arbeitspausen standen dort Croupiers, Pagen und Bedienungen in ihren Arbeitsuniformen zwischen Baccaratischen und einarmigen Bandidten Schlange, um ihre Stimme abgeben zu können. Manche Kommentatoren nannten das Rennen in Nevada "chaotisch". Der erste Weststaat dieser Wahlsaison hatte noch nie zuvor so bedeutende und umfangreiche Primaries abgehalten.

Bis zum Schließen der Wahllokale war es denn auch ein Kopf-an-Kopf-Rennen gewesen zwischen Clinton und ihrem Rivalen, Senator Barack Obama. Im Kampf um die US-Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei konnte die New Yorker Senatorin damit ihren dritten Wahlsieg einstreichen. Zuvor hatte sie in den US-Bundesstaaten New Hampshire und Michigan gewonnen, wobei Michigans Delegierte aus parteiinternen Gründen nicht zählen. Der dritte demokratische Favorit, Senator John Edwards, fiel erneut weit hinter den beiden Starkandidaten zurück.

Romney und Clinton mit meisten Stimmen Bild: taz.de-Grafik

Doch selbst nach dem Ende der demokratischen Primaries in Nevada schien das Ringen noch weiterzugehen. Denn die Vorwahlen dort endeten genau genommen mit einem Doppelsieg - weshalb Obama auf die sonst übliche Eingeständnisrede seiner Niederlage verzichtete.

Die ehemalige First Lady erhielt zwar mit einem Anteil von 51 Prozent mehr Stimmen als Obama, der auf 45 Prozent kam. Aufgrund des nevadaweit guten Abschneidens des politischen Newcomers und einer proportionalen Verteilung der Stimmen nach Stimmbezirken gewann Obama jedoch eine Delegiertenstimme mehr als Clinton. Obama bekam demnach 13, Hillary Clinton zwölf Delegierte, ein winziger Unterschied, der aber in einem so engen Rennen später entscheidend sein könnte.

Die eine Delegiertenstimme bekam Obama, weil in einem Wahlkreis mit insgesamt fünf Delegierten für ihn und Clinton ein Patt erreicht worden war. Entschieden, wer die fünfte Stimmen bekommen sollte, wurde schließlich - ganz im Stile des Glücksspielstaates Nevada - mit der Blindziehung einer Spielkarte. Es war der Piekkönig für Obama gegen die Herzdame für Clinton.

Nach den bisherigen Ergebnissen sicherte sich Hillary Clinton damit insgesamt 236 Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag der Demokraten im August. Damit eingerechnet sind die von der Partei nominierten und nicht in den Primaries ermittelten "Superdelegierten", den gewählten Parteifunktionären. Obama errang bislang 136 Delegierte. Senator Edwards, der in Nevada mit lediglich 4 Prozent der abgegebenen Stimmen auf einem für ihn enttäuschenden Platz drei landete, kommt bislang auf 50 Delegiertenstimmen. Für die Präsidentschaftskandidatur sind mindestens 2.025 Stimmen erforderlich.

"So wurde offensichtlich der Westen gewonnen", sagte eine locker und entspannt wirkende Clinton am Samstag im Las Vegas Planet Hollywood Hotel vor ihren jubelnden Anhängern. Zwar zählten die Delegierten, aber es gehe auch um die Meinung der Bürger, wer für das Präsidentenamt am besten geeignet sei, sagte Clinton. Daher werde sie auch in anderen Staaten im Westen deutlich machen, dass sie die richtigen Antworten für das Land habe. Clinton wurde bei ihrem Auftritt in Nevada von ihrem Mann, Expräsident Bill Clinton, und ihrer Tochter Chelsea begleitet.

Zwar hatte Obama die Unterstützung der mit 60.000 Mitgliedern mächtigsten Gewerkschaft, der der Gastronomie- und Casinoarbeiter gehabt, doch konnte Clinton in Nevada weiterhin auf den starken Zulauf von Frauen, Weißen und Latinos und einer Reihe anderer Gewerkschaften, vor allem der Lehrer, setzen. Für Obama stimmten rund 80 Prozent der Schwarzen Nevadas, was von Beobachtern bereits als Stimmungstest für die nun anstehenden Primaries im Bundesstaat South Carolina gewertet wird. Der Ostküstenstaat gilt als überwiegend konservativ, mit einer Bevölkerung die zu knapp einem Drittel aus schwarzen Wählenden besteht. Insgesamt hatten in Nevada rund 116.000 Wählende abgestimmt, was in dem dünn besiedelten Flächenstaat als Rekord gilt.

Mit ihrem Sieg hofft Clinton nun auf Rückenwind für das härtere Rennen im Südstaat South Carolina am 26. Januar. Bevor sie am Samstagabend in ihr Flugzeug stieg, um zu Wahlkampfterminen nach Missouri aufzubrechen, spielte sie gegenüber Journalisten die Delegiertenfrage herunter. "Das ist alles noch völlig unklar, im Moment stehen wir richtig gut da", sagte die Senatorin. Obama hofft unterdessen, dass die schwarzen Demokraten in South Carolina ihm endlich wieder zu einem Sieg verhelfen werden. Zuletzt hatte er bei den ersten Vorwahlen in Iowa gewonnen.

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