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Demo für Freispruch von Yunus und RigoRaus aus der U-Haft, rein in die Demo

Waldorfschüler und Antifas demonstrieren für einen Freispruch zweier Schüler, die am 1. Mai in Kreuzberg einen Brandsatz geworfen haben sollen. Die beiden Angeklagten protestieren mit.

Polizisten auf der 1.Mai-Demo in Kreuzberg 2009 Bild: AP

"Freispruch für Yunus und Rigo", schallt die Forderung aus dem Lautsprecherwagen. Und Yunus K. strahlt, applaudiert und sagt: "Das tut gut." Später ergreift auch Rigo B. das Mikro. "Danke euch allen, dass ihr das hier macht, uns die ganze Zeit so unterstützt!" Diesmal jubeln die Demoteilnehmer.

Rund 300 Jugendliche und Erwachsene, Waldorfschüler und Antifas zogen am Samstagnachmittag friedlich mit einer Demonstration von der Weinmeisterstraße durch Mitte nach Unter den Linden. Als Mahn-Demo gegen den "Skandal-Prozess" und die "überlange" U-Haft von Yunus K., 20 Jahre, und Rigo B., 17 Jahre, war der Aufzug geplant. Gegen beide Schüler läuft seit September wegen eines Molotowcocktail-Wurfes am 1. Mai der Prozess. Vorwurf: versuchter Mord. Doch am Donnerstag wurden die Schüler nach siebeneinhalb Monaten völlig überraschend aus der U-Haft entlassen. Deswegen überwiegt nun Jubelstimmung auf der Demonstration - auf der auch die beiden jungen Angeklagten mitlaufen, eingemummelt mit Schal und Fellmütze gegen die harschen Minusgrade.

"Donnerstag war die Trendwende im Prozess", freut sich Verteidiger Ulrich von Klinggräff, der ebenfalls unter den Protestierern mitspaziert. "Jetzt läuft alles auf einen Freispruch hinaus." Das Gericht hob mit der Untersuchungs-Haft auch den dringenden Tatverdacht gegen die Angeklagten auf. Zwei Polizisten hatten ausgesagt, die Schüler beim Wurf des Brandsatzes beobachtet zu haben. Es sei aber nicht auszuschließen, so das Gericht am Donnerstag, dass hier eine Verwechslung vorliege und die Brandsatz-Werfer andere seien. Genau dies hatte die Verteidigung von Beginn an reklamiert.

Auf der Demo gibt es immer wieder Applaus über die Freilassung von Yunus K. und Rigo B. Rigo B.s älterer Bruder trägt mit Freunden das Front-Transparent, dahinter skandieren schwarz gekleidete Antifas "Freiheit für alle politischen Gefangenen". In der Mitte des Aufzugs laufen die Eltern, Großeltern und Geschwister der beiden Jungs zusammen mit Mitschülern - die weiße Shirts mit "Freiheit für Yunus und Rigo"-Slogans über ihre Jacken gezogen haben. In ihrer Familie herrsche immer noch Ausnahmezustand, erzählt Rigos Mutter Eva B. gelöst. Ständig würden Freunde und Verwandte anrufen. Immerhin: "Jetzt können wir aber richtig Weihnachten feiern."

Noch aber ist der Prozess nicht vorbei: Am Montag wird das Verfahren fortgesetzt, ein Urteil Mitte Januar erwartet. "Es muss einen Freispruch geben", hofft Yunus K. "Es ist so offensichtlich, dass wir nichts mit dem Molotowcocktail zu tun haben." Zeugen des Wurfes hatten die Angeklagten zudem als Täter ausgeschlossen. "Ich habe immer geglaubt, dass wir rauskommen", sagt auch Rigo B. In der U-Haft habe er sich versucht abzulenken und "alle Angebote mitgenommen, die es gab". Am Freitag hätten sie dann ihre Freilassung mit vielen Freunden in einer Bar groß gefeiert, erzählen die Schüler.

Dennoch, merkt Yunus K. an, werde es noch lange dauern, bis er die Zeit im Knast verdaut habe. Das Wichtigste sei nun der Freispruch.

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3 Kommentare

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  • L
    linksradikaler

    @ O. Cascavel

    stimme Ihnen im großen und ganzen zu- allerdings ist es schon eine (versuchte) schwere Körperverletzung einen Molli auf Team Green zu werfen- dessen sollte mensch sich auch bewusst sein (und da sind auch mehrere Jahre Knast drin). Versuchter Mord ist schon ziemlich gewagt- vor allem wenn mensch sich die Bilder aus Bsp.weise Südkorea oder Griechenland anschaut (wo wir ja nicht von 2-3 Mollis bei Auseinandersetzungen mit der Polizei reden, sondern von mehreren hundert), bei denen kein Polizist getötet wurde.

  • OC
    O. Cascavel

    über die Zweifel an der Schuld der Angeklagten hinaus besteht auch die Frage, ob ein Molotov-Coktail auf einen Bereitschaftspolizisten geworfen wirklich versuchter Mord ist - auch das sollte klar gestellt werden, denn in der linksradikalen Szene, wo Brandsätze sozusagen als "ultima ratio" gehandelt werden, also als das stärkste Mittel das in ihren Augen noch vertretbar ist, gilt nach wie vor der Grundsatz dass Menschen nicht getötet oder dauerhaft geschadet werden dürfen. Ein Molotov Cocktail auf einen Polizisten geworfen ist - zumindest aus linksradikaler Perspektive - ein defensiver Gewaltakt und meines Wissens gibt es auch keinen Fall, in dem ein ungeschützter Mensch von Autonomen oder Antifas mit einem Brandsatz beworfen wurde.

     

    Dass ein Brandsatz dennoch zum Ziel hat, Verletzungen zu verursachen darf natürlich nicht vergessen werden - aber die Ausrüstung von Bereitschaftspolizisten hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verbessert und dazu gehört auch eine gewisse Feuerfestigkeit der Rüstung. Einen Toten gab es in solchen Auseinandersetzungen auf Polizeiseite nie und, was für die Bewertung des ganzen Vorganges wichtig ist: das ist den Linksradikalen auch bewusst. Und rechtlich muss man genau das berücksichtigen, also Körperverletzung, kein versuchter Mord.

  • TB
    TAZ Beobachter

    Warum ein Foto von den Unruhen am 1. Mai? Was soll das suggerieren? Das sich die TAZ immer mehr dem Boulevard-Sensations-Journalismus nähert! Schon die vorherigen Artikel zum Junus und Rigo Justizskandal

    bewegten sich in diese Richtung. Für die Menschenrechte und eine faire Justiz gingen die Demonstranten bei -10° auf die Straße! Wünsche Gute Besserung!