: Dem Virus auf der Spur
■ Tönjes-Vagt-Stiftung fördert Forschungsvorhaben der Universität Bremen
Für CDU-Spitzenkandidat Ulrich Nölle gibt es derzeit allerlei Anlaß, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Gestern wählte er die Rolle als Vorstandsmitglied der Tönjes-Vagt-Stiftung, die seit einigen Jahren eher im Verborgenen wirkt. Georg Tönjes Vagt, der schon zu Lebzeiten als engagierter und streitbarer Woltmershauser Bauer von sich reden machte, hatte in seinem Testament verfügt, sein Vermögen für die Erforschung unbekannter Viruskrankheiten zu verwenden. Sein Sohn war 23jährig an einer Virusinfektion verstorben. Seit dem Tode des Stifters im Jahre 1982 wacht Rechtsanwalt Eberhard Haas, neben Nölle und Rainer Köttgen vom Senator für Wissenschaft im Stiftungsvorstand, als Testamentsvollstrecker über die Verwendung der Stiftungsgelder von jährlich 300.000 Mark.
Mit der Vagt-Stiftung, die in Bremen ihresgleichen sucht, wurde erreicht, daß Bremen bundesweit eine führende Stellung im Forschungsbereich Virologie einnimmt. So konnte seit 1986 ein Forschungsvorhaben über Virus- Hepatitis am Zentralkrankenhaus St. Jürgen mit knapp 500.000 Mark gefördert werden. Bereits 1985 wurde aus Stiftungsmitteln an der Universität Bremen eine Arbeitsgruppe Virologie unterstützt. Und seit November 1990 besteht nach langer Vordiskussion auch ein Lehrstuhl für Virologie im Fachbereich Biologie/ Chemie, der aus dem etwa fünf Millionen Mark schweren Topf der Stiftung in den nächsten Jahren mit 774.000 Mark gefördert wird.
Lehrstuhlinhaberin ist eine Frau. Die Professorin Angelika Vallbracht sieht ihren Forschungsschwerpunkt in der Entwicklungsgeschichte von Viruserkrankungen. Trotz des Fehlens eines medizinischen Studienganges an der Uni Bremen, glaubt sie ihre Arbeit dort gut aufgehoben und ihre Veranstaltungen sinnvoll in den Lehrbetrieb eingebettet. „Die Virologie ist der Medizin in den letzten Jahren mehr und mehr entglitten und hat in den Naturwissenschaften ihren Platz gefunden.“ Der Zusammenarbeit von Medizinern, Naturwissenschaftlern und Mathematikern gewinnt die schlagfertige aus Tübingen kommende Wissenschaftlerin, durchaus positive Seiten ab: „Endlich können Naturwissenschaftler in den Dienst der Menschheit genommen werden.“ Rei
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