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DebatteRapper haften für ihre Texte

Kommentar von Monika Griefahn

Sexistischer und Gewalt verherrlichender Hiphop kann Jugendliche in ihrer Entwicklung stören. Deshalb gehört er auf den Index gesetzt.

Warum wollen Sie eigentlich Hiphop-Musik verbieten?". Fast immer, wenn ich mit Schulklassen diskutiere, wartet diese Frage auf mich. Ich kann es den Schülerinnen und Schülern kaum verübeln: Da ich die Medien, die sich die Mühe gemacht haben, meinen tatsächlichen Standpunkt zu schildern, leider an einer Hand abzählen kann, ergreife ich gern die Chance, meine Position in Diskussionen oder Antwortmails zu erläutern. Ich erkläre dann, dass ich nichts gegen Hiphop-Musik habe und mir nicht in den Sinn käme, diese zu verbieten. Im Gegenteil: Ich freue mich über den Erfolg des Hiphop in Deutschland und persönlich ganz besonders über Bands wie die Fantastischen Vier, Fettes Brot oder Absolute Beginner.

Bild: ap

Monika Griefahn ist SPD-Abgeordnete im Bundestag und Sprecherin für Kultur und Medien ihrer Fraktion. Ihr Beitrag bildet den Auftakt einer Debatten-Reihe zum Umgang mit Sexismus, Rassismus und Homophobie in der Popkultur

Ich habe allerdings etwas dagegen, wenn pornografische, Gewalt verherrlichende, frauenfeindliche und rassistische Texte erstens unwidersprochen hingenommen und zweitens Kindern und Jugendlichen ständig zugemutet werden. Bei Letzterem erfahre ich selbst von Fans Zustimmung. "Dass es für kleine Kinder nicht wirklich geeignet ist, die Videos und Raps im TV zu sehen bzw. zu hören, verstehe ich ja! Aber die Verbote sollten sich im Rahmen halten", schreibt mir etwa ein weiblicher Hiphop-Fan namens Ronja. Weiter schreibt sie, dass sie und ihre Freunde zwar mit so etwas umgehen könnten, aber sie auch glaube, dass nicht jeder diese Voraussetzungen mitbrächte.

Wissenschaftliche Untersuchungen wie die von Olaf Kessler bestätigen diese Aussage. Sie zeigen, dass Kinder und Jugendliche, die nicht in einem sicheren sozialen Umfeld und in einer intakten Familie aufwachsen, ein viel höheres Aggressionspotenzial haben, wenn sie 15-mal am Tag Textzeilen wie "Ich fick dich in die Urinblase" hören. Solche Inhalte gehören eindeutig nicht ins Tagesprogramm von Radio- und Fernsehsendern.

Meine Bitte an die Landesmedienanstalten und Musiksender, ihre Sendelisten noch besser auf solche Inhalte hin zu überprüfen, stieß auf ein erfreulich großes Echo. MTV und Viva kündigten beispielsweise an, ein internes "Jugendschutz-Gremium" bilden zu wollen, das die Videos bewerte. Ich habe nichts dagegen, wenn jugendgefährdende CDs mit einer Altersfreigabe verkauft und solche Videos und Songs erst ab einer Zeit in den Medien gespielt werden, zu der sie keine Kinder und Jugendlichen mehr gefährden können. Damit muss eine demokratische Gesellschaft, in der das Grundgesetz die Meinungs- und die Kunstfreiheit sichert, umgehen können. Doch womit eine demokratische Gesellschaft nicht umgehen kann, das sind die Ignoranz und das Wegschauen bei Sexismus, Schwulenfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit und Gewaltverherrlichung.

So, wie ich mit meinen Kindern Medieninhalte und den Umgang damit thematisiere und problematisiere, erwarte ich das auch von der Öffentlichkeit - vor allem aber von Fans, Lehrern, Eltern, Künstlern und Plattenlabels. Rechtliche Regelungen können vielleicht eine Richtschnur bieten für das, was in unserer Gesellschaft nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen gehört. Aber sie ersetzen nicht die kontinuierliche Debatte darüber.

In seinem sogenannten "Arschficksong" rappt Sido: "Katrin hat geschrien vor Schmerz, aber mir hat es gefallen", "ihr Arsch hat geblutet, doch ich bin gekommen". In einem Bravo-Gespräch bekannte er, er würde es seinem eigenen Sohn nicht erlauben, diesen Titel zu hören. Gleichzeitig bestreitet er, dass seine Texte Jugendliche in ihrer Entwicklung stören könnten. Sozialpädagogen wie Werner Meyer-Deters sehen das anders. Im Gespräch mit jugendlichen Sexualstraftätern fand er heraus, dass 11- bis 15-Jährigen die Unterscheidung zwischen Song und Realität schwerfalle.

Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Ein 13-jähriges Mädchen erzählte mir, dass sie und ihre Freundinnen in der Schule mit Begriffen wie "Huren", "Schlampen" und "Scheißnutten" angesprochen würden und nicht wüssten, was sie dagegen tun sollten, wenn dies in Hiphop-Texten doch als "cool" gälte. Hier beginnt der Einfluss von sexistischen und frauenfeindlichen Songs zu wirken. Er kann, wie in Hamburg, in tatsächlicher Gewalt enden, wo zwei 15-Jährige ein 12 und ein 13 Jahre altes Mädchen vergewaltigten. Experten stellten hier ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Gewalt verherrlichender Musik und sexueller Verrohung her.

Wenn ein Rapper wie Bushido sogar bei Johannes B. Kerner seine fragwürdige Unterscheidung zwischen "verachtenswerten Schlampen" und "seiner eigenen Freundin" unwidersprochen vertreten darf, ist zu bezweifeln, dass seine Fans diese scheinheiligen Differenzierungen nachvollziehen können. Und auch wenn Fler sagt, er sei kein Nazi, so kaufen diese doch mit Begeisterung seine Alben.

Ich würde mir wünschen, dass sich Künstler und Labels nicht nur gegenüber ihren eigenen Kindern, sondern auch gegenüber ihren Fans verantwortlich fühlen. Viele verstecken sich gerne hinter der Behauptung, dass Gewalt verherrlichende, pornografische oder rechtsradikale Songtexte nur ihren Alltag spiegeln würden. Doch, wie es ein Hiphop-Fan namens David in einer E-Mail ausdrückt: "Das Ghetto ist doch nur in den Köpfen der Leute." Der Rekurs auf Verhältnisse wie in amerikanischen Großstädten dient lediglich als Rechtfertigung für einen geborgten Ghetto-Slang. Und Begriffe wie "primitive Neger", "schwule Zigeuner", "geldgeile Schlampen" oder "Ostnigger" sind schlicht menschenverachtend, frauenfeindlich und rechtsradikal - egal wer sie äußert und aus welchem Stadtteil er stammt.

Die Schutzbehauptungen der Künstler werden ohnehin in dem Moment zweifelhaft, in dem die Provokation nur noch der besseren Vermarktung der Alben dient. An dieser Stelle müssen noch mehr Menschen aufstehen und "Nein" sagen. Seit ich das getan habe, muss ich damit leben, dass mich manche Hiphopper in ihren Kanon von Feindbildern integriert haben. Beruhigend daran ist wohl nur, dass wir in einem Land zu leben scheinen, in dem das Zusammenleben so verhältnismäßig sicher und harmonisch abläuft, dass Politikerinnen, die nur ihre Meinung äußern, aus Not an realen Feinden zu solchen stilisiert werden.

Die Debatte über Sexismus und Rassismus in der Rap-Kultur, die nun endlich in Gang gekommen ist, finde ich erfreulich - ebenso wie die zunehmende Sensibilität, nicht zuletzt in der Szene selbst. So haben sich nicht nur vereinzelte Rapperinnen bereits gegen die Frauenfeindlichkeit im Hiphop gewandt. Auch die Initiative "Brothers Keepers", mit der unter anderem Künstler wie Smudo, Xavier Naidoo oder Afrob ein Zeichen gegen Rassismus im Hiphop gesetzt haben, meldete sich erst kürzlich in dieser Hinsicht zu Wort.

Wichtiger als gesetzliche Verbote ist in einer Demokratie die gesellschaftliche Diskussion über Werte und Normen. Und die liegt auch im Interesse der Hiphop-Szene, die nicht wegen der Eskapaden einiger Publizitätsbesessener in eine Schublade gesteckt werden will.

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19 Kommentare

 / 
  • J
    Jockel

    @Eisvogel: "Wirklich sozialkrittisch, wirklich die Probleme thematisierend die Du ganz richtig erwähnst (die realen Probleme) tun gerade diese Großmäuler praktisch gar nicht."

     

    Wo steht denn geschrieben, dass "Sozialkritik" zwingend nötig ist? Aus künstlerischer Sicht ist das totaler Unfug -- reicht nicht die Darstellung resp. Beschreibung von etwas "Ekelhaftem", um es ekelhaft erscheinen zu lassen? Wieso muss man zwangsläufig hinterherschieben "Das ist übrigens ekelhaft, was ich gerade gesagt/gezeigt habe"? Die Werke von herausragenden Künstlern aller Sparten wie Charles Bukowski, Robert Crumb, Gottfried Benn und eben auch "Skandalrappern" wie z.B. Ice T leben gerade davon, dass sie auf dieses grässlich-moralisierende Zeigefingergehabe verzichten. Ich teile Heikos etwas utopische Idee der Durchmischung von Problem- und Villenvierteln zwar nicht, aber seine Aussagen zur Kunst decken sich mit meinen Ansichten.

    Rap reflektiert letztlich nur das psychoziale Umfeld, in dem er entsteht. Dass Schwulenhass, Frauenverachtung etc. ein gesellschaftliches und kein künstlerisches Problem sind, sollte man zur Kenntnis nehmen.

  • L
    LaFemme

    @Rick: ("Die Problematik hat natürlich was mit Kapitalismus zu tun, mit Bay-Watch und Heidi Klums penetrantem Arsch, der an jeder Ecke hängt. Oder mit Hugh-Hefners Fick-mich-Show zur besten Sendezeit bei Viva, wo einfach nur Konsumisten-Hirnamputiertentum täglich stundenlang gezeigt wird (die anderen Sendungen sind ja ähnlich). Bloß da sagt keiner was. Wenn Medien und Werbewirtschaft immer und überall auf Titten und Arsch und Schönheits-Sozial-Darwinismus abgehen, Erkenntnisse benutzend, wie man diesen Dreck am besten im Unterbewußtsein "platziert".

    Wenn dann Jugendliche überreagieren, will man sie ruhig stellen, anstatt den Blick zuzulassen, wie so etwas entstehen kann.")

    Ich denke, Du hast da sicherlich Recht. Es mag sein, dass die Rapper - nicht ausschließlich, das genügt nicht als Entschuldigung, aber auch - in gewisser Weise Opfer sind, Opfer unserer Gesellschaft, der sexualisierten Medien und der Welt etc.pp....

    Ergo müssen wir dafür sorgen, dass sich das in dieser Gesellschaft ändert !?!

    Doch sobald wir Frauen sagen, was wir nicht gut finden, was wir ablehnen und was uns diesbezüglich einfach nicht passt - dass diese Gesellschaft noch immer von Männern dominiert wird, dass Männer sich schon beim Frühstück auf der Titelseite der Tageszeitung an dort abgebildeten nackten Frauen aufgeilen müssen, dass wir es nicht gut finden, wenn ein schwul-lesbisches Festival in einem Bordell (für uns nicht Ort der sexuellen Revolution, sondern Ort der Erniedrigung, Ausbeutung, Demütigung von Frauen) stattfinden soll

    - wenn wir uns hier zu Wort melden und dies und anderes kritisieren, dann werden wir sofort von vielen Männern dieser Gesellschaft der lustfeindlichen Prüderie, des Emanzentums und der "Angst vor Sexuellem überhaupt" (Jan Feddersen, taz, 07.05.07)bezichtigt. Wie soll sich da also etwas ändern?

  • H
    Heiko

    Da gebe ich Dir schon Recht. Dennoch legen sie den Finger in eine Wunde und das erhebt das Ganze zur Kunst. Der Beweis: Diese Diskussion hier. Und es ist doch weltfremd zu erwarten, dass diese Kids von ihrer persönlichen Betroffenheit, von ihren Rachephantasien, von ihrer eigenen Verstrickung in die Kategorien des Kapitals abstrahieren, ne Runde meditieren gehen und dann geläutert die Welt verbessern. Überhaupt, was soll dieser Anspruch, mit dem man ständig konfrontiert wird, sobald man etwas unbequemer wird. Das "Die sind auch nicht besser" und das "Schlag doch was besseres vor" sind oft genug Werkzeuge einer sanften Zensur. NEIN! Es muss legitim sein, Befindlichkeiten zu artikulieren, ohne gleich das Patentrezept zur Weltverbesserung in der Tasche zu haben. Alles andere hieße: Meinungsfreiheit nur noch für die Menschen, die ihre Meinung wohlfeil begründen können. Das Leben ist aber kein Seminar, die Welt ist keine Uni und der Mensch hat noch andere Körperteile als das Hirn.

    Ich respektiere diese Menschen einfach als Menschen mit Gefühlen. Da gibt es kein richtig und falsch. Es gibt nur cool und uncool und wie man sich fühlt! Es gibt diese Gefühle nun einmal, und das hat wohl auch Ursachen. Oder will jemand ernsthaft behaupten, die sind böse auf die Welt gekommen? Vom Teufel besessen? DAS wäre mindestens so menschenverachtend wie die Texte dieser Rapper und überdies zynisch bis ignorant.

  • E
    Eisvogel

    Nach unten in dem Sinne daß ein "unten" konstruiert wird. Daß Frauen, Schwule als niedriger stehende Menschen angesehen werden, damit man selber allein durch Hetero-Mann sein schon was ist, sich als was fühlen kann.

     

    Wirklich sozialkrittisch, wirklich die Probleme thematisierend die Du ganz richtig erwähnst (die realen Probleme) tun gerade diese Großmäuler praktisch gar nicht.

     

    Sie kotzen sich vielleicht aus, wie es in ihrem Ghetto zugeht, aber es fällt ihnen auch nichts anderes ein, als ihrerseits eine Hierarchie aufzubauen in der SIE dann endlich mal die größten sind.

     

    Kaum einer von denen stellt tatsächlich was in Frage. Sie wollen nicht an die Struktur, nach der Menschen in dieser Gesellschaft benachteiligt sind.

     

    Es geht denen darum, daß sie selber die Seite wechseln können, nen fetten Benz fahren. Nicht um echte Veränderungen wie Bildungsmöglichkeiten, normale Jobs in denen man 30 Jahre an nem Haus herumbezahlt.

     

    Also komm mir nicht mit "die sagen nur was Sache ist". Die wollen nur für sich selbst was verändern, und zwar über Geldbeutelzuwachs. Das Prinzip der Ungleichheit, unter dem sie angeblich leiden, finden sie plötzlich ganz toll, wenn sie andere "ungleich", sprich wertloser machen können.

  • H
    Heiko

    "Radfahrer prinzip: nach unten treten."

     

    Dieses Bild ist wohl eher schief als eben.

     

    Nach unten in welcher Beziehung? Sozial? Ökonomisch? Kulturell? Bitte erläutern. Und vielleicht noch mal überlegen, ob nicht die genannten Jugendlichen doch ein paar mehr und vor allem schwerwiegendere Probleme haben als die Zorn-Projektionsgruppen. Müssen die denn erst einen Verein gründen und einen Vorsitzenden wählen, Politiker bestechen und Journalisten zuquatschen, bevor die mal als Minderheit anerkannt werden? Ich sage: OPFER!

  • H
    Heiko

    Hallo Schlampen, hallo Schwule!

     

    Ich finde NATÜRLICH NICHT OK, dass IHR verantwortlich gemacht werdet für die Missstände der Gesellschaft. Beachtet die Passiv-Formulierung, denn ICH habe das nicht getan. Ich nehme nur ein oder zwei Erkenntnisse der Psychologie zur Kenntnis. Dass nämlich Projektionen von erlittenem Unrecht auf geeignte Objekte möglich sind. Dass man nämlich einen Schuldigen sucht. Den es aber nicht gibt, bis man den Chef der Illuminaten in Atlantis ausfindig gemacht hat. Alles klar?

    Ich sage nicht, dass das richtig ist, sondern, dass das eine menschliche Reaktion ist.

    Und diejenigen, die sich hier so ereifern, ihre Kinder zu schützen und die angegriffenen Gruppen, wollen dieses Ventil zudrehen. Das kaschiert aber nur das Problem: Diese Jugendlichen sind einfach gar nicht mehr daran interessiert, sich mit dem Status Quo zu arrangieren.

    Hier meine Patentrezepte: Kapitalismus abschaffen, Ghettos und Villenviertel mal ordentlich durchmischen, zusammen was machen. Ich wette, dann will keiner mehr jemanden in den Arsch ficken, bis es blutet. Warum auch?

    Zu diskutieren wäre jetzt noch, warum ausgerechnet die genannten Gruppen sich als Projektionsfläche für den Zorn und daraus resultierenden Hass anbieten. Ich denke, der vorhergehende Kommentar von Rick bringt das schon ganz gut auf den Punkt.

    Ich kann schon verstehen, dass man sowas verbieten will. Schön ist das nicht. Und es kann auch gefährlich werden, wenn die verbale Gewalt in reale umschlägt. ABER: Ich bin der festen Überzeugung, noch schlimmer wird es, wenn man diese Jugendlichen kriminalisiert.

  • DG
    dennis gut

    [aufregmodus ein] jaja, und die rapper sind auch schuld an der klimakatastrophe, weil sie grosse und schnelle autos gut finden. als wenn mensch mit dem verbot von texten und der zivilrechtlichen verfolgung von "verbalen" straftaetern die eigentlichen probleme loest, die da sind: zukunftsangst, kampf der kulturen, leistungsdruck, kinderarmut und so weiter und sofort. natuerlich wird das "ghetto" von aussen heraufbeschworen, aber so lange sich alle die taschen damit vollstopfen, ist es doch nach unserem kapitalistischem verstaendnis voellig legitim. die jungs wollen auch ihr stueck vom kuchen. und als wenn sie jetzt alle losgingen und schwule umnieten wuerden oder eine echte vorliebe fuers arschficken haetten. und diese experten, die einen bezug vom einen zum anderen herstellen sind wirklich schlaue fuechse. das sind die gleichen, die mir erzaehlen wollen, dass die welt morgen untergeht und ich deswegen ganz viel geld dafuer aufwenden soll, um dies zu verhindern. lasst mich doch bitte in ruhe mit euren kinderproblemen! ich muss rechnungen bezahlen und kann mir nicht ueber irgendwelche kaputten machoidioten mit ihren noch kaputteren texten und weltanschauungen den kopf zerbrechen. ich frage mich immer, wie die terroristenrapper soviel verkaufen koennen, wenn eure kinder doch alle so gut erzogen, intelligent und tolerant sind. die "gossenkinder" geben ihr gutes geld bestimmt nicht dafuer aus. sie haben naemlich keins. [aufregmodus aus]

  • R
    Rick

    Ich hab doch gesagt, ich finde das richtig, daß die Autorin dagegen Stellung bezieht.

    Ich halte nur nichts von der in Deutschland üblichen Methode, die Leute auf so Lehrerinnen-Art in die Schranken zu verweisen, denn das klappt nicht.

    Die Problematik hat natürlich was mit Kapitalismus zu tun, mit Bay-Watch und Heidi Klums penetrantem Arsch, der an jeder Ecke hängt. Oder mit Hugh-Hefners Fick-mich-Show zur besten Sendezeit bei Viva, wo einfach nur Konsumisten-Hirnamputiertentum täglich stundenlang gezeigt wird (die anderen Sendungen sind ja ähnlich). Bloß da sagt keiner was. Wenn Medien und Werbewirtschaft immer und überall auf Titten und Arsch und Schönheits-Sozial-Darwinismus abgehen, Erkenntnisse benutzend, wie man diesen Dreck am besten im Unterbewußtsein "platziert".

    Wenn dann Jugendliche überreagieren, will man sie ruhig stellen, anstatt den Blick zuzulassen, wie so etwas entstehen kann.

    In Punkto Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gilt auch, daß viele Jugendliche mit Migrationshintergrund selber Fremdenfeindlichkeit gegenüber anderen

    Nationalitäten und Hautfarben an den Tag legen.

    Viele sind von ihrer Kultur entwurzelt, hier marginalisiert, mit schlechten Chancen in Deutschland "anzukommen", innerlich heimatlos. Das hat deutlichst etwas mit den Verhältnissen hier zu tun, die ich hier mangels Platz nicht alle ausführen will. Wobei natürlich der einzelne, unabhängig von den Verhältnissen, in denen er lebt, trotzdem letztlich verantwortlich für sein Tun ist.

    Ich glaube nicht an die hier übliche Methode, bürgerlichen oder PC-Werte-Lack über die Folgen einer unsolidarischen Ellbogen-Geselschaftsordnug zu gießen.

     

    MfG

     

     

    P.S.

    Lustig finde ich, daß man den Eindruck hat, ein Redakteur müsse die

    Zahlen der Kommentare selbst eingeben, weil die erstmal nie stimmen und das Computersystem die offenbar nicht automatisch mitzählt. Das erinnert irgendwie an DDR und Sowjetunion.

    Schön, mal nicht diese kalte perfektion zu haben.

  • G
    Guinevra

    @Heiko: "Eine Möglichkeit zu zeigen, dass man nicht einverstanden ist mit der Marginalisierung im realen Leben und der zynisch-beschwichtigenden Popkultur ist, es mal richtig krachen zu lassen." Vollkommen richtig und einleuchtend, sich in solch einer Situation mal mit deutlichen Worten an die Schlampen und Schwulen zu wenden, denn die haben ja auch irgendwie wohl wahrscheinlich und mit Sicherheit Verantwortung für die Misere der armen Jungs. Aber was machen die verbal gedissten und schon längst marginalisierten, wir Schlampen und Schwulen dann eigentlich? Dazu aufrufen, arschgesichtigen Hiphoppern die Eier zu zerquetschen?

    Dein Beitrag, lieber Heiko, ist der reinste Hohn: bei dem Einwerben von Verständnis für langzeitpubertierende Typen, die ihre verbalen Menschenrechtsverletzungen genau an den Menschengruppen begehen, die schon länger diskriminiert und abgewertet werden, bleibt nur die Frage übrig, ob deine Gedanken Pädagogenverblendung oder dem schlichten alten Brett vorm Kopf zu verdanken sind.

  • W
    Wolfram

    Rick und Heiko, ich verstehe Eure Kommentare nicht ganz.

    Was hat es mit "falsch verstandenem Emanzentum" zu tun? und was tust Du für für die (rationale ?) Beseitigung von Unrecht.

    Soll die Lösung sein, dass die, die sich "verletzt" und ungerecht behandelt fühlen, die sich "verarscht, nicht ernstgenommen" fühlen "in ihren realen Problemen, ihre Würde Mensch ... verletzt"... Sollen die jetzt die Sau raus lassen und sich mit Texten abreagieren und wiederum andere besudeln und in ihrer Würde verletzen dürfen? Radfahrer prinzip: nach unten treten. Dafür dass die Werte verkommen sind in unserer heutigen Zeit gibt es natürlich verschiedene Gründe. Abert deswegen muß man doch nicht solchen Scheiß auch noch im Radio dudeln lassen?!?

    Natürlich reichen Verbote alleine nicht aus. Man braucht Alternativen, Ziele, Visionen...

  • RF
    R. Fritz

    @Heiko:

    Mit den Zuständen kann man ja wie immer alles zu exkulpieren versuchen.

     

    Aber die Herren (!) Rapper sind so eklig bis faschistoid, um Kohle abzugreifen. Und das entschuldigt nichts!

  • G
    Guinevra

    @Heiko: "Eine Möglichkeit zu zeigen, dass man nicht einverstanden ist mit der Marginalisierung im realen Leben und der zynisch-beschwichtigenden Popkultur ist, es mal so richtig krachen zu lassen."

    Scheint einleuchtend: mit Sicherheit sind all' die Schlampen, Schwulen und Sonstige für die Marginalisierung verantwortlich. Die Frustration der armen Jungs richtet sich also eindeutig an die richtige Adresse.

    Und was sollen die anderen Marginalisierten jetzt machen, also wir gedissten Schlampen und Schwulen? Dazu aufrufen, rappenden Arschgesichtern die Eier zu zerquetschen?

    Dein Kommentar, lieber Heiko, ist der reine Hohn: wenn die übelste verbale Degradierung von traditionell diskriminierten und benachteiligten Menschengruppen mit der ach so schlimmen Alltagsfrustration dauerpubertärer Typen erklärt werden soll und sogar noch zu deren Verständnis aufgerufen wird, bleibt nur die Frage übrig, ob so eine Idiotie durch Pädagogenverblendung oder ein unkompliziertes Brett vor dem Kopf hervorgerufen wurde.

  • RK
    Robert Kromminga

    Sehr geehrte Frau Griefahn,

    vielen Dank für den Kommentar!

    Dem ist nichts hinzuzufügen.

    Als ich den besagten Song von Bushido bei einem 13jährigen, der ganz offensichtlich mit dem Text nichts anfangen kann, auf seinem MP3-Player hörte, fragte ich mich, ob dass noch von der Kunstfreiheit gedeckt ist. Aber auf den Index der jugendgefährdenden Schriften etc gehört dieser (und gewiss andere) mit Sicherheit!

    Jeder Veranstalter von Musik-Events sollte sich fragen, ob er derartige "Künstler" einladen möchte, jeder DJ sollte sich fragen, ob er solche Musik spielen möchte usw.

    Gestörte Naturen wird es wohl immer geben, aber man sollte ihnen nicht unnötig ein Forum bereiten.

    R.Kromminga

  • O
    oells

    @Heiko: Ja, das ist bezeichnend, die "traditionellen Patentrezepte" in Frage zu stellen, aber selbst keine bieten können. Probleme sollen gefälligst "die anderen" lösen! Selbst möchte man ja nur signalisieren, dass man sich nicht ernst genommen fühlt, und deshalb lässt man "es mal so richtig krachen" - ZUNÄCHST nur verbal. Und was kommt nach ZUNÄCHST? Dann lässt man es eben nicht nur verbal krachen, sondern setzt in die Realität um, was Rapper in ihren Texten als Realität vorgaukeln. Damit verletzt man selbstverständlich niemanden in seiner "Würde als Mensch", wenn man z.B. seine Partnerin in den Arsch fickt, obwohl diese vor Schmerzen schreit? Natürlich gab es Analverkehr schon immer, aber er sollte doch bitte schön nur stattfinden, wenn beide Beteiligten Gefallen daran finden. Leider scheint das heute vielen egal zu sein, es geht nur um das ICH, ICH, ICH! Aber genau hier setzt Frau Griefahn m.E. zu Recht an: es geht nicht darum, Einzelne einzuschränken, sondern Viele zu schützen - insbesondere unsere Kinder und Jugendliche, die einen solchen Schutz ganz besonders benötigen. Meine Unterstützung hat Frau Griefahn jedenfalls!

  • K
    konrad

    "Wenn ein Rapper wie Bushido sogar bei Johannes B. Kerner..."

    genau da sehe ich die Lösung dieses Generationenproblems.

    Sido in die Tagsschau, Kool Savas zum ADAC und Curse zu MonaLisa! Vielleicht bekommen dann auch Menschen wie Frau Griefhahn einen Einblick in die Welt der Jugendlichen, denn dort gibt es keinen Kerner-Charme und keine Empathie für uninteressante Menschen.

  • G
    Godewin

    Ich frag mich, warum diese Knaben nicht schon längst eine Anzeige wegen Volksverhetzung nach der anderen an der Backe haben. Vielleicht werden die meisten davon abgeschmettert, aber wenigstens müssen sich sich dann damit rumschlagen.

  • VB
    Victoria B. Robinson - http://BLACK-print.blogspot.com

    Die Petition der Brothers Keepers wendet sich nicht gegen Fremdenfeindlichkeit, sondern gegen Rassismus. Ein sehr wichtiger inhaltlicher Unterschied!Die Herabwürdigungich die Beschimpfung Schwarzer Menschen richtet sich nicht automatisch gegen "Fremde", sondern zu einem Großteil gegen Afro-Deutsche und deren Nachkommen!

    http://BLACK-print.blogspot.com

    Mitglied von www.derbraunemob.info

  • H
    Heiko

    Frau Griefhahn (gilt diese Anrede auch schon als Sexismus - meine ich mal gehört zu haben), sie jedenfalls ist doch Expertin für Popkultur oder so.

    Daher weiß sie sicher auch um den Zustand des Mainstreams, der zwar schon immer Mainstream war, aber heute wohl sinnfreier als je zuvor erscheint. Ich halte DAS für die eigentliche Ursache von derlei verbalen Exzessen: Das allgegenwärtige Mittelmaß, die unerträgliche Durchschnittlichkeit, die unfassbare Belanglosigkeit. Jeder Mensch mit einem bisschen Rest-Stolz muss so etwas als Beleidígung seiner Person, seiner Intelligenz auffassen, für dumm verkauft werden will niemand. Das soziale Umfeld vieler Jugendlicher lässt das 0815 Gedudel der Superhitsender wie blanken Hohn erscheinen. Auch ich werde aggressiv, wenn ich eine Minute diesen geisten Totalausfall ertragen muss.

    Eine Möglichkeit zu zeigen, dass man nicht einverstanden ist mit der Marginalisierung im realen Leben und der zynisch-beschwichtigenden Popkultur ist, es mal so richtig krachen zu lassen. Zunächst nur verbal, oftmals auch nur, um der Umwelt zu signalisieren: "Ich fühle mich verarscht, nicht ernstgenommen in meinen realen Problemen, meine Würde als Mensch ist verletzt."

    So, und jetzt kommt Frau Griefhahn uns sagt: Verbieten und über Werte diskutieren. Das sind ja schon mal gleich zwei Patentrezepte, deren Funktionieren ich hier mal ganz keck infrage stelle. Zum Verbieten nur soviel: Gibt es irgendein ähnlich gelagertes Beispiel, wo der Reiz des Objekts durch ein Verbot vermindert worden wäre?

    Und zur beliebten Wertediskussion: Ja, Frau Griefhahn, diskutieren sie doch mal mit den Problemjugendlichen über Werte. Das löst sicher nachhaltig das grundlegende Problem. Die sind ja immer sehr empfänglich für abstrakte Regeln. Ich kann nur sagen: Gefühltes Unrecht kann nicht rational beseitigt werden. Klar, beschwichtigen, den Deckel drauf halten, das geht immer. Im Problemverzögern sind die Deutschen ja auch Profis. Vielleicht wäre es aber auch im Interesse der Menschlichkeit und Humanität, die Frau G. hier so hoch hält, wenn man ausnahmesweise mal die Probleme derjenigen, über die hier geschrieben wird, ernst nimmt. Wenn man mal darüber redet, wie man sie lösen kann. Aber Symptome lassen sich eben einfacher behandeln als die Krankheit selbst. Darüber, was die Krankheit ist, kann die Sozialdemokratin ja noch mal nachdenken.

  • R
    Rick

    Recht hat se. Bei falsch verstandenem Emanzentum, gepaart mit politischer Korrektheit, die nichts mit dem Leben zu tun haben, sieht die Sache aber ähnlich aus.

     

    MfG