Debatte um Holocaustleuger: Brauner Pirat rudert zurück
Pirat Bodo Thiesen hat sich inzwischen von seinen Äußerungen zum Nationalsozialismus distanziert. Parteimitglieder bleiben jedoch skeptisch und fürchten um das Ansehen der Piraten.
Die Piratenpartei ist keinen Schritt weiter: Zwar hat sich ihr umstrittener Aktivist Bodo Thiesen nach dem Ultimatum der Parteiführung von seinen Äußerungen zum Nationalsozialismus distanziert. Doch die Partei ringt weiter um eine angemessene Reaktion.
In seiner Stellungnahme schrieb Thiesen: "Ich erkläre in Übereinstimmung mit der Satzung der Piratenpartei Deutschland, dass ich faschistische Bestrebungen jeder Art entschieden ablehne." Auch habe er den Holocaust weder geleugnet noch gedenke er, dies in Zukunft zu tun. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass im Zuge dieses durch das nationalsozialistische Deutschland begangene Verbrechen über 6 Millionen Menschen umgebracht worden sind, die meisten von ihnen Juden. Ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass Adolf Hitler den Krieg bewusst und willentlich durch den Angriff auf Polen gestartet hat."
Während die Parteiführung bislang zu Thiesens Statement schweigt und für die taz telefonisch nicht erreichbar war, gibt es im Internetforum der Partei einigen Diskussionsbedarf. An einen ernsthaften Sinneswandel Thiesens glauben wenige. Bodo Thiesen versuche, seine Partei und seine Kritiker auszutricksen, schreibt User Ghandi. "Nicht überall, wo Distanzierung draufsteht, ist auch Distanzierung drin." Thiesen habe eine Geschichtsauffassung, die ein Verständnis des Faschismusbegriffes gar nicht zulasse.
Ghandi verweist auf eine Äußerung von Thiesen aus dem Jahr 2003 in der es unmissverständlich heißt: "Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Judenverfolgung lächerliche 12 Jahre dauerte, kann die USA auf jahrhundertelange Verfolgung und Unterdrückung zurückblicken. Es waren nur keine Juden, sondern Indianer, Schwarze usw., das ist der einzige Unterschied zwischen der Nazi-Regierung, und den übrigen Regimen."
Irritiert sind Kommentatoren im Piratenpartei-Forum auch über die aus ihrer Sicht "dilettantische Reaktion des Vorstands auf den Fall Bodo". "Ich frag mich nur warum an dieser Person BT so lange festgehalten wird", schreibt Besucher Pixeltroll. "Man hat so viele (im demokratischen Sinne) unannehmbare Aussagen von ihn lesen dürfen... Der letzte Akt war doch das diktierte Stück Papier was er 'unterschrieben' hat." Ob es die Partei wirklich nötig habe, einen solchen "Klotz am Bein" zu behalten.
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