piwik no script img

Debatte PhotovoltaikDächer zu Kraftwerken

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Vertreter der alten Stromwirtschaft verteufeln die Photovoltaik als teuer. Zu Unrecht! Durch neue Technologien ist ihr Preis rasant gefallen – bald ist sie wirtschaftlich.

Immer wirtschaftlicher: Solarpanels. Bild: dpa

L asst doch endlich die Photovoltaik in Frieden! Am heutigen Freitag wird die Stromwirtschaft die Höhe der Umlage veröffentlichen, die im kommenden Jahr über die Stromrechnung erhoben wird zugunsten der Förderung erneuerbarer Energien. Sie wird wieder leicht steigen, so viel ist in den letzten Tagen schon durchgesickert.

Absehbar ist damit ein leidiges Ritual: Vertreter der alten Stromwirtschaft werden jammern, die Photovoltaik mache den Strom so teuer. Die Solartechnik sei unwirtschaftlich, wird man hören, die Einspeisevergütung massiv überhöht – man müsse hier endlich die Axt anlegen.

Doch wer das heute noch sagt, hat schlicht die Entwicklung der vergangenen Jahre verschlafen. In der Tat war Solarstrom einmal teuer; Mitte der neunziger Jahre kostete die Kilowattstunde noch zwei Mark, also rund einen Euro. Doch inzwischen hat die Photovoltaik ihre Position als teuerste Energie im Ökostrommix geräumt – einer grandiosen technischen Entwicklung sei Dank: Seit den achtziger Jahren ist der Preis der Kilowattstunde um satte 85 Prozent gefallen.

taz
BERNWARD JANZING

ist Autor der taz.

Auf Augenhöhe

An der Spitze der Kosten steht nunmehr die Geothermie. Deren Strom wird im kommenden Jahr mit 25 Cent je Kilowattstunde vergütet, Photovoltaik hingegen wird – je nach Anlagengröße – mit voraussichtlich 18 bis 24 Cent auskommen. Damit ist Solarstrom auf Augenhöhe mit der Bioenergie angelangt.

Und auch mit der Offshore-Windkraft, deren Strom künftig mit 19 Cent je Kilowattstunde vergütet wird, können solare Großanlagen schon mithalten. Die Stromkonzerne seien daher ermahnt: Wer in Windkraftanlagen auf See investiert – was natürlich sinnvoll ist – oder auch Erdwärmekraftwerke baut, der sollte beim Thema Kosten des Solarstroms aufpassen, was er sagt.

Zumal der Preisverfall der Photovoltaik rasant weitergehen wird. Mitte des Jahrzehnts wird die Solarenergie zusammen mit der Wasserkraft und der Windkraft an Land zu den billigsten Formen des Ökostroms zählen. Diese Entwicklung ist Fakt, kein Träumerei. Und sie ist inzwischen zu weit fortgeschritten, um noch gestoppt zu werden – zum Glück.

Somit dürfte die Photovoltaik auf dem privaten Hausdach schon in wenigen Jahren ohne Förderung auskommen. Denn wenn künftig die Kilowattstunde nur noch 15 Cent kostet – und das ist ein absehbarer Wert – ist sie wirtschaftlich. Das ergibt sich aus folgender Rechnung: Die Hälfte des erzeugten Stroms verbraucht man selbst und spart damit Netzstrom zum Preis von 25 Cent je Kilowattstunde. Selbst wenn man die andere Hälfte der erzeugten Kilowattstunden nur zum Großhandelspreis von 5 Cent einspeisen würde, läge die kalkulatorische Durchschnittsvergütung bei 15 Cent – die Anlage wäre somit ohne Förderung rentabel.

Erfolgreiche Energierevolution

Zugegeben: Für die bislang installierten Photovoltaikanlagen haben die Stromkunden eine finanzielle Last auf sich genommen. Doch damit haben sie nichts Unbedeutenderes als eine Energierevolution ermöglicht: Jedes Dach kann heute zum Kraftwerk werden, jeder Bürger zum Stromerzeuger. Die Energiewirtschaft wurde demokratisiert. Damit war und ist die Förderung ihr Geld allemal wert.

Und man hat Technologieförderung betrieben. Zwar bemängeln Kritiker längst, dass ein nicht unerheblicher Teil der Einspeisevergütungen am Ende in Asien, vor allem in China landet, wo immer mehr Solarmodule gefertigt werden. Doch auch dieses Thema sollte man sich genauer betrachten. Denn die Solarfabriken in Fernost sorgen wiederum für Wertschöpfung in Deutschland, indem sie vorwiegend auf deutschen Maschinen produzieren. In diesen nämlich steckt das entscheidende Know-how. Und davon leben deutsche Maschinenbauer. So kommt mancher Euro, der für chinesische Module abfließt, auch wieder nach Deutschland zurück.

Zudem besteht eine Solarstromanlage nicht alleine aus Modulen. Der Wechselrichter zum Beispiel, der nötig ist, um den Gleichstrom der Module in netzkompatiblen Wechselstrom zu wandeln, kommt meistens aus Deutschland. Der Weltmarktführer SMA sitzt bei Kassel und generierte im Jahr 2010 mit 5.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,9 Milliarden Euro. Ohne die stringente heimische Solarförderung hätte SMA seine Spitzenposition niemals erringen können.

Insgesamt hat die deutsche Solarstrombranche im vergangenen Jahr übrigens Waren im Wert von 5 Milliarden Euro exportiert – auch das ist in der Diskussion zu berücksichtigen. Und nicht zuletzt beschert die Solarförderung auch dem Handwerk willkommene Einnahmen, einer Branche, die naturgemäß niemals nach Asien auswandern kann. Zudem hängen in Deutschland noch viele Arbeitsplätze an der Solarforschung – Jobs, die auch wieder indirekt am heimischen Solarmarkt hängen. Rund drei Viertel der weltweiten Solarforschung ist in Deutschland angesiedelt, es sind oft hochqualifizierte Arbeitsplätze.

Deutschland spart

Trotz all dieser Aspekte fließt unbestritten ein Teil der Solarförderung, die jeder Stromkunde über seine Rechnung bezahlt, ins Ausland ab. Aber man muss sich zugleich vor Augen halten, dass jenes Geld, das für Erdöl ausgegeben wird, sogar fast komplett aus Deutschland abfließt. Und auch Gas wird bekanntlich großteils importiert. Längst spart Deutschland somit durch den Einsatz erneuerbarer Energien jedes Jahr einen hohen einstelligen Milliardenbetrag aufgrund der reduzierten Importe fossiler Energieträger.

Dem steht, wie gesagt, nun im kommenden Jahr eine Erhöhung des Strompreises um voraussichtlich etwa einen halben Cent je Kilowattstunde entgegen. Das entspricht einem Aufschlag auf die Stromrechnung von etwa 2 Prozent. Viel ist das nicht – soviel sollte die Energiewende jedem Stromkunden wert sein.

Wer 2 Prozent Aufschlag trotz allem für zu viel erachtet, dem sei in Erinnerung gerufen: Die meisten Haushalte gehen heute so sorglos mit Strom um, dass sie eine Preiserhöhung in diesem Umfang mit ein wenig Umsicht locker durch Einsparungen kompensieren könnten. Und das gäbe der Energiewende, nebenbei bemerkt, sogar noch einen zusätzlichen Impuls.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
Mehr zum Thema

27 Kommentare

 / 
  • W
    Waage

    @Peter S

     

    jetzt doch noch mal eine "vernünftige" Antwort, weil es eigentlich doch ganz nett war sich mit Ihnen zu kabbeln!

     

    zu 1) z.B. ein AKW folgt nicht einmal UNGEFÄHR dem Lastgang. Kommen Sie mir jetzt nicht mit Ihrer Grundlast, die Kernkraft ist ebenso auf einen Einbettung in einen Energiemix und eine spezielle Infrastruktur angewiesen wie die PV.

     

    zu 2) Sommerlicher Kühlwassermangel ist Fakt und ernsthaftes Problem in unseren südwestlichen und südöstlichen Nachbarländern.

    Das es bei uns nie zu Kühlwasserproblematiken kommt ist eine steile These Ihrerseits, dass Aufheizen von Flussläufen und damit verbundener Sauerstoffmangel im Wasser im Hochsommer ist bei uns aber sehr wohl bei den Kraftwerksbetreibern ein Thema.

     

    zu 3)Da haben Sie aber gut aufgepasst, "Relative Überinstallation" ist tatsächlich kein Fachbegriff - aber ich schätze Sie als ausreichend intelligent ein verstanden zu haben was ich damit aussagen wollte.

    Werde Begriffe die noch nicht eingeführt sind und etwas Tranferleistung benötigen künftig in "Gänsefüßchen" setzen.

     

    zu 4)Der Natrium-Schwefel Akku ist zwar nicht als "Massenspeicher" für den Häuslebauer zu gebrauchen aber ganz bestimmt als regionaler "Pufferspeicher" auf regionaler Verteilnetzebene einsetzbar. Den Netzbetreibern muss dazu natürlich rechtlich erlaubt werden auch Strom zwischenzuspeichern.

     

    Der allerletzte Absatz von Ihnen ist etwas enttäuschend, ich dachte Sie wollten argumentieren!?!

    Dazu nur so viel: Viel von dem "demnächst", "bald" "ganz sicher"... der Vergangenheit ist heute bereits eingetroffen.

     

    Wer letzlich recht behalten wird ist aber "ganz sicher" eine spannende Frage.

  • W
    Waage

    @PeterS

     

    uups, da passt aber einer ganz genau auf!

     

    ansonsten:

    schaun wir mal wie die Entwicklung weitergeht, ich bin da ganz zuversichtlich...

  • PS
    Peter S.

    @Waage: 1."UNGEFÄHR" ist nicht bedarfsgerecht. Märchen werden durch ständiges Wiederholen nicht wahrer. 2.In Deutschland gab es noch nie Kühlwassermangel für Kraftwerke. 3."Relative Überinstallation", aus welchem Märchenbuch ist denn das? Jedenfalls ist das kein Fachbegriff aus der Energiewirtschaft. 4. NaS-Akku, mit Na und S in flüssiger Form und einer Betriebstemperatur vom 300°C als Massenspeicher? Ansonsten verweise ich auf IJoe: "Wenn man aus den Texten der Ökos mal die Worte "wird demnächst", "bald" und "ganz sicher" streicht, bleibt nix mehr übrig." Träumen und glauben Sie weiter den Märchen der PV-Lobby.

  • W
    Waage

    @Peter S.

     

    Das mit der Vergleichbarkeit der Stromgestehungskosten nach Volllaststunden haben Sie ja schön aufgedröselt. Finde ich gut wenn man sich mit seiner Argumentation wie Sie etwas Arbeit macht!

    In Ihrer Schlussfolgerung, dass bei 1300 Stunden 7000 Stunden im Jahr fehlen, liegt aber ein Denkfehler da sich diesem Problem durch eine relative Überinstallation von PV-Leistung begegnen lässt.

     

    Zu ihrer Antwort zu @Gerhardq, der meiner Ansicht nach mit seiner Meinung zur ungenutzten Dachfläche völlig Recht hat: hier unterstelle ich Ihnen ein bewusstes Fehlverstehen!

     

    Ich glaube es ist inzwischen Allgemeingut, dass die PV dem Lastgang an vielen Tagen ungefähr folgt - das ist günstig. Jahreszeitlich folgt die PV leider weder im Sommer, hier wird es künftig fast zwangsläufig zu zeitweiser Überproduktion kommen, noch im tiefen Winter der Last...

     

    Deshalb, dazu bedarf es keiner großen Weißheit, muss in gegenwärtiger Ermangelung an Langzeitspeichern der Energiemix im Winter noch auf unabsehbare Zeit anders zusammengestellt werden als im Sommer.

     

    Das taugt aber nicht als Totschlagargument gegenüber der PV sonders ist eher Chance für den flexibleren und moderneren Teil des konventionellen Kraftwerksparks und Ansporn zur Weiterentwicklung von Speichertechnologien im großen Stil wie dem Natrium- Schwefelakku oder der Wasserstoffabspaltung durch Elektrolyse usw.

     

    Zu Bedenken gebe ich zudem, dass auch Talsperren bei anhaltenden Dürren manchmal zu etwas unpassenden Zeiten Schwächephasen haben. Ebenso kann es bei konventionellen Wärmekraftwerken zu Kühlwassermangel kommen bzw. in heißen Sommern zu unzulässigen Aufheizung von Flussläufen. Bei AKW liegt auch mal eine längere Revision an und manchmal ist sogar eine unvorhergesehne Schnellabschaltung geboten.

     

    Alles schon zig-tausend-mal herunter gebetet...

     

    Da Argumente aber nicht verfangen und es immer zu jedem Thema verschiedene Sichten gibt und geben wird, komme ich zum Schluss zum Meinungsteil:

     

    Meiner Ansicht nach macht es grundsätzlich Sinn, auch und sogar vor allem in Mitteleuropa, mit zunehmenden technischen Möglichkeiten möglichst viel und immer mehr PV - Strom in die Netze zu integrieren.

     

    Die PV ist nicht der der einzig gangbare, aber richtig umgesetzt der Königsweg in die Zukunft!

     

    Ohne den Windmüllern an die Karre fahren zu wollen, deren jetzigen und künftigen Anlagen sich sicher noch abschreiben werden: Ich sehe in der PV in fernerer Zukunft bei entsprechend entwickelter Speichertechnik nicht nur einen Schlüssel zur Marginalisierung der Stromerzeugung aus Kern- und fossiler Energie weltweit, sondern auch zu einer teilweisen wieder - "Entspargelung" unserer Landschaften und der Eingrenzung der doch in ihrer Wirkung auf die Lebensmittelpreise höchst problematischen Biogas- Stromerzeugung.

  • PS
    Peter S.

    @Tom S: Ich zitiere: "Um die Leistungsfähigkeit von Photovoltaik-Anlagen (PVA) zu vergleichen, setzt man deren jährliche Energieproduktion ins Verhältnis zur installierten Leistung. Als Resultat erhält man eine Zahl mit der Einheit kWh/(a*kWp) (Kilowattstunden pro Jahr pro installiertem Kilowatt-Peak. Dass bei der installierten Leistung betont wird, dass es sich um die Peak-Leistung handelt, ist eine Spezialität bei Photovoltaik-Anlagen). Die Kilowatt in Zähler und Nenner kürzen sich heraus, so dass nur noch h/a übrig bleibt. Man nennt diese Größe deshalb "Volllaststunden (pro Jahr)", denn sie bezeichnet die Zeit, während der die Anlage bei voller Auslastung (s.u.) die gleiche Energie liefern würde, wie sie das übers Jahr hinweg tatsächlich tut, üblicherweise in Teillast. Quelle: http://vorort.bund.net/herbolzheim/pvavgl/index.htm

     

    Und noch ein Zitat vom Frauenhofer-Institut für SOLARE Energiesysteme: "Untersuchte Standortbedingungen:

    Einstrahlung – Volllaststunden

     

    Wichtige weitere Parameter mit einem erheblichen Einfluss auf die Stromgestehungskosten von erneuerbaren Energien stellen die Volllaststunden resultierend aus dem Windangebot am Kraftwerksstandort bei Windanlagen und die Höhe des Stromertrages am Standort des Solarkraftwerkes (PV oder CSP) dar."

     

    Noch Fragen Tom? Die Ermittlung von VOLLLASTSTUNDEN für jede Art der Energieerzeugung ist eine anerkannte Methode, auch für PV (siehe Frauenhofer-Institut). Im Frauenhofenhofer-Institut für solare Energiesysteme müssen demzufolge nach Ihrer Sicht der Dinge auch Ahnungslose sitzen. Lieber Herr (PV-) Energieexperte, die Sonne wird in Deutschland trotzdem nicht länger scheinen. In einem korrigiere ich mich jedoch, es gab schon Jahre mit 1.300 Volllaststunden bei PV-Anlagen. Es fehlen immer noch über 7.000 VOLLLASTSTUNDEN für den "Rest" des Jahres.

  • TS
    Tom S

    @ Peter S.:

    Wer von Vollaststunden bei Photovoltaik redet beweist, dass er gar keine Ahnung hat.

    Dieser Bericht ist erfrischend anders, als in weiten Teilen der Medienlandschaft zu finden, weil gut recherchiert und in weiten Teilen zutreffend. Daran ändern auch sachlich falsche Kommentare nichts - ob nun "Vollaststunden", falscher Vergleich von installierter und erzeugter Leistung oder inkorrekte energetische Amortisierung herangeführt werden (hat schon mal jemand danach, wann ein Kohlekraftwerk oder AKW energetisch amortisiert ist?). Photovoltaik funktioniert hervorragend und ist ein wichtiger Baustein der zukünftigen Stromerzeugung. Für die EE braucht es aber intelligente Netze und Speicher - das ist die Herausforderung.

  • PS
    Peter S.

    @ gerhardq: Diesen Link bzw. diese Quelle will ich sehen, wo nachgewiesen wird, dass PV-Anlagen bedarfsgerecht Energie liefern bzw., wie Sie schreiben, diese die maximale Energie liefern, wenn der höchste Bedarf besteht. Meinen Sie, während einer Hochdruckwetterlage im Winter (windstill) nach Sonnerntergang? Der Wind weht von der Märchenwiese.

  • G
    gerhardq

    Es geht doch überhaupt nicht um die Effektivität der Photovoltaik. Es geht um die dezentrale Energieversorgung und um saubere Energie ohne große Umweltschäden oder -veränderungen. Es gibt keine Energieerzeuger, die, wie die PV-Anlage, im laufenden Betrieb so sauber ist.

    Desweiteren haben wir in Deutschland Millionen von Dächern, die im Grunde keinen sinnvollen Zweck erfüllen, außer das Haus von Witterungseinflüssen zu schützen. Das ist einfach Verschwendung von Resourcen, Sonnenlicht auf ein Dach stellt eine Resource dar!

    Desweiteren haben PV-Anlagen einen großen Vorteil. Sie liefern ihr Maximum an Energie genau dann, wenn der Verbrauch auch am größten ist. Und nur nebenbei bemerkt, auch bei bedecktem Himmel geht die Leistung nicht auf Null zurück!

     

    Aber die wichtigste Aufgabe des EEG ist fast erfüllt, nämlich die Wettbewerbsfähigkeit der regenerativen Energien herzustellen. Bei dem EEG handelt es sich im Grunde um eine Anschubfinanzierung für eine Branche, die die etablierten Energiekonzerne mit ihrer Kapital- und Marktmacht sonst nie hätten hochkommen lassen. Und wer da von Marktwirtschaft redet, der soll sich einmal überlegen, daß die Monopole der Energiekonzerne ein Resultat der Kriegsgesetze des III. Reiches sind - damals wurden nämlich die Monopole verteilt. Und er soll sich auch einmal überlegen, mit welchen immensen Summen, z.B. es für die Atomtechnologie mit Forschung, Kraftwerken, dem Ausbau des Hochspannungsnetzwerkes, dem Bau von Großkraftwerken oder den riesigen Steuervorteilen, die Energiekonzerne staatlicherseits gefördert wurden. Gegen diese Beträge sind die Einspeisevergütungen des EEG lächerlich gering!

  • I
    IJoe

    @Peter S: Den wichtigsten Beitrag hat der gute Janzig vergessen: Die Sonne wird von der EU aufgefordert, länger zu scheinen. Das ist alternativlos und nachhaltig. Ferner wird der Wind unter Androhung von Ökosteuer gezwungen, mehr zu wehen.

     

    Wenn man aus den Texten der Ökos mal die Worte "wird demnächst", "bald" und "ganz sicher" streicht, bleibt nix mehr übrig.

  • H
    hoffmann

    PV-Dachanlagen sparen Netzkosten. WKA im Meer erhalten zwar nur 8 Jahre 19 ct/kwh jedoch ist es fraglich ob sie von den Betreibern nochmals für 12 Jahre mit nur 3,5 ct/kwh Förderung überhaupt betrieben werden. Sehr wahrscheinlich ist daß nach 8 Jahren auf 10 o. 20 MW WKA repowert wird.

    Man kommt doch auch nicht auf die Idee PV-Strom im Meer mit der doppelt u. dreifachen Förderung zu subventionieren!

    An Land gibt es genug Platz!

     

    1 KWp erzeugt in D 1000 kWh jedes Jahr. Selbst in der Wüste sind nur 1600 kwh zu erwarten, aber: - Übertragungsverluste - Leitungskosten - Risiken! Dtl ist ideal für PV! Süddtl ideal für WKA.

  • V
    vic

    PV auf privaten wie städtischen und kommunalen Dächern muss nach wie vor gefördert werden.

    Merkels Atomausstieg habe ich keinen Moment geglaubt, und die erneute Kürzung der Einspeisungsvergütung bestätigt meine Einschätzung, dass demnächst wieder das eine oder andere AKW an`s Netz gehen wird.

    Wegen Stromknappheit, versteht sich;)

    Anmerkung:

    Heute vor einem Jahr war der Todestag von Hermann Scheer, DEM Pionier erneuerbarer Energien.

  • I
    ilmtalkelly

    Den größten Tei der Energie in Deutschland verballern wir für die Wohnraumbeheizung. Energieeffizienz lässt sich besser an der Schale des Hauses steigern, nicht auf dem Dach. Das damit eingesparte Gas oder Oel in dezentralen Kraftwerken verstromt, würde ein mehrfaches der Ausbeute der Solarenergie bedeuten.Für energet. Modernisierung der Häuser wird von unserer Regierung zu wenig getan. Chic ist so ein Solardach, aber man muss Prioritäten setzen. Wer Klimawandel wirklich aufhalten will, muss rechnen. Mono- kristalline Solarzellen bsp. haben sich erst nach 7-8 Jahren energetisch amortisiert. Allerdings sind sie vom Hersteller mit der höchsten Lebensdauer ausgewiesen, natürlich Degradation vernachlässigt.

    (über 20 Jahre). Amorphe oder Dünnschichtmodule sind energiesparender herzustellen, lassen aber bei der Lebensdauer und Leistung zu wünschen übrig. Außerdem leiden sie schnell unter hoher Degradation. Viele Anlagenbetreiber erlitten schon das böse erwachen, als beim Ablesen nicht die Hälfte des prognostizierten Ertrags zu Buche schlug.

    Der Solarstrom hat seinen Platz, aber man darf ihn nicht überbewerten. Sonst verkommt er schnell zum Öko- Alibi. Einfach mal die Leute fragen, die so ein Teil auf dem Dach haben. Alles andere ist zu undurchsichtig.

  • N
    Norbert

    Allerdings stellt sich die Frage, warum dann Kleinanlagen gefördert werden, wenn größere Anlagen preiswerter sind. Anders gesagt: Wieviel Photovoltaik hätte man installieren können, wenn der Staat sich entscheiden hätte, nicht private Investoren zu beglücken, sondern die gleiche Summe einfach selbst zu investieren. In deutsche Solarmodule auf städtischen Gebäuden, statt in chinesische Module auf Privathäusern.

     

    Und wieviel CO2 häte man mit der gleichen Summe einsparen können, wenn man sie in die jeweils effizienteste Maßnahme gesteckt hätte. Schulen haben Bauschäden, die zu immensen Energiekosten führen, aber wir stellen Photovoltaik auf Dach. Absurd!

  • TH
    Tom Haio

    Für Onlinepresse sehr objektiv und faktenorientiert gehalten. Danke!

     

    Interessant wäre auch ein Artikel über das Potential der Kleinwindenergie in Deutschland...

  • A
    atlantikstrand

    Zwei Journalisten in Deutschland schreiben immer wieder kompetent und visionär über Erneuerbare Energien: Bernward Janzing und Martin Unfried. Beide schreiben vor allem für die taz. Vielen Dank dafür!

     

    Spiegel- (Focus-, Bild-, Welt- ...) Leser wissen leider weniger.

  • PS
    Peter S.

    Mal sehen, ob ich wieder zensiert werde: PV in Deutschland ist absoluter Irrwitz. Die Anlagen laufen in unseren Breiten ca. 800 Volllaststunden. Es bleiben 7960 Stunden im Jahr übrig. Wo bitteschön kommt dann die Energie her. Wind? Nicht ganz, onshore ca. 1800 Vollasstunden, offshore ca. 2900 Volllaststunden. Die Energieerzeugung wurde nicht demokratisiert. Mir fehlen in meinen privaten Besitztümern Flächen zum Aufstellen dieses Sondermülls.

  • JK
    Jens Kendzia

    Stimme dem Kommentar weitgehend zu. Falsch und irreführend ist aber der Vergleich von PV und Wind offshore. Die PV Vergütung wird für 20 Jahre gezahlt, die 19 Cent für Offshore-Wind nur für 8 Jahre. Auch wenn die Vergütungssätze sich annähern, ist PV damit immer noch mehr als doppelt so teuer.

  • AE
    Anika E.

    Von einer Energierevolution zu schreiben ist sehr bedenklich, wenn man sich vor Augen führt, welchen Anteil erneuerbare Energien an der weltweiten Energieproduktion darstellen. Weniger als 0,2%. Außerdem: Spricht irgendwer darüber, welche seltenen Erden für Photovoltaikanlagen benötigt werden? Effizienz hin oder her, diese Ressourcen sind auch nicht unendlich. Der eigentliche Appell in der Energie- und Klimadebatte kann eigentlich nur sein: Weniger ist mehr.

  • WW
    W. Wacker

    So so: "Die Hälfte des erzeugten Stroms verbraucht man selbst und spart damit Netzstrom zum Preis von 25 Cent je Kilowattstunde."

     

    Da würde ich den Anbieter wechseln. Ich zahle nur 17 Cent, also 32% weniger. Allerdings liest sich dann die Argumentation nicht so schlüssig.

     

    Wie heisst es doch:

    "Störe meine schöne Theorie nicht mit deinen hässlichen Fakten!"

  • KF
    Öko Fritz

    Es werden sicher wieder nur die Energieoligopolisten massiv dagegen wettern, da sich ein Machtverlust durch eine dezentrale Stromversorgung vollzieht.

     

    Es sollte noch der Billigstrom für Industrie "unterbunden" werden.

    Dann werden sich zwar höhere Energiekosten auf Preise niederschlagen. Das sorgt allerdings eben für eine Selektion: Produkte, die nicht nachhaltig sind bzw. zu energieintensiv werden teurer und uninteressanter!

  • H
    Huhn

    Guter Artikel! Informativ, sachlich und differenziert. Danke!

  • A
    Anita

    Wenn wir immer nur auf den Preis schielen und sagen: "Solarstrom kostet uns Geld, also machen wir lieber weiter die Umwelt kaputt, riskieren alles zu verstrahlen", koennten wir das ja noch ein bischen weiter ausdehnen: Lassen wir die alten Leute in ihren Betten verrotten, kosten ja nur Geld und bringen nix mehr...

    Und fuer was braucht man Gurte und Airbag im Auto? Kostet nur Geld. Stop! Hier auf einmal sind wir bereit viel Geld fuer unsere Sicherheit zu zahlen.

    Ich hab Kinder und faend es supertoll, wenn die auch noch 'ne Weile was von der Erde haben.

  • F
    Felix

    Für mich als Single sind Einsparungen an Stromkosten von über 300 Euro im Jahr möglich. Ich habe folgendes getan:

     

    Kleinverbraucher wie Radiowecker, Anrufbeantworter usw. abgeschafft.

     

    Kurzhaarfrisur, die den Haarfön überflüssig macht.

     

    Fernseher gleich komplett abgeschafft.

     

    Konsequent Energiesparlampen verwenden.

     

    Der PC samt Kleinverbraucher wie Modem, Drucker usw. hängt an einer ausschaltbaren Steckerleiste, die beide Adern trennt.

     

    Bei nur sporadisch benötigten Verbrauchern wie Waschmaschine, Ventilator, Wasserkocher ziehe ich konsequent den Stromstecker, um Ruheströme zu vermeiden.

     

    Die Kühltruhe abe ich komplett abgeschafft.

     

    Meine Lebensmittelbevorratung habe ich so eingerichtet, dass ich grundsätzlich ohne Kühlschrank auskomme. Der Notvorrat (Konserven, Knäckebrot ...) kann sowieso bei Raumtemperatur aufbewahrt werden. Lebensmittel wie Obst und Gemüse kaufe ich frisch, die halten ungekühlt auch mehrere Tage. Grundlebensmittel wie Brot, Margerine, Frischkäse und Obst kann man gut bei Raumtemperatur aufbewahren. Somit bleibt auch der Kühlschrank meistens ausgeschaltet.

     

    An Arbeitstagen nutze ich soweit möglich sowieso das subventionierte Kantinenessen bei der Arbeit. An Wochenenden komme ich mit kalter Kost wie Broten und Obst aus.

     

    Alltagsaufgaben wie nach Email schauen, im Web surfen, Musik hören, usw. erledige ich mit einem stromsparenden Notebook. Der große PC wird nur dann eingeschaltet, wenn ich seine Rechenpower wirklich brauche, also für Videoschnitt, Fotobearbeitung, Musik machen.

  • R
    RedHead

    Durch Solarenergie kann jeder Bürger zum Stromerzeuger werden?

     

    Das ist so nicht korrekt, die wenigsten Menschen besitzen hier ein eigenes Hausdach oder eine andere geeignete Fläche auf der so ein Kraftwerk gebaut werden könnte. Das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Besitzenden und denen die sich den Ar... aufreißen müssen wird auf diese Weise ganz sicher nicht abgeschafft.

    Dennoch ist Solarenergie sicherlich eine gute Idee, immerhin kommt die meiste Energie, die wir hier auf der Erde nutzen ohnehin von der Sonne, inklusive der chemischen Energie die in fossilen Brennstoffen gespeichert ist.

  • AL
    Andre La

    Prächtiger Artikel, Herr Janzing, zur Untermauerung Ihrer Aussagen würde sicherlich auch dienlich sein, die Anzahl an direkten und indirekten Arbeitsplätzen in D hinzuweisen, sowie den makroökonomischen regionalen Mehrwert von sagen wir 1 Mio Euro investition in D über den ZEitraum von 10 oder auch 20 Jahren in Form von Arbeitsplätzen (Installation, Wartung), aber auch in Form von Steuern u.a..

     

    Interessant ist diesem Zusammenhang auch ein Projekt einer süddeutschen Sparkasse, die Ihren Kunden eine Investition in lokale Solardächer anbietet, die - ohne Eigenkapital - ab spätestens dem 12. Jahr Reditezahlungen für die "Investoren" anbietet. Auch eine Form, der lokalen Wirtschaftsförderung, die der Umwelt, den lokalen Unternehmen und den investierenden Bürgern hilft.

  • PS
    Peter S.

    Solche Jubelberichte gab es bis 1989 in der DDR-Presse zu lesen. Da die PV-Module ab dennoch in Zukunft nur 800 Volllaststunden Energie liefern, das wird auch nicht mehr, ist diese Form der Energiegewinnung in unseren Breiten schlicht Unsinn. Die deutschen PV-Module werden vorranging in Ostdeutschland hergestellt, viele Mitarbeiter verdienen dort nicht einmal den geforderten Mindestlohn. Nachzulesen auch in Der Zeit. Die sogenannte Energiewende sind mir keine 2% Aufschlag wert. Damit finanziere ich u.a. das Luxusleben des "Grünen" Asbeck, Chef von Solarworld.

  • G
    Gerald

    Der Artikel zeigt mal wieder eine sehr oberflaechliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Derzeit wird Solarstrom noch mit 49 c/kWh (aeltere Anlagen) bis 21 - 28,7 c/kWh (Neubau 2011) verguetet, das ist also teurer als der Endverbraucherpreis. Wenn man mal die Kosten fuer Solarzellen und die erzeugte Leistung pro Jahr anschaut (650 kWh pro kW installierter Leistung, zum Vergelich: Wind 1200 - 2800, Wasserkraft 5000 kWh/kW installiert) dann wid klar dass eine grosse Diskrepanz zwischen installierter Leistung und Stromerzeugung besteht. Hinzu kommen betriebliche Probleme (Stromerzeugung nur bei Sonnenschein, wenn eine Wolke vor die Sonne tritt sinkt die Leistung regional drastisch, Stromerzeugung ist an Bedarf (maximaler Strombedarf im Winter) nicht angepasst usw. Schliesslich sollte man auch die Brandproblematik erwaehnen; Solaranlagen erzeugen hohe Spannungen die im Brandfall nicht abgeklemmt werden koennen so dass die Feuerwehr haeufig nicht loeschen kann.

     

    Ich wuerde mir doch eine differenziertere Berichterstattung wuenschen.