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Wer Geld anlegt erhält einen Zins. Dieser Zins bemisst sich von der Höhe an dem Risiko, welches mit der Kapitalanlage verbunden ist.
Leider scheint dieser Zusammenhang im Bewusstsein der Menschen verloren gegangen zu sein, so auch bei der finanzpolitischen Korrespondentin der Taz, Ulrike Herrmann.
Und genau deshalb liefert dieser Kommentar von ihnen DAS Pro-Argument überhaupt, die Banken Pleite gehen zu lassen. Es muss ein Bewusstsein geschaffen werden, dass das Prinzip nicht lautet:
Geld einzahlen, mehr Geld abheben, sondern:
Geld einzahlen, mit etwas Glück mehr Geld abheben.
Wenn dieses System des Risikos außer Kraft gesetzt wird (und das passiert, wenn man verloren gegangenes Kapital durch anwerfen der Notenpresse oder Neuverschuldung ausgleicht) steuern wir unweigerlich in viel größere Probleme.
"Warum soll ich denn mein Geld noch in niedrigverzinste risikoarme Kapitalanlagen stecken, der Staat zahlt doch ehh die Zeche."
Die Hypo Real Estate vergibt nicht nur Hyotheken wie man meinen könnte.Diese Bank vergibt auch Kredite an Staaten,hauptsächlich an osteuropäische Länder.Denen würden wir doch im Falle einer Pleite der Hypo Real Estate etliche hundert Millionen einfach schenklen,oder?
Ob es notwendig ist, die Hypo Real Estate zu retten, wäre doch erst noch zu analysieren.
Bevor dort weiter Geld in ein "Schwarzes Loch" versenkt wird, möchte ich vorher vor allem mehr Transparenz.
Und das heißt für mich: Aufdeckung der Gläubigerseite in der Bilanz!
Dann ließe sich feststellen, ob es bei einer Insolvenz nicht billiger wäre, die "kleinen Gläubiger" zu entschädigen und die Großen mit ins Boot zu nehmen oder eben den klassischen Weg der Stütze weiter zu gehen.
Aber daran besteht bei der gegebenen Machtkonstellation wenig Interesse. Umso mehr erwarte ich diesen Druck von der linken Presse und dazu zähle ich die Taz noch immer!
Ein sehr guter, differenzierter Artikel, der mit linken Stammtischmeinungen aufräumt, wie sie mir selbst ab und an entfahren. @Merlin:Richtig, das ist naiv, streift aber eine Wahrheit: Nicht "die da" sind allein schuld, sondern jeder Kleinanleger und Privatspekulant trägt Mitverantwortung. Niemand wird hierzulande gezwungen, für sich selbst Profite zu erzielen und trotzdem versucht es JEDER.
Ja ja, die armen Lehman Kleinanleger.
Die hatten wenigstens das Glück, in einer Welle des politischen Interesses ihre spekulativen Anlagen hops gehen zu sehen. Andere mussten leider in die Röhre schauen, Argentinien, BenQ usw. usw. die Reihe der nicht geretteten ist lang.
Die Pleite von Lehman war ein normaler Vorgang.Übrigens: Lehman gibt es noch, der Laden steht nur unter Gläubigerschutz. Auch die HRE kann saniert werden. Wird sie es nicht, dann müssen ein paar Zocker halt Abschreibungen machen, was solls? Hat einer schon mal gefragt, ob Gläubigerbanken der HRE auf ihre 13. oder 14. Gehälter verzichten würden, wenn HRE gerettet würde? Die TAZ ist dem Lobbygeschwätz der Großbanken und Großindustrie vom systemischen Risiko aufgesessen, so einfach ist das.
Wir werden sehen, was passiert, wenn die F.A.Z. und die TAZ pleite gehen und wer dann als systemrelevant gelten wird.
Ich denke ich verstehe, welches Problem sie haben, einen so großen Bestandteil des Geldfluß versiegen sehen zu lassen und Kettenreaktionen zu befürchten Frau Herrmann.
Aber ich finde einfach keine Antwort auf eine eigentlich ziemlich simple Frage die sich mir aufdrängt: Woher nimmt der Staat das Geld, wenn er es gar nicht hat?
Wenn der Staat das Geld hätte, dann müsste er sich ja nicht verschulden. Wenn er sich aber verschuldet, bei wem verschuldet er sich? Er verschuldet sich bei Banken.
Den letzten ausgeglichenen Haushalt hatte Deutschland 2007, davor das letzte Mal - 1969. Ansonsten hat der "Staat" immer über seine Verhältnisse gelebt. Schulden angehäuft, Defizite, die mit Zins und Zinseszins belastet sind. Ausgenommen davon bleibt natürlich das Jahr 2000, in dem der Staat es einmal den Banken nachgemacht hat und durch den Verkauf der Handy-Lizenzen 100 Mrd. DM erschaffen hat.
Die Rettung der Hypo Real Estate wird Unmengen an Geld verschlingen, das an anderen Stellen fehlen wir. 102 Mrd. €uro an Krediten und Garantien??
Der Bildungsetat der BRD beträgt gerade mal 10 Mrd. €uro. Das ist ungeachtet aller geplanten Konjunkturpakete schon eine Unverhältnismäßigkeit, die unsere Gesellschaft einfach nicht tragen kann.
Die Nationalbank der Vereinigten Staaten, der größte Geldgeber der Welt, ist nicht-staatliches Bankenkonsortium, das das Monopol auf Geldherstellung hat.
Wie ist das in Europa? Bei wem verschuldet sich der deutsche Staat?
Wenn eine Bank das Recht auf Geldherstellung hat und es Zinsen verleiht, dann können die Schuldner dieses niemals zurückzahlen. Alles geborene Geld ist mit einer Schuld behaftet - dem Zins.
Der Staat, meiner Auffasung nach "Wir", kann dieses System nicht retten.
Er wird in eine immer größere Schuld hineingeraten, deren Tilgung er durch Einsparung von Kosten nachkommen muss und der leidtragende wird der Staat selbst, das Volk sein - sofern dies identisch ist.
Bei allem Respekt, ich denke es ist nicht die Zeit der Fragen nach politischer, oder philosophischer Geisteshaltung, sondern viel mehr die Zeit um sich ganz grundlegenden und einfachen Fragen nach möglichen Fehlern im System zu widmen. Die gibt es und die hat es auch 1929 gegeben. Und solange solche Fragen nicht angegangen und diskutiert, gestellt und gelöst werden sind Fragen nach politischem Orientierungssinn und auch nach Reichensteuern eher zweitrangig.
Soviel zu meiner Kapitalismuskritik ;), jetzt nur noch ein kleiner Hinweis: Am Samstag dem 28. März finden in Frankfurt und Berlin Großdemonstrationen und Kundgebungen unter dem Aufruf "Wir zahlen nicht für Eure Krise" verschiedener Bürgerrechtsorganisationen und NGOs statt.
-Wir wollen mehr Demokratie wagen. W. Brandt
Infos gibts im Netz!
"Banken sind ja nichts anderes als eine Sammelstelle für das Geld, das die Bürger gewinnbringend anlegen wollen und das die Banken dann weiterverleihen."
Eine dermaßen naive Sichtweise ist schlicht peinlich von einer "finanzpolitischen Korrespondentin"
Wenigstens die taz sollte gegen diese in die Irre führenden Vereinfachungen gewappnet sein.
Hier nur ein sehr wichtiges Stichwort:
„Geldschöpfung“
Eine Diskussion über ein Paritätsgesetz im Bundestag ist jetzt genau richtig. Denn zukünftig könnte der Bundestag noch männerdominierter sein.
Debatte Kapitalismuskritik: Was ist jetzt noch links?
Die Finanzkrise bringt die Kapitalismuskritik durcheinander. Besonders umstritten bei den Linken: Soll der Staat die Banken retten? Die Antwort kann nur lauten: Ja
Ist jetzt etwa jeder links? Oder niemand mehr? Die Finanzkrise scheint alle angestammten Orientierungsmuster hinfortzuspülen. Selbst die konservative FAZ druckt nun Radiovorträge von John Maynard Keynes wie einen Forsetzungsroman, und auch Bankiers beklagen inzwischen die Bonigier ihrer Kollegen. Kapitalismuskritik hat Karriere gemacht, sie gehört zum guten Ton.
Gleichzeitig wird immer unklarer, welche Folgen die Kapitalismuskritik real haben soll, wenn man von den Boni absieht, die jeder unmöglich findet, der nicht Manager ist. Die Finanzkrise wirft Probleme auf, für die es kaum theoretische Vorarbeiten gibt. Das sorgt für Streit, auch bei den Linken. Geradezu exemplarisch ist die aktuelle Kontroverse, ob man die angeschlagenen Banken retten oder untergehen lassen soll. Besonders umstritten ist dabei die Hypo Real Estate, die schon 102 Milliarden Euro als Kredite und Garantien erhalten hat, obwohl die Bank an der Börse nicht einmal mehr 220 Millionen Euro wert ist. Dieses krasse Missverhältnis zwingt zum Grübeln, zumal der Staat nun weitere Hilfen in Milliardenhöhe plant.
Und so finden es inzwischen viele Linke richtig, die Banken einfach in die Pleite steuern zu lassen. Der Kommunikationswissenschaftler Friedrich Krotz etwa fragt: "Warum sollen die, die den Markt immer vergöttert haben, jetzt nicht mit diesem Markt glücklich untergehen dürfen?" Krotz sieht eine Gefahr, die nicht zu leugnen ist: "Statt der Vermögen der Banker werden die Verluste der Banken verstaatlicht und dadurch erst sozialisiert und den Steuerzahlern aufgebürdet" (taz, 19. 2. 09). Auch der Korruptionsexperte Werner Rügemer fordert eine Insolvenz für die Hypo Real Estate: Sie hätte keine systemrelevante Bedeutung für die Realwirtschaft. Es ginge nur "um spekulative Interbankengeschäfte" (Junge Welt, 25. 2. 09).
Doch es gibt auch andere Stimmen innerhalb der Linken. So glaubt der Globalisierungskritiker Peter Wahl, dass die Rettung der Banken "leider unausweichlich" sei, wenn man eine schwere Depression vermeiden wolle (taz, 23. 2. 09). Und wer hat jetzt recht?
Die Antwort ist unbefriedigend: Man weiß es nicht ganz sicher. Es ist eine der wichtigsten Lektionen aus dieser Finanzkrise, dass sich fast alle Prognosen über ihren Verlauf als falsch erwiesen haben. Das politökonomische Wissen hat sich rasant entwertet.
Um diese Orientierungslosigkeit mit einer Anekdote anschaulich zu machen: Kürzlich kündigte die US-Regierung an, dass sie für die Rettung der Banken zwei Billionen Dollar zur Verfügung stellt. Damit bewies sie immerhin, dass sie den Umfang des Problems begriffen hat. Doch wie sie diese enorme Summe konkret verwenden will, dazu schwieg sie. Die Börsen reagierten schockiert und schickten die Aktienkurse auf Talfahrt. Den Grund für die rätselhafte Konzeptlosigkeit der Regierung hat dann etwas später die Washington Post offenbart: Wochenlang habe das Team um den neuen Finanzminister Geithner das Rettungspaket berechnet und geplant - nur um zwei Tage vor der Verkündigung festzustellen, dass ihre Maßnahmen nicht funktionieren würden. Seither ist Sendepause.
Inmitten dieser globalen Ratlosigkeit scheint es nur einen Orientierungspunkt zu geben: Man weiß immerhin, welche Fehler sich als fatal erwiesen haben. Das kann durchaus hilfreich sein, wenn es gilt, über das Schicksal der Hypo Real Estate zu entscheiden.
So war es fraglos ein Flop, die US-Investmentbank Lehman Brothers nicht zu retten. Diese Entscheidung fiel am 14. September in der Nacht. Am nächsten Morgen war die Finanzkrise weltweit außer Kontrolle geraten. Weitere Banken und Versicherungen kollabierten - und selbst Kleinsparer in Deutschland gehörten zu den unmittelbaren Lehman-Opfern.
Dieser Dominoeffekt war von den meisten nicht vorhergesehen worden. Stattdessen hatten namhafte Finanzexperten wie der Harvard-Professor Kenneth Rogoff zuvor gefordert, dass die Banken ihre Verluste selbst tragen sollen. Die damalige Begründung erinnert durchaus an die Argumentation, die jetzt bei vielen Linken zu finden ist, wenn sie eine Rettung der Hypo Real Estate ablehnen: Die Investmentbanker müssen lernen, dass sie Verluste nicht immer auf den Staat abwälzen können. Lehman Brothers schien dann geradezu perfekt, um ein Exempel zu statuieren, denn es handelte sich um eine eher kleine Bank.
Das Ergebnis ist bekannt: Das Wort "systemrelevant" trifft nun auf unvermutet viele Kreditinstitute zu. Nach dem Lehman-Desaster erscheint keine Bank mehr zu klein, als dass man ihr nicht zutrauen würde, die globalen Finanzmärkte in den Abgrund zu reißen. Bei der Hypo Real Estate ist diese Sorge schon deswegen plausibel, weil sie ungefähr genauso groß ist wie Lehman Brothers.
Ein Konkurs der Hypo Real Estate würde übrigens keineswegs nur anonyme Banker schädigen, wie es Rügemer anklingen lässt, wenn er "spekulative Interbankengeschäfte" vermutet. Stattdessen wären indirekt Millionen von Deutschen betroffen. Banken sind ja nichts anderes als eine Sammelstelle für das Geld, das die Bürger gewinnbringend anlegen wollen und das die Banken dann weiterverleihen. Wenn nun die Hypo Real Estate Bankrott ginge und die anderen Banken ihre HRE-Kredite abschreiben müssten, dann würde dieser Verlust jeden treffen, der Bankanleihen gezeichnet hat, Zertifikate besitzt - oder eine Lebensversicherung abgeschlossen hat. Wenn das Abschreibungskarussell erst einmal startet, dann tun sich überall horrende Verluste auf, wie Lehman Brothers bewiesen hat.
Die Hypo Real Estate sollte also gerettet werden. Trotzdem ist das linke Misstrauen berechtigt, dass alle Steuerzahler die Last tragen - aber nur die Kapitalbesitzer profitieren. Ob es nun die Aktionäre der Banken sind oder eben die Besitzer von Anleihen. Solche Mitnahmeeffekte lassen sich nur ausgleichen, indem die Vermögenden an den Rettungspaketen beteiligt werden. Das Instrument ist schlicht und Linken gut vertraut: Die Steuern für die Begüterten müssen steigen. Die Stichworte heißen Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer, Vermögensteuer, Abgeltungsteuer und auch Körperschaftsteuer.
Die Konservativen haben die Gefahr durchaus gesichtet, dass Steuererhöhungen für ihre reiche Klientel drohen könnten. Die Antwort ist das Verwirrspiel rund um die Managerboni, die nun auch von Bankern scharf attackiert werden. Diese scheinbare Selbstkritik ist durchaus pfiffig: Damit wird die Empörung über die Finanzkrise kanalisiert - und vor allem personalisiert. Strukturelle Veränderungen wie Steuererhöhungen geraten schnell aus dem Blick, wenn sich das Publikum an Spitzenverdienern wie Deutsche-Bank-Chef Ackermann abarbeitet.
Was also ist noch links? Die Antwort heißt heutzutage wohl: Man rettet den Kapitalismus, aber nicht die großen Kapitalbesitzer.
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Kommentar von
Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).