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Debatte Friedenspreis für Carolin EmckeWer alles richtig macht, kriegt Keile

Das Unbehagen an Emcke ist groß. Nichts dürfe man gegen die „Moralsuse“ haben. Was nur zeigt, wie wichtig ihr Anschreiben gegen den Hass ist.

Zu perfekt? Foto: imago/Sven Simon

Wer einen Friedenspreis in Deutschland verliehen bekommt, sollte die Splitterschutzweste am besten schon parat haben. Es ist zu vermuten, dass Carolin Emcke, die diesjährige Preisträgerin des „Friedenspreises des deutschen Buchhandels“ weiß, mit einer solchen Weste umzugehen, schließlich hat sie jahrelang aus Kriegs- und Krisengebieten berichtet. Sie hat dem Elend und dem Hunger ins Auge gesehen, der Armut und ganz sicher auch dem Bösen, dem sie sich in ihrer Rede in der Frankfurter Paulskirche gewidmet hatte. Dem Bösen, hier im Gewand des Rechtspopulismus, dem sie in ihrem jüngsten Buch „Gegen den Hass“ essayistisch entgegengetreten war.

Während sie in der Paulskirche, der heiligen Halle deutscher Nation, mit Ovationen bedacht worden war, war man in den Redaktionsstuben / Großraumbüros / Newsrooms weniger wohlmeinend mit ihr – der Kollegin. Schon seit bekannt wurde, dass sie heuer den Friedenspreis bekommen würde, ging es los mit den Sticheleien gegen eine Publizistin, deren Ansehen seit geraumer Zeit sehr groß ist.

„Carolin Emcke ist eine Frau, gegen die man nichts haben kann“, beklagte die Welt-Redakteurin Hannah Lühmann („Warum linke Männer keine Eier haben“) nach der offiziellen Ankündigung und fuhr fort: „Emcke den Friedenspreis zu verleihen, ist etwa so originell, wie Bambi süß zu finden.“

Mit dieser eher an einen Treppenhauslästerei erinnernden Ansage hatte sie quasi den Ton vorgegeben für das, was da noch kommen sollte – nicht nur, aber auch aus ihrem Verlagshaus.

Verachtung des Denkens

Schon die Besprechungen von „Gegen den Hass“ waren, freundlich gesagt, durchwachsen. So wurde Emcke im Zentralorgan des Klassenkampfs, der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit, vorgeworfen, in ihren Betrachtungen die soziale Frage außer Acht gelassen zu haben und sich stattdessen auf Gedöns-Nebenwidersprüche („Oberflächenprobleme“) wie die Geschlechterfrage oder Rassismus zu konzentrieren – all dies auch noch als Vertreterin einer „global bestens vernetzten und arrivierten Meinungselite“, die mit Pathos beklage, als „Homosexuelle und Publizistin“ der Verachtung ausgesetzt zu sein.

Als pathetisch kann dies wohl nur bezeichnen, wer selbst noch nie aufgrund seiner sexuellen Orientierung um seine persönliche Sicherheit fürchten musste – aber immerhin wahrte man im Feuilleton der Zeit den Ton.

taz.am wochenende

Die Grünen standen einmal für Steuererhöhungen. Nun würden sie aber lieber gut bei der Bundestagswahl abschneiden – mit den Stimmen von Anwälten und Oberärzten. Wie sie still und leise ihren Kurs korrigieren, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 29./30. Oktober. Außerdem: Fußball gilt als Integrationsmotor? Ist er das wirklich? Und: Selbst wenn Donald Trump nicht gewählt wird – was wird aus dem Hass, den er gesät hat? Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

In der Onlineausgabe hingegen gefiel sich deren Kolumnist Thomas Fischer erneut in seiner Rolle des bösen, alten, weißen Mannes. Als die Verleihung des Friedenspreises bekannt wurde, schrieb er einfach mal so: „Wir lassen es herabschallen: Carolin! Emcke! Wir melden uns hiermit an auf der Warteliste der zehn verfolgtesten lesbischen Friedenskämpferinnen ohne eigene Meinung.“ Und noch einmal drauf: „belanglos“, „Geräusch der Worte“, „ein Nichts an Substanz“, Emcke!

Und wenn man es schon mit friedenskämpfenden Lesben zu tun hat, die sich in der Paulskirche darüber beklagen, dass sie zwar Reden halten, aber keine Kinder adoptieren dürfen, kann man die Gelegenheit ja gleich nutzen, ein paar Dinge zurechtzurücken. Dachte sich Richard Kämmerlings, wiederum in der Welt: „Demokratie bedeutet auch, dass Rechte von Minderheiten eingeschränkt werden können.“ So nämlich, wie die Rechte von Autofahrern (Tempolimit) und Hundebesitzern (Maulkorbzwang) eingeschränkt werden könnten, müssten eben auch (die Sicherheit gefährdende?) Homosexuelle mit Einschränkungen rechnen (Adoptionsrecht). Und sonst? Emcke, sie predige ja lediglich zu den Bekehrten.

Keine Außenseiterin

Emcke eine Priesterin. Schlimmer noch, wie die „Allerweltstheologin Margot Käßmann“ trete die Preisträgerin auf, echauffiert sich Welt-Kollege Thomas Schmid in seinem „Bericht von einem Feldgottesdienst“ und meint damit die Verleihungszeremonie in der Paulskirche, in der sich die links-liberale Gesellschaft wie in einer Sekte gegenseitig auf die Schultern haue, Emcke mittendrin, die sich zwar als Außenseiterin geriere, aber doch mittendrin sei in dieser Gesellschaft. Außerdem: zu viel Hannah Arendt, überhaupt zu viel Sprachphilosophie.

Ein Unbehagen wird hier geäußert, mal mehr, mal weniger deutlich – eine diffuse Ablehnung, die verstörend wirkt, weil Carolin Emcke zuvor als Lichtgestalt gefeiert wurde, geradezu konsensual geliebt wurde. Eine Frau. Homosexuell. Intellektuell. Eine Kriegsreporterin – ist es das, was Hannah Lühmann meinte, als sie schrieb, dass man gegen Carolin Emcke ja nichts haben könne?

Kann man ja offensichtlich schon, der Damm ist jedenfalls gebrochen. Das ist hierzulande schon anderen Lichtgestalten passiert. Margot Käßmann wurde schon erwähnt, aber auch der ehemalige Verteidigungsminister, dessen Namen man schon nicht mehr richtig schreiben kann, so vergessen ist er (Karl-Theodor zu Guttenberg) wurde lange auf einem Schild herumgetragen, bevor er mit Verve in den Dreck geschleudert wurde.

Der schönste Aufsatz von allen

Allerdings hatten sich Käßmann und zu Guttenberg tatsächlich etwas zu Schulden kommen lassen, als da wären: eine alkoholisierte Autofahrt und das Plagiieren einer Doktorarbeit. Aber was genau eigentlich hat Carolin Emcke nun falsch gemacht, außer, alles richtig zu machen? Würde es helfen, wenn sie besoffen mit einem Braunkohlekraftwerk über die Autobahn brettern würde?

Es ist das eine, mit ihr über Fragen des Verfassungspatriotismus zu debattieren oder mit ihr über die sozialen Probleme der Zuwanderung streiten zu wollen – aber eigentlich wird ihr zum Vorwurf gemacht, dass sie das Richtige sagt, dass sie eine predigende Moralsuse ist. Klassenkeile für Emcke, die mal wieder den schönsten Aufsatz von allen geschrieben hat und nun auch noch einen Preis dafür bekommt. Und gegen die man ja nichts haben kann – auch, weil sie homosexuell ist und also einer Minderheit angehört.

Eine Minderheit, die doch längst alles hat und nicht weiter nerven soll – gerade jetzt, wo es um wichtigere Dinge geht. Und dann kommt Carolin Emcke und beklagt sich in der Paulskirche: „Wir dürfen Bücher schreiben, die in Schulen unterrichtet werden, aber unsere Liebe soll nach der Vorstellung mancher Eltern in Schulbüchern maximal „geduldet“ und auf gar keinen Fall „respektiert“ werden?

Wahrheit muss sein

Auch das ist eben wahr in Deutschland, 2016. Es wäre ja wirklich schön, wenn man zu all diesen Dingen nichts mehr sagen müsste. So wie es ja auch schön wäre, wenn man solche Dinge nicht mehr sagen müsste: „Menschenrechte sind kein Nullsummenspiel. Niemand verliert seine Rechte, wenn sie allen zugesichert werden. Menschenrechte sind voraussetzungslos. Sie können und müssen nicht verdient werden. Es gibt keine Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit jemand als Mensch anerkannt und geschützt wird. Zuneigung oder Abneigung, Zustimmung oder Abscheu zu individuellen Lebensentwürfen, sozialen Praktiken oder religiösen Überzeugungen dürfen keine Rolle spielen. Das ist der Kern einer liberalen, offenen, säkularen Gesellschaft.“

Solche Sätze hat Carolin Emcke in ihrem Buch geschrieben – und in ihrer Rede in der Frankfurter Paulskirche gesagt. Wunderbar wäre es, wenn es sich bei diesen Sätzen tatsächlich um solche Allgemeinplätze und Banalitäten handeln würde, wie in den Kritiken behauptet. Doch ganz im Gegenteil sind diese Dinge ja keineswegs selbstverständlich – Gewalt und Aggressionen gegen Minderheiten nehmen zu – und jener „hohe Ton“, den man Emcke ankreidet, ist derzeit mehr als angebracht. Es geht darum, die Demokratie, die Freiheit, die Diversität zu verteidigen. Und das wird Carolin Emcke doch wohl noch mal sagen dürfen.

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19 Kommentare

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  • Alles was Emcke gesagt hat war richtig.

    Ärgern tue ich mich über alles was sie NICHT gesagt hat.

     

    Zu offensichtlich hat sie die Rede in ihre bevorzugte Richtung gerufen. Und zu offensichtlich war das der Grund warum sie geladen wurde.

  • "... zuvor als Lichtgestalt gefeiert wurde, geradezu konsensual geliebt wurde. Eine Frau. Homosexuell."

     

    Reichen denn die Attribute 'Frau' und 'Homosexuell' schon alleine, um gefeiert zu werden ?

  • Was sie nun falsch gemacht hat? Nun, sie ergeht sich in Allgemeinplätzen, denen wohl ein jeder zustimmen würde. Wenn es aber konkret wird, dann hält sie sich selbst nicht an ihre eigenen Worte. Man müsse und dürfe Handlungen, nicht Personen, kritisieren sagt sie. Oder etwa "Menschenrechte sind voraussetzungslos. Sie können und müssen nicht verdient werden. Es gibt keine Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit jemand als Mensch anerkannt und geschützt wird", betonte Emcke. "Zuneigung oder Abneigung, Zustimmung oder Abscheu zu individuellen Lebensentwürfen, sozialen Praktiken oder religiösen Überzeugungen dürfen keine Rolle spielen.".

     

    Würde ich sofort unterschreiben. Wenn man aber ihre Worte ernst nimmt und Menschenrechte tatsächlich voraussetzungslos und geschlechtsunabhängig für alle einfordert, dann münzt sie Kritik an Handlungen ohne mit der Wimper zu zucken in Kritik an Personen um. So geschehen in einer Kolummne der Süddeutschen, wo sie ganz nonchalant die Gleichung aufmacht, dass wer in §1631d BGB eine Grundrechtsverletzung ausmache ja eigentlich nur von Antisemitismus getrieben sein könne. Handlungen kritisieren münzt sie da locker in Judenhass um und voraussetzungslose Grundrechte interessieren sie da auch nicht. Also leere, wohlfeile Worte, die beim Lackmustest schnell in sich zusammenfallen.

    • @Rerun:

      Welche Grundrechtsverletzung sollte denn in § 1631d (Beschneidung des männlichen Kindes) auszumachen sein?

      Ich würde zwar allen Eltern empfehlen, diesen Eingriff erst in einem Alter vornehmen zu lassen, in dem der Vorhautträger selbst darüber entscheiden kann, aber eine Grundrechtsverletzung kann ich im Rahmen dieses Paragraphen auch nicht erkennen. Mitunter ist ein solcher Eingriff auch medizinisch notwendig und gewöhnlich sind damit hygienische und gesundheitlich-präventive Vorteile - auch im Hinblick auf spätere Sexualpartner - verbunden.

      • @Rainer B.:

        Medizinisch notwendig ist der Eingriff in den seltensten Fällen und wird dann auch nicht kritisiert.

        Hygienisch ist er so sinnvoll wie die Entfernung des Augenlids. Gesundheitlich-präventiv ist er auch nicht und Prävention auch nicht geboten - liegt eine Phimose vor kann, falls Salbe nicht hilft, immer noch geschnitten werden.

        Entlarvend die Formulierung, dass die Eltern die Verstümmelung vornehmen lassen könnten, wenn der Sohn es entscheiden kann.

         

        Die sexuelle Lust soll bekämpft werden, nennen wir es doch beim Namen!

        • @Stefan Wagner:

          "Hygienisch ist er so sinnvoll wie die Entfernung des Augenlids."

           

          Das ist kompletter Unsinn! Die (medizinisch nicht notwendige) Entfernung des Augenlids wäre ein klarer Eingriff in das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit, die Entfernung der Vorhaut ist es ebensowenig wie die Entfernung des Blinddarms. So wie der Blinddarm zu ernsthaften Komplikationen führen kann, so ist es auch bei der Vorhaut. Sexuelle Lust hängt auch keineswegs vom Vorhandensein einer Vorhaut ab

          Was meine Formulierung in Bezug auf das Alter für eine Beschneidung "entlarven" soll, erschließt sich mir auch nicht.

           

          Zur Hygiene und Prävention siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Zirkumzision#Hygienische_und_gesundheitlich-pr.C3.A4ventive_Motive

      • @Rainer B.:

        Körperliche Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung um nur mal die augenfälligsten zu erwähnen. In Verbindung mit §226a StGB kommt natürlich noch Geschlechtsdiskriminierung und so einiges anders zusammen. Lesen Sie Tonio Walter oder Herzberg wenn Sie es genauer wissen wollen.

        • @Rerun:

          Das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit wird durch die (sachgerechte) Entfernung der Vorhaut nicht verletzt, zumal der Gesetzgeber diesen Eingriff nur unter der Prämisse zuläßt, dass er "nach den Regeln der ärztlichen Kunst durchgeführt wird" und "das Kindeswohl nicht gefährdet".

          Auch das Grundrecht auf sexuelle Selbstbestimmung wird durch diesen Eingriff - ganz anders als bei der Beschneidung des weiblichen Genitals - nicht berührt. Als Folge daraus entfällt hier auch die Möglichkeit einer Geschlechtsdiskriminierung. Siehe dazu auch meine Antwort auf STEFAN WAGNER.

          • @Rainer B.:

            Beschneidung ohne das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit zu verletzen das wäre so ziemlich die Quadratur des Kreises. Und welche Auswirkungen das Fehlen der Vorhaut auf die Fähigkeit zur Masturbation hat, muss ich Ihnen hoffentlich nicht im Detail erläutern. Immer wieder unfassbar, was mancher doch für eine Ignoranz entwickelt, um dieses Ritual (und das ihm geschehene?) zu rechtfertigen. Bei Mädchen ist übrigens bereits das bloße Anritzen der Schamlippen unter Strafe gestellt. Derartige Eingriffe sind für die betroffenen Frauen weniger gravierend als die Beschneidung bei Jungen. Aber zurück zum Thema: Mit genau diesem blinden Fleck in Bezug auf Menschenrechte läuft Frau Emcke auch herum.

            • @Rerun:

              "Und welche Auswirkungen das Fehlen der Vorhaut auf die Fähigkeit zur Masturbation hat, muss ich Ihnen hoffentlich nicht im Detail erläutern."

               

              Nein, das müssen sie ganz sicher nicht. Ich bin seit Jahrzehnten beschnitten und habe trotzdem keinerlei Probleme, was Masturbation und andere sexuelle Aktivitäten angeht. Die männliche Vorhaut ist so überflüssig wie ein Hühnerauge oder ein Überbein und wenn sie fachgerecht entfernt wird hat das keinerlei Einfluss auf die körperliche Unversehrtheit - im Gegenteil.

  • Ich hab eigentlich bisher nur Lob und Anerkennung für Carolin Emcke gehört. Insbesondere ihre Rede in der Paulskirche wurde ja vom Publikum begeistert aufgenommen und auch danach vielfach gelobt.

    Vielleicht liegt es ja daran, dass ich auf Quellen wie "Welt" und "Zeit" und ähnliche "Zentralorgane des Klassenkampfs" weitestgehend gut verzichten kann. Aus meiner Sicht muss man auch nicht allen gleichermaßen gefallen, um sich einen „Friedenspreis des deutschen Buchhandels“ wohl verdient zu haben. So what?

  • Mit Verlaub!

     

    "…Es geht darum, die Demokratie, die Freiheit, die Diversität zu verteidigen. Und das wird Carolin Emcke doch wohl noch mal sagen dürfen.

     

    Sicher.

    Als einer - der zuvor ihren Namen -

    Noch nie gehört & Nix von ihr gelesen hatte - gebe nach tour d' horizont e parforce - angesichts der fottos du taz & den Breitseiten der gelinde gesprochen Anwürfe - die eine eine

    Frage - Wird das alles nicht auch -

    Vor der Folie - Blaupause -

    Glaubhaft-, ja -würdigkeits-Gap - Verhandelt?!

    Den spontanen Eindruck bin ich -

    En passant e detail nicht losgeworden!

    Das andere darauf ihr billiges Süppchen kochen - wäre eine

    Andere weitere ehe Frage!

    (PU - übernehmen Sie. Danke;)

  • 3G
    36119 (Profil gelöscht)

    Es ist nicht einfach und erst recht nicht opportun, in Deutschland von der Mehrheitungsmeinung abzuweichen. Wer das trotzdem tut, egal in welche Richtung, wird im günstigsten Falle als verwirrt betrachtet und diskreditiert. Als normal gilt nur, was zumindest von einer der grossen Parteien und ihren medialen Begleitern so hingestellt wird. Ich empfinde die BR Deutschland als eine (gute) Diktatur. Immerhin.

  • Der Herr Reichert sagt es selbst, was viele und auch mich nervt bei ihr: Sie ist wie die Mitschülerin, die in ihrem Aufsatz sagt was wir (Genervten) schon wissen und auch akzeptiert haben. Wir hätten uns nicht getraut, so Bekanntes solche Selbstvertändlichkeiten so vorzutragen, als müsste man uns über Geklärtes nochmal aufklären. Als seien wir deppert) Uns/Mir wird implizit unterstellt, wir/ich sei(en) Ignorant(en). Ihren Vorträgen fehlt jede Überraschung, jedes Ertappt-werden. Ein video, welches zeigt wie einem Menschen der Kopf abgeschlagen wird, zu kommentieren "Dieser Hass, diese Gewalt muss aufhören" ist nicht mehr Wert als zu sagen 1+1 ist 2 2+2 ist 4. Nervt.

    Mich würde interessieren, ob sie selber eventuell (oder gar notwendigerweise) auch Hass empfindet gegenüber denen, deren Hass sie angreift. Sagte der Philosoph Jaspers nicht mal: Wir wüssten nicht warum wir (etwas) lieben, wenn wir nicht wüssten, was wir hassen. Den Hass an sich zu veruteilen, jeglichen Hass, wie soll ich sagen, zu vermeiden, geht das? die Hassenden die sie meint, können wir ihnen nicht auch unterstellen, dass sie etwas lieben? Könnte ihr Hass nicht eine Art Selbstvergewisserung, eine art Schutzreaktion sein? Wahrscheinlich haben sie (auch) Angst, die Hassenden. Mehr Vertehen würde helfen. Für die auf der richtigen Seite (taz-leser) sind hassenswert die, die verständliche Angst oder einfach die angst von menschen schüren. Davor mussten wir wiederum Angst haben, dass das Leuten gelingt. Oder ist diese politisch korrekte Angst etwa auch geschürt worden (von den Emckes und Co)???

    Oder rede ich mal nur von mir: die haben (die pegidas meine ich ) angst und hassen die Flüchtlinge Schwule usw.. Schaue ich mich an, habe auch ich angst und hasse die, die Flüchtlinge hassen.

     

    Bin ich besser als die?

     

    Mit der Bitte um eine weise Antwort.

    • @Wolfgang Hanspach:

      Mir ist ein Thema noch sehr wichtig! Man stellt sich vor, das Kind hat gewalttätige Eltern, sie schlagen das Kind selber, aber auch seine Geschwister. Um diese Situationen zu überstehen, lernt das Kind, als eine mögliche Reaktion, keine Empathie mehr zu entwickeln. Es muss sich unempfindlich machen gegenüber dem Schmerz des Anderen.Es könnte den Schmerz und die Ohnmacht nicht ertragen. Das ist das Muster welches solche Kinder dann mitnehmen können. Manche spalten das Erlebte komplett ab und rutschen durch zumeist unbewusste Triggersituationen immer wieder in Panikzustände. So stehen diese Menschen unter einem sehr viel höheren Angst- und Stresspegel insgesamt, das dürfte jedem einleuchten. So aber kann es zu Menschen ohne Empathie kommen, die wiederum das selber erlebte Schicksal auch z. T. unreflektiert weitergeben. Was ich jetzt wichtig dabei finde ist, dass die Reaktionsmuster auch wieder sehr unterschiedlich sein können, das ist vom Typ und Familiensystemen wiederum abhängig, weshalb auch hier, wie immer gilt, nicht zu generalisieren, denn es gibt Menschen unter ihnen, die sich z. B. im Opferschutz engagieren, andere isolieren sich immer mehr und mehr oder werden PolizistInnen oder Rechtsanwälte/Innen oder suchen sich oft auch gewalttätige BeziehungpartnerInnen. Es kommt zudem darauf an, wie stark die Traumatisierungen waren, wann sie begannen, ob es Bezugspersonen waren und ob es auch positive menschliche Beziehungen gab, ob zusätzliche Faktoren wie Armut oder Heim- Aufenthalt dazukamen. Es gilt m. E. letztendlich nur das genaue Hinschauen und Schutzmechnismen mehr und mehr verstehen zu lernen.

    • @Wolfgang Hanspach:

      ich schrieb in meiner ersten Antwort von "Toleranzgrenze", das war nicht ausreichend. Es muss heißen "Stresstoleranzgrenze".

    • @Wolfgang Hanspach:

      T. 2

      Ausgrenzung und Ablehnung aufgrund von Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung, Dicksein, Behindert sein usw. sind sehr schmerzhafte, oftmals eben auch traumatische Erfahrungen (dabei möchte ich aber meine Ablehnung traumatischer, religiöser Praktiken im frühen Alter von Jungen und Mädchen ganz deutlich zum Ausdruck bringen. Auch da wird einfach immer wieder nur weggesehen, auch aufgrund der Überforderung m. E. und weil die Folgen eben oft nicht sofort sichtbar werden, sondern meist erst im späteren Erwachsenenalter!) Ich erachte es als enorm wichtig, uns bewusst zu machen, wie sehr die Mechanismen von verdrängten oder unbewussten Traumatas wirken können (man denke an sexuelle Übergriffe an Mädchen und Jungen z. B (die unsichtbaren Traumatas) ., oder die vielen versteckten Unterdrückungen und Grenzüberschreitungen oder Gewalt innerhalb auch von Familiensystemen). Es gilt zu erkennen, wo die z. B. übersteigerte Angst und daraus folgend eben Gewalt entstehen kann, als eine von vielen anderen möglichen Reaktionen (oft entstehen auch ängstlich vermeidende Reaktionen, oder eine andere stark idealisierende Reaktion zum Zwecke der Identifizierung damit (was ich zurzeit auch beobachte) , im Gegenzug dann eine andere unterdrückende Reaktion, oder die Reaktion, die Verantwortung einem vermeintlich Starken zu übertragen und sich in eine Art gehorsamen und eben auch Verantwortung abgebenden Kindheitstsstatus flüchten (kann auch wieder aus Überforderungsangst entstehen). Die wirklichen Auslöser sind meines Erachtens oft immer noch viel zu unsichtbar, weil sie viel zu oft schon in der Kindheit / Jugend beginnen. Deshalb ist meines Erachtens Psychoanalyse nicht die schlechteste Wahl. Der nächste Schritt müsste dann sein, einen liebevolleren Umgang mit sich selber zu lernen.

    • @Wolfgang Hanspach:

      Nur ein Versuch einer Antwort!

      Auf alle Fälle eine sehr gute Frage, wie ich finde. Ein immerwährender Keislauf vermutlich, der oftmals ja auch immer wieder in Gewalt endet. Angst ist wirklich natürlich, angebracht, angemessen, aber es kommt eben drauf an, wie mit dieser Angst dann umgegangen wird. Wie wir reagieren. Wegschauen ist absolut keine Option, aber eben auch oftmals eine Reaktion aus Angst und Überforderung (manche reagieren dann wiederum aus Überforderung auch wieder mit Gewalt und Unterdrückung, was nicht zu vergessen ist, was auch mit dem Aufwachsen wiederum zu tun haben kann, wie hoch die Toleranzgrenze z.B. war usw.). Verbote sind auch nicht die weiseste Lösung oft, können bestenfalls eine Zwischenlösung darstellen um einen Weg zu weisen. Der wichtigste Grund ist und bleibt da vor allem der Opferschutz. Ihre Frage ist meiner Meinung nach der Kern aller Fragen überhaupt aktuell, m. E. . Wo wir stehen (auch politisch) hat eben auch sehr viel damit zu tun, wo und wie wir aufgewachsenen sind, in welchen Verhältnissen, wie unser Elternhaus geprägt war. Das ist das, was uns am meisten beeinflusst und absolut nicht zu unterschätzen ist. Ich bin der Meinung, dass wir nur mehr verstehen werden, wenn wir diesen Hintergrund mehr gewichten und uns da auch versuchen, mehr zu erkennen und zu reflektieren. Warum ich manchmal eben auch innerlich mit Gewaltfantasieren / Hass usw., oder vereinzelt sogar mit realer Gewalt reagiere, z. B. gegnüber Menschen mit rechtsextremen Gedankengut -oder manchmal eben auch vermeintlich rechtextremen Ansichten, wo Menschen eben auch getriggert reagieren können, weil sie so viele negative Ausgrenzungserfahrungen gemacht haben in ihren oftmals eben noch jüngeren Jahren. Das ist dann auch verständlich und nachvollziehbar, aber dennoch bleibt es wichtig, das auch versuchen zu reflektieren, wo vielleicht manchmal auch eine innere Panik wirkt .