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Debatte FreitagscasinoGeheimsache Haftung

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Mit 310 Milliarden Euro bürgt Deutschland in der Eurokrise. Aber was heißt das? Wo bisher nur Milliarden auf dem Papier stehen, könnte bald reales Geld fließen.

Haften ohne Folgen? Nur, wenn man auf seine Kinder aufpasst. Bild: dpa

G eheimpapier – das klingt gut. Was geheim ist, muss wichtig sein. Und so zirkulierte in der vergangenen Woche ein „Geheimpapier“ des Bundesrechnungshofes, in dem zu lesen stand, dass der Bund inzwischen für mindestens 310,3 Milliarden in der Eurokrise haftet.

Das ist eine klare Ansage. Unklar blieb jedoch, warum es sich um ein „Geheimpapier“ handeln sollte. Denn es ist keineswegs unbekannt, welche Garantien Deutschland übernommen hat. Ganz im Gegenteil. Jede einzelne Zusage muss vom Bundestag abgesegnet werden. Der Bundesrechnungshof hat also nur den Taschenrechner benutzt und alle Einzelsummen addiert.

Um die verschiedenen Posten noch einmal zu wiederholen: Es gibt das erste Hilfspaket für Griechenland, die Hilfen der EU-Kommission, den bisherigen Rettungsschirm EFSF und den neuen Rettungsschirm ESM.

Bild: taz
Ulrike Hermann

ist Wirtschaftskorrespondentin der taz. Demnächst wird sie unter dem Titel "Cash & Crash" auf taz.de bloggen. Denn die Eurokrise ist inzwischen so komplex, dass eine Zeitung gar nicht mehr reicht.

Vor lauter Aufregung über dieses angebliche „Geheimpapier“ ging die entscheidende Frage unter: Was bedeutet es eigentlich, dass Deutschland offiziell für mindestens 310,3 Milliarden Euro haftet? Denn Haftung kann ja recht folgenlos sein, wie alle wissen, die schon mal an einer Baustelle das Schild „Eltern haften für ihre Kinder“ gelesen haben. Diese Drohung hat noch keine Familie in Panik versetzt, weil allgemein bekannt ist, dass es erst einmal zu einem Schaden kommen muss, bevor die Haftung einsetzt. Haftung und Haftungsrisiko sind eben nicht das Gleiche.

In der Eurokrise müsste also abgeschätzt werden, wie wahrscheinlich es ist, dass Deutschland für die Kredite an die Krisenländer einstehen muss, für die es gebürgt hat. Dafür gibt es keine Prozentzahl, weil es keine geben kann. Denn die Eurokrise steuert auf ein Paradox zu: Es könnte sein, dass das Haftungsrisiko umso geringer ausfällt, je mehr Haftung Deutschland übernimmt.

Drei Fronten

Aber von vorn. Bei jeder Risikoberechnung ist entscheidend, von welchem Szenario man ausgeht. Risikobewertung und Prognose sind nicht zu trennen. Und die Zukunft sieht tatsächlich düster aus, denn die Eurokrise beschleunigt sich an mindestens drei Fronten.

Erstes Problem: Die Zinsen für Italien und Spanien sind zu hoch. Bei einer Auktion am Donnerstag musste die spanische Regierung für 10-jährige Papiere rund 6,4 Prozent Zinsen bieten. Diese hohen Kosten treiben jeden Staat irgendwann in die Pleite.

Zweites Problem: In den Krisenländern geht die Panik um. Viele Bankkunden bringen ihr Geld in Sicherheit – und überweisen es auf Konten in Deutschland. Dort bleibt es natürlich nicht liegen, sondern wird über die Europäische Zentralbank (EZB) wieder zurück in die Krisenländer transferiert. Denn ohne diese Liquiditätshilfen wären die dortigen Banken sofort pleite. Wichtig dabei: Auch gesunde Institute steuern in den Bankrott, wenn die Kunden Gelder abziehen.

Deswegen springt die EZB ja ein. Allerdings gerät sie an ihre Grenzen. Vor zwei Wochen gab die Notenbank bekannt, dass sie jetzt sogar Autokredite als Sicherheit akzeptiert. Die EZB muss also schon eher bedenkliche Papiere ins Depot nehmen, damit sie die bedrohten Banken mit Geld versorgen kann.

Rezession frisst sich in den Kern

Was auch verstanden werden muss: Wenn spanische Bankkunden ihre Euros nach Deutschland überweisen, dann wird aus spanischem Geld sozusagen deutsches Geld, das anschließend nach Spanien zurückfließt. Sollten in Spanien Banken pleitegehen – dann haften letztlich die Bundesbank und die EZB dafür, dass die Spanier mit deutschen Konten ihr Geld wiedersehen.

Schon dies zeigt: Die Haftung Deutschlands ist weitaus umfangreicher, als es das „Geheimpapier“ vermuten lässt. Offenbar hat der Bundesrechnungshof noch nicht davon gehört, dass in der Eurozone Kapitalverkehrsfreiheit existiert.

Drittes Problem: Die Wirtschaft in der Eurozone bricht ein – und zwar nicht nur in den Krisenländern. Längst frisst sich die Rezession bis in den Kern vor, gelten auch Frankreich und die Niederlande als bedroht. Deutschland kommen seine Euro-Partner abhanden. Ganz real stellt sich die Frage, wer eigentlich noch für die Krisenstaaten haften soll – wenn fast jedes Euroland als Krisenstaat zählt.

Eine einfache Lösung

Auch dieses Problem ist der EZB nicht entgangen, die daher am Donnerstag den Leitzins von 1,0 auf 0,75 Prozent gesenkt hat. Das gab es noch nie. Trotzdem wird dieser historische Superlativ nichts bringen, denn die Rezession verschärft sich ja nicht, weil der Leitzins mit 1,0 Prozent exorbitant gewesen wäre – sondern weil fast überall in Europa gespart wird.

Dieses Spardiktat ist eine deutsche Erfindung, die mit dem Fiskalpakt nun in alle Euroländer exportiert wird. Zunächst wirkt die deutsche Logik zwingend: Wenn die Krisenländer ihrer Defizite einschränken, dann muss doch auch das deutsche Haftungsrisiko sinken! Wo weniger Schulden sind, kann weniger Geld verloren gehen.

Kanzlerin Merkel will also sicherstellen, dass es bei jenen 310,3 Milliarden Euro bleibt, die im „Geheimpapier“ als Haftungssumme genannt sind. Sehr stolz kam sie vom EU-Gipfel in der vergangenen Woche zurück – und hielt es ernsthaft für einen Sieg, dass sie die Italiener und Spanier nur mit vagen Zukunftsversprechen namens Bankenunion und erweiterte ESM-Kompetenzen abgespeist hatte.

Schade nur, dass die Realität stört. Denn die Eurokrise eskaliert – und so wird stets wahrscheinlicher, dass aus der Haftung ein Schadensfall wird. Wo bisher 310,3 Milliarden Euro nur auf dem Papier stehen, könnte demnächst reales Geld fließen. Während die Haftung also möglichst minimiert wird, steigt das Haftungsrisiko rasant.

Es wäre daher Zeit, diese Logik umzudrehen – und das Haftungsrisiko zu senken, indem man die Haftung ausweitet. Die Lösung wäre denkbar schlicht: Der EZB müsste gestattet sein, die Staatsanleihen von Italien und Spanien aufzukaufen. Prompt würden die Zinsen sinken und auch die Kapitalflucht enden. Die Pleite von Staat und Banken wäre abgewendet. Und wo kein Bankrott ist, da ist auch kein Risiko. Wäre doch schön für Deutschland.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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12 Kommentare

 / 
  • MB
    Markus Brandt^

    @ Sabine:

     

    Auf Ihre nicht vorhandene Kinderstube will ich nicht im Detail eingehen.

     

    Es schreckt mich schon ein wenig wie wenig ökonomischen Sachverstand Sie allerdings haben während Sie lautstark andere zum Schweigen auffordern.

     

    Wenn ein Land sich von einem anderen Land Geld erschleicht welches es darauf in qualitativ hochwertige Güter steckt und sich weitere Schulden dann ebenfalls von ersterem Land begleichen lässt, dann nenne ich das Diebstahl. Soviel dazu wer hier was für wen gezahlt hat. Was Sie hier von " Export-Emport Verhaeltnis (sic!)" schreiben ist dabei im besten Fall belanglos, im schlimmsten Fall reine Desinformation.

     

    Desweiteren: Nennen Sie mir doch mal nur ein einziges Eliteprodukt der griechischen Industrie?

    Und: Kaufen Sie doch nur griechische Staatsanleihen, wenn Sie von der Schaffenskraft der Griechen und von den gesunden sozialen und ökonomischen Strukturen Griechenlands so überzeugt sind. Sie zweifeln doch nicht etwa daran, dass Sie Ihr Geld wiedersehen?

     

    Zuletzt: Ich würde Sie niemals auffordern zu Schweigen. Ich bitte Sie vielmehr innständigst darum sich nur fleißig weiter zu äußern. Nur so kann man sehen wo der andere steht und ehrlich gesagt könnte ich gar keinen besseren "Fürsprecher" für meine Thesen und Vorderungen haben als Ihre Äußerungen ;-)

  • I
    Illoinen

    Man hört und liest ständig von den Risiken, aber was ist mit den Gewinnen, welche seit der Euroeinführung auch realisiert wurden und werden? Nach der Lesart Deutschlands, gehören die Gewinne Deutschland natürlich alleine, aber die Kosten für die massiven Exporte, die zu den Wettbewerbsverzerrungen in der EU geführt haben, sollen andere tragen? Deutschland hat mit der Einführung des Euro alles im Euroraum niederkonkurriert, aber das liest und hört man fast nur in der Ausländischen Presse. In Deutschland aber herrscht eine Stammtisch Propaganda, und wird von einer Mehrheit in Deutschland mitgetragen.

  • F
    Fabian

    Das Schicksal gebe mir die Gutgläubigkeit mancher Menschen hier.

     

    Es geht nicht um Lösungen im Sinne, wie sanieren wir unsere Haushalte, wie können wir wieder Spielraum für die Politik schaffen, wie bauen wir das Haus Europa für die europäische Bevölkerung weiter und sozialer auf!

     

    Die Lösungen wären in der Tat einfach und höchst wirksam vorhanden.

     

    Doch es geht einzig um die komplette Entkoppelung der sozialen Gemeinschaft - was angestrebt wird ist eine soziale Hackordnung - ähnlich der im Mittelalter - ich spreche von "indischen Verhätlnissen".

     

    Da man nicht einfach per Gesetz festlegen kann -

    a) die Finanzwirtschaft als globaler Masterstratege einer globalen Wirtschaft erhält sämtliche Steuerungsmacht dieser Welt.

    b) die Politik dient und handelt einzig zum Wohle dieser - Halbgötter mit Millionenboniberechtigung

    c) sollen deren materielle Bedürfnisse nicht ausreichend befriedigt werden - aus welchen Gründen auch immer - werden die arbeitenden Massen regelmäßig in die Pflicht genommen

    d) damit keine unerwarteten sozialen Schocks auf das Prekariat einwirken legen wir von Grund auf das niedrigst denkbare Lebensstandartmodell für die Gruppe der Nutzmenschen fest.

     

    .... darum geht man den Umweg über die "Krise" - sie vermittelt eine Notwendigkeit zur Kürzung - man geht regional getrennt vor - hetzt die Menschen gegeneinander auf - die Entrechteten gegen die noch nicht völlig Entrechteten und umgekehrt - die Politik handelt seit jeher einzig zum Wohl des Kapitals, das Kapital mach dann Zugeständnisse, wenn es ihm als notwendig erscheint.

     

    Angesichts der künftigen Ressourcenknappheit kann es wohl kaum als sinnvoll erachtet werden, eine globale Wohlstandgesellschaft zu etablieren.

     

    Sinnvoll - für den Plutokraten - ist es, eine gigantiscche Nutzmenschenherde in möglichst zentrieten Gebieten vorzuhalten - sie dort zu kontrollieren und notfalls auch schnell eliminieren zu können.

     

    Auf diesem Weg befinden wir uns.

     

    Ein kleine Gruppe von Menschen wird weiter in feudalem Überfluß existieren - wir werden - wie fast seit jeher - und wie ohnehin auch heute im Großteil der Welt - Unmenschen an der Macht und Elend an der Basis sehen.

     

    Was wir hier in Europa aufführen, was die Intelligenzia in den Debattierclubs - den Universitäten, den Medien, auf den Plätzen und in den Foren überall denkt und konstruiert - es sind nichts weiter als Ornamente - Ornamente die bald einer sozial geschmückten Vergangenheit angehören werden.

     

    Wir sind selber schuld, wir haben eine ganze Generation lang versäumt das Elend eines Großteils der Welt ernsthaft zu bekämpfen, wir haben es vesäumt eine globale, humande Gemeinschaft aufzubauen - lieber war uns der kleine eigene Vorteil - meiner Meinung nach haben wir damit unsere Kinder und Kindeskinder dem Übel ausgeliefert - letztich sind wir die Vernichter des zarten Pflänzchens soziale Welt -

     

    Ich fürchte ich werde selbst noch diese graue soziale Brühe erleben - in Deutschland sind ohnehin auch heute schon fast ein Viertel der Menschen im Gewöhnungsprozess.

     

    Viel Freude beim konstruieren von Lösungen meine Damen und Herren -

  • MA
    Mirko A.

    Wie bitte... deutsches Spardiktat?

    Die Griechen versorgen sich mit Milliarden aus den EU-Fördertöpfen, seit Anbeginn des EU-Beitrittes.

    Und "deutsches Sparen" ist ja wohl eher Treppenwitz... wann hat der deutsche Staat auch nur einen Cent gespart???

     

     

    Übrigens, das Ganze kostet den deutschen Steuerzahler schon mehrere Milliarden Geld - weil die Bundesbank quasi nichts mehr an die Staatskasse abführt.

  • H
    helmut

    Unser Problem ist, dass wir globalisierte

    Gläubige haben und das wir der EU-Oberhansi sind,

    wider dem Volkswillen, der keine

    EURO-Union wollte.

    Wir müssen raus aus dem EURO und raus aus

    jeglichen Haftungsverbindlichkeiten!

  • S
    sabine

    @Markus Brandt

     

    1)Meister der Korruption in Griechenland waren deutsche Firmen, vorallem der Waffenindustrie

     

    2) Wenn man das Export-Emport Verhaeltnis seit 1950 zwischen BRD und Griechenland vergleicht dann kann man sehr leicht herausfinden wer fuer wen bezahlt hat

     

    3) Deutschland hat massive von der Krise proffitiert dafuer kann man im Internet s

     

    4) Deutchland(nicht Griechenland) hat Europa zwei mal zerstoert die letzte 100 Jahren und dafuer kein Phennig bezahlt.

     

    5)Deutchland war die letzte 100 Jahren 4 mal bankrot und NIE fuer ihre Schulden bezahlt.

     

    Also Klappe!!!!

  • D
    DollyDollar

    Joa(!), doa schau her, so einfah is des?

    Herrmann 4 president!

    I haft.

  • T
    Tappe

    Einfache Lösung für ein komplexes Problem.

    Was aber passiert, wenn die EZB im großen Stil Schulden der Krisenländer aufgekauft hat?

    Sind die Finanzmärkte dann befriedet?

    Anstatt das Italien einen geringeren Zinssatz zahlt, könnte auch Deutschland den Zinssatz zahlen, den jetzt Italien zahlt.

    Die Ratingagenturen werden auch Deutschland schnell downgraden mit entsprechenden Folgen für den Zinssatz.

    So stark wie viele denken ist Deutschland nicht.Eine Spekulation gegen Deutschland wird für einige ein lukratives Freudenfest (Soros?).

    Es werden schon jetzt verstärkt Kreditausfallversicherungen auf deutsche Anleihen gekauft.

    Ich halte das für ein Vabanque-Spiel mit maximalem Einsatz.

    Damit begibt man sich bedingungslos und ohne einen Plan B in die Hände der Hedgefonds und anderer Spekulanten. Danach gibt es dann wirklich keine Handlungsmöglichkeit mehr.

  • J
    j.e.s

    Die Aufschrift auf dem Schild passt nicht zum Artikel. Es müsste heißen: "Kinder haften für ihre Eltern (und deren Politiker)".

  • O
    oliver

    Was ist neu an ihrer Auslegung? Ok alle sagen offiziell nein zu weiterer unbegrenzter Haftung... um politische Aemter zu behalten, aber in Wahrheit gibt es keinen anderen Weg als die Notenpresse anzuwerfen. Und das hat nichts speziell mit dem Euro zu tun. Amerika, England, Japan...und China versuchen sich in der Disziplin zu uebertrumpfen. Denn jeder weiss, wer am meissten Geld drucken kann ohne in gleichem Maße die eigene Waehrung zu inflationieren geht als Sieger fuer den Augenblick durchs Ziel. Und wie alle wissen ist das das einzige was zaehlt.

  • J
    Jörn

    Die Bürgschaften ausweiten um den Haftungsfall zu verringern? Das klingt wie gutes Geld dem schlechten hinterher zu werfen!

    Viele Unternehmer, die lehrbuchmässig Geschäfts- und Privatvermögen trennen, erhöhen in Problemzeien nicht selen die Haftung und weiten sie auf ihr Privatvermögen aus. Damit wird meistens jedoch nur der Schadensfall hinausgezögert und vergrössert.

    Alle europäischen Staaten - auch Deutschland - leiden an einem Ausgabe-/Einnahmemissverhältnis. Dies ist aber kein schlichte "Leben über die Verhältnisse", sondern die Folge davo, dass man die Reichen immer weniger besteuert - gleichzeitig aber die Ausgaben für Bildung und Soziales nicht massiv kürzen möchte. So wurde jahrzehntelang das Geld vom Mittelstand zu den Reichen umverteilt. Diese legten es dann als Staatsanleihen an, womit der Staat Bildung und Soziales auf Pump finanziert hat. Die Reichen wurden reicher und der Staat tat so, als ob er das Geld trotzdem hätte.

    Der Steuerwettbewerb in der EU um die niedrigsten Steuern tat ihr übriges. Die Krise kann man daher nicht lösen, in dem man den wenigsten kranken Staat für die dahinsiechenden Staaten bluten lässt. Die Krise kann dadurch gelöst werden, dass die Einnahmsituation der EU-Staaten durch eine europaweite Steuer auf grosse Vermögen - auch wenn sie ausserhalb der EU gehalten werden - einführt. Dann könnte die EU auch von allen Staaten einen Schuldenanteil übernehmen und diesen durch diese Steuer langfristig abbezahlen. Wenn die EU Schulden in Höhe von 60% des BSP übernehmen würde, würden alle kranken Staaten Blutkonserven erhalten, die sie sicher wieder auf eigene Beine stellt. Dann muss nicht ein kränkelnder Staat einem kranken Staat Blut spenden mit dem Risiko bald selbst genauso krank zu sein.

  • MB
    Markus Brandt

    Links ist rechts, oben ist unten, schwarz ist weiss und Sparen ist das Problem nicht die Schulden. So ein Irrsinn. Unser Problem ist, dass ein Teil des Kontinentes für mehrere Jahrzehnte einen riesigen Schuldenberg angehäuft hat und gleichzeitig aktiv seine Industrie gegen Korruption und Staatswirtschaft eingetauscht hat. Ausserdem geht es in diesen Staaten zu wie im dunklen Mittelalter während die Sozialgesetze mit denen von uns aus den 70ern vergleichbar sind. Entweder die reformieren sich radikal (höheres Renteneintrittsalter, HarzIV, konsequentes Einziehen von Steuern,...) um Wachstum zu erzeugen oder sie werden zu Entwicklungsländern. Der wichtige Punkt ist, dass nicht zu wenig Geld das Problem ist, sondern dass es einfach Null wertschöpfung in Südeuropa gibt. Da wird einfach nichts sinvolles produziert. Die Werte und die Gesetze in den betroffenen Staaten sind eines modernen, europäischen Landes nicht würdig und somit kann auch gar keine Produktivität geschaffen werden. Die Korruption und die Kriminalität muss erst beseitigt werden, bevor das etwas wird. Kredite machen das Problem ja nur schlimmer, weil dann der Eindruck entsteht, man könne einfach so weitermachen. So hat Griechenland jetzt ja auch offiziell zugegeben, dass das Reformprogramm seit einem Jahr quasi auf Eis liegt, weil man dachte, dass dei Deutschen wieder und wieder zahlen werden. Soviel zum thema Solidarität! Wird Zeit das die im 21. Jhdt ankommen. So, das war mein heutiger rant ;-)