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Debatte EU-VertragEine Gefahr für die Bürgerrechte

Ralf Sotscheck
Kommentar von Ralf Sotscheck

Der EU-Vertrag von Lissabon ist unsozial und undemokratisch. Deshalb sollten die Iren ihn ablehnen. Sie sind die einzigen EU-Europäer, die das per Referendum tun können.

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Ralf Sotscheck
Korrespondent Irland/GB
Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net
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7 Kommentare

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  • B
    bbux

    Es ist doch ein politischer Offenbarungseid, wenn gleich mehrere Länderregierungen gegen den ausdrücklichen Willen ihres Volkes, sogar unter Zuhilfenahme von Verfassungsänderungen(!) quasi mit Gewalt einen Vertrag durchpeitschen wollen, der ganz offensichtlich nur den einen Zweck hat, die Interessen einer allmächtigen Wirtschaftslobby zu wahren und für die Zukunft einen warmen Geldregen zu sichern - ebenso den Hütern dieses Schatzes: Den B-Politikern, die im Europaparlament dieses Desaster für den einfachen Euro-Bürger zu verantworten haben.

     

    Ich hoffe inständig, dass die Iren NO sagen!!! Und ich hoffe, dass dieser gute Kommentar der Vorbote ist - für eine Artikelserie in der TAZ, die nicht nachlässt, die vielleicht auch andere Veröffentlichungen nach sich zieht, damit dieses Schweigen endlich aufhört und das Ausmaß der drohenden Katastrophe den Menschen zugänglich gemacht wird.

  • R
    Realo

    Der Kommentar ist schlecht recherchiert, enthält Falschinformationen und arbeitet vorwiegend mit Unterstellungen. Sie verzichten insbesondere darauf ihre zum Teil abenteuerlichen Auslegungen und Theorien durch irgendwelche Quellen zu belegen.

     

    Ich kann mich daher nur dem Kommentar von E.Döhler anschließen, der darauf bereits hingewiesen hat.

     

    Nur ergänzend:

    Der Vertrag zwingt nicht zur Privatisierung von staatlichen Unternehmen. Die Eigentumsgarantie des Art. 295 EG bleibt unangetastet.

     

    Auch im Steuerrecht liegen Sie völlig daneben. Die Vertragsänderung gewährt die Möglichkeit direkte Steuern anzugleichen. Dies muß einstimmig geschehen. Steuerwettbewerb auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner bekommen Sie dadurch nicht, ganz im Gegenteil, Harmonisierung ist gerade ein Mittel um schädlichen zwischenstaatlichen Steuerwettbewerb zu verhindern.

  • TK
    T. Kölschbach

    Es spielt gar keine Rolle, welche Details dieses Vertragswerk enthält. Viel schlimmer ist doch, dass alles hinter dem Rücken des gemeinen EU Bürgers abgelaufen ist. Die Medien haben es leider versäumt auf diesen Missstand hinzuweisen. Somit vielen Dank, Herr Sotscheck, für das kurze und knappe Statement. Man kann sich nur wünschen, dass die Iren einen klaren Kopf behalten und mit Nein stimmen.

  • E
    ennzo

    Bravo Herr Ralf Sotscheck,

     

    ein ausgezeichneter Kommentar!

     

    Danke dafür, er zeigt deutlich auf, welche unsägliche Gefahren mit diesem EU-Vertrag auf die Gesellschaft in demokratischer, soziologischer und militaristischer Hinsicht zugemutet werden.

     

    Die gewählten Beführworter (Parlamentarier) dieses Vertrages sollten sich schämen diesem zuzustimmen und damit gegen die Interessen Ihrer Wähler zu handeln.

  • K
    karl

    Ausgezeichneter Kommentar, beschreibt die Wahrheit sehr treffgenau. Stimme auf der ganzen Linie zu. Man kann nur hoffen, dass die Iren den Widerstand aufbringen der uns nicht möglich ist...

  • ED
    E. Döhler

    Zu dem Beitrag von Herrn Sotscheck sind einige Anmerkungen zu machen:

     

    1. Zwar wird im Lissabonvertrag gefordert, dass die EU-Mitglieder ihre militärischen Fähigkeiten verbessern sollen, jedoch ist, anders als beim Euro-Stabilitätspakt, keine Sanktion für Staaten vorgesehen, die das nicht tun.

    2. Gemeinsame Auslandseinsätze müssen nach Art 31 EUV einstimmig beschlossen werden, Deutschland kann also zu keinem nicht gewünschten Militäreinsatz gezwungen werden (http://eur-lex.europa.eu/JOHtml.do?uri=OJ:C:2008:115:SOM:DE:HTML). Dieser Eindruck wird aber mit der Behauptung erweckt, dass schon der Vertrag selbst die EU zu Militäreinsätzen bevollmächtigt.

    3. Dadurch, dass die Grundrechtscharta für rechtsverbindlich erklärt wird, können sich nun auch Bürger der EU bei Klagen vor dem EuGH direkt auf sie berufen. Sie ist keineswegs nur ein Feigenblatt.

    4. Länder wie Schweden haben jetzt schon eine niedrige Besteuerung von Unternehmen, können aber dennoch ein hoch entwickeltes Sozialsystem über Mehrwert- und Einkommenssteuer finanzieren. Steuerwettbewerb führt also nicht zwingend zu einem Minimalstaat.

    5. Einen Europarat gibt es in der Europäischen Union nicht. Es gibt nur den Europäischen Rat (Staats- und Regierungschefs) und den Rat der Europäischen Union (Ministerrat).

    6. In Art.16 EUV steht nichts von Privatisierung, er befasst sich mit Befugnissen und Arbeitsweise des Rates der europäischen Union(Link s.o.). Im Übrigen fehlt in dem Kommentar ein Beleg, dass durch den Vertrag von Lissabon zusätzliche Marktliberalisierungen im Vergleich zum Istzustand erfolgen.

    7. Nach Art. 48 EUV müssen Änderungen des Primärrechts auch im vereinfachten Verfahren von den Nationalstaaten gemäß ihrer verfassungsrechtlichen Bestimmungen einstimmig angenommen werden. Wie die Nationalstaaten diese verfassungsrechtlichen Bestimmungen ausgestalten bleibt ihnen überlassen.

     

    Insgesamt ist der Kommentar unausgewogen und schlecht recherchiert.

  • L
    L.A.WOMAN

    Danke Ralf Sotscheck!

    Als langjährige Abonnentin des Irland Journals

    und Besucherin einer Lesung mit Ihnen, kenne

    und schätze ich Sie eher von der menschlich literarischen Seite.

     

    Aber Sie können auch anders:

    Besser konnte man den EU-Vertrag mit seinen vielen Fallen für uns BürgerInnen nicht beschreiben.

     

    Die Diskussion hierüber vermisse ich sehr in der taz.

     

    Mir scheint, die einzige Bewegung, die sich aktiv einmischt, ist attac, die Aktivisten aus Deutschland zur Zeit vor Ort hat.

     

    Diese ganze kritische Begleitung fehlt in der gesamten deutschen Presse, was ich skandalös finde.

     

    Für die Zukunft meiner drei Kinder lassen die massiven neoliberalen Vorgaben wie die Förderung der Privatisierung von staatlichen Einrichtungen, Förderung Atomkraft und die Forderung nach ständiger Aufrüstungsanpassung Schlimmes befürchten. Es werden nur noch die großen Länder durch ihre Industrien das Sagen haben!

    Also liebe Iren:

    Ich hoffe, ihr seid mindestens so bockig wie euer Sänger Van Morrison 'no guru, no method, no teacher' und lasst Euch nichts einreden, say NO!